AG Welt e.V.

Kreuzweg – zum Sündenerlass?

von Ernst-Martin Borst

Als Kreuzweg (lat. via crucis = Weg des Kreuzes) wird einer der Wege bezeichnet, der von Jerusalem zu der Stätte führt, an der Jesus Christus gekreuzigt wurde. Dieser Weg führt dann weiter bis zu dem Grab, in das Jesus nach seiner Kreuzigung hingelegt wurde. Diese Wegstrecke ist bekannt unter dem Namen Via Dolorosa (= schmerzensreiche Straße).

Angeblich sollen schon in den Anfängen der Christenheit Gläubige den Kreuzweg beschritten haben, jedoch ist dies nicht eindeutig belegt. Schriftlich belegt ist, dass die Franziskaner im 13. Jahrhundert den katholischen Brauch des Kreuzweg-Pilgerns einführten. Dabei wurde und wird bis heute der Kreuzweg plastisch – mit Bildern, in Stein gemeißelt oder in Holz geschnitzt – nachgestellt.

Aufgeteilt ist der Kreuzweg in meist 14 Stationen. Örtlich gibt es aber auch Ausnahmen mit z.B. 7 oder 15 Stationen. Die einzelnen Stationen beziehen sich teils auf die biblischen Texte des Leidensweges Jesu Christi, teils aber auch auf frei erfundene Begebenheiten. So haben bei dem Kreuzweg mit 15 Stationen 6 Stationen keinen biblischen Bezug.

Kreuzwege befinden sich überwiegend in Klöstern, in katholischen Kirchen und inzwischen auch in evangelischen Kirchen und sogar in evangelischen Freikirchen. In evangelischen Kirchen und Freikirchen handelt es sich oft um mobile Kreuzwege. Begangen werden die Kreuzwege das ganze Jahr über, besonders jedoch in der Passionszeit.

Kreuzweg-Prozessionen und ihre Motive

Bei einer Kreuzweg-Prozession (auch Kreuzweg-Wallfahrt genannt) gehen Teilnehmer langsam von Station zu Station, um dort dann zu knien, zu singen, zu meditieren und zu Jesus, zu Heiligen und zu Maria zu beten. Als Hilfsmittel dienen vorbereitete Kreuzweg-Gebete und der Rosenkranz. Eines dieser Gebete lautet:

„O Jesus, Ewiger Sohn des Ewigen Vaters, wahrer Gott vom wahren Gott, lass mich in dieser heiligen Übung Deines Kreuzweges schauen, wie Du Dein gnadenspendendes Leiden in dieser Welt durch alle Jahrhunderte hindurch in Deiner Kirche fortsetzt und vollendest. Ergänze Du selbst in uns, den Gliedern Deines mystischen Leibes, was an Deinen Leiden für die Vollendung Deiner Kirche noch aussteht. Schmerzhafte Mutter Maria, Herz der heiligen Kirche, Tempel des Heiligen Geistes und Sitz der Weisheit, gib mir auf diesem Kreuzweg Anteil an Deinem Mitleiden und Miterlösen. Amen.“

(Quelle: gloria.tv)

Die Wallfahrer haben meist eine anschauliche Ausrüstung dabei. So tragen sie oftmals leichte, aber auch schwere Kreuze. Auch Kerzen und Weihwasser gehören dazu. Um das Thema Kreuzweg hat sich eine regelrechte Industrie entwickelt. Das Angebot ist riesig: Rosenkränze in verschiedenen Ausführungen, Bilder, Kreuze, mobile Kreuzweg-Stationen im Klein- oder Großformat, Medaillen, Malbücher für Kinder, Postkarten, T-Shirts, Heiligen-Figuren, Kerzen, Bilderbücher, Liederbücher, Gebetsbücher, Spiele, Filme, Videos, Andachtsbücher, Schmuck, Meditationen, Bildbände u.v.m. (Quelle: holyart.de)

Die Wallfahrer gehen den oft mühsamen Kreuzweg aus unterschiedlichsten Motiven:

• Durch ihre Mühe (Rosenkranzbeten, langes Knien, schweres Kreuz tragen…) wollen sie bei Gott etwas Bestimmtes erreichen (Gesundheit, Glück, Finden eines Ehepartners…).

• Indem sie bereit sind, die Leiden Jesu Christi und Marias auf sich zu nehmen, erwarten die Teilnehmer, den Höllenqualen zu entrinnen. Die römisch-katholische Kirche (RKK) bekennt wörtlich (Quelle: adorare.ch):

„So oft man in reumütiger Gesinnung und ordnungsgemäß
den heiligen Kreuzweg betend geht, gewinnt man
einen vollkommenen Ablass der Sünden!“

• Für manche ist es einfach nur katholische Tradition wie Taufe, Erstkommunion, Firmung und Beichte.

• Manchmal werden auch spezielle Kreuzwege angeboten, wie z.B. der Kreuzweg für ungeborene Kinder.

An die Praxis des Kreuzweges werden auch Kinder und Kleinkinder herangeführt. Für Kindergärten, Kinder- und Jugendgruppen und auch für Schulen gibt es von kirchlichen Stellen und Verlagen diverse Anleitungen und Materialien.

Bewertung

Die RKK begründet den Kreuzweg mit den Bibeltexten aus Matthäus 16,24; Markus 8,34 und Lukas 9,23:

„Wer mein Jünger sein will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“

Mit diesen Bibelstellen lässt sich keinesfalls die Praxis des Kreuzweges begründen.

Der Hintergrund für diese Kreuzweg-Tradition sind Lehre, Tradition und Glaubenspraxis der RKK. Der entscheidende Punkt dabei ist, dass diese Kirche keine Wiedergeburt oder Bekehrung im biblischen Sinne kennt. Den Mitgliedern der RKK wird vorenthalten, dass Jesus Christus ein für allemal am Kreuz auf Golgatha für unsere Sünden gestorben und wieder auferstanden ist. Es wird ihnen vorenthalten, dass der Mensch aus Gnaden errettet wird. Wer zu Jesus Christus kommt, seine Sünden von Herzen bekennt und bereit ist, Jesus Christus nachzufolgen, ist ein wiedergeborener und erretteter Mensch. Die RKK bekennt aber:

„Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können.“

(Quelle: Katechismus der Katholischen Kirche, Auslegung des Glaubensbekenntnisses, Art. 11 und 12, unifr.ch)

Weiter bekennt die RKK:

„Werden mit der Sündenschuld auch alle Sündenstrafen nachgelassen? Mit der Sündenschuld und der ewigen Sündenstrafe werden von Gott nicht immer alle zeitlichen Sündenstrafen nachgelassen. Der Priester hat das Recht und die Pflicht, je nach Beschaffenheit der Sünden und der Fähigkeit des Sünders, heilsame und entsprechende Genugtuungswerke aufzuerlegen. Auch freiwillige Bußübungen und das geduldige Ertragen göttlicher Heimsuchungen besitzen genugtuenden Wert.“

Durch diese Irrlehren konnten solche Menschenwerke wie Rosenkranzbeten, Heiligenverehrung und Kreuzweg-Wallfahrten den Mitgliedern als „Sündenerlass“ vermittelt werden. Mit dem Wort Gottes hat das alles nichts zu tun!

Gottes Wort sagt:

„Und ist in keinem andern Heil, ist auch kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden.“

(Apostelgeschichte 4,12)

„Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.“

(Römer 3,23+24)

„Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erlangt.“

(Hebräer 9,12)

Die Bibel ist eindeutig: Menschen müssen sich nicht abmühen, um gerettet zu werden. Im Gegenteil, der Mensch kann überhaupt nichts dazu tun. ER, Jesus Christus, hat alles getan. IHM sei die Ehre!

Es ist erschütternd, wie im Zeitalter von Ökumene und interreligiöser Verbrüderung auch die Praxis der Kreuzwege immer mehr Verbreitung auch in evangelikalen Kreisen findet. So hat – um nur ein Beispiel zu erwähnen – die Jugend der RKK zusammen mit der Jugend der Evangelischen Kirche, einiger Freikirchen (Baptisten, Methodisten usw.), des CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) und des EC (Jugendverband Entschieden für Christus) einen Online-Kreuzweg erstellt.

Es ist völlig korrekt, in Predigten, Bibelarbeiten und insbesondere beim Abendmahl/Brotbrechen, die biblischen Texte, die über den Leidensweg Jesu Christi berichten, als Wort Gottes zu benennen. Dabei geht es jedoch einzig und allein um die biblische Lehre (Apostelgeschichte 2,42), um die Erinnerung an den Tod Jesu (1.Korinther 11,24) und darum, den Tod Jesu zu verkündigen (1.Korinther 11,26). Diese biblische Praxis hat jedoch nichts mit der Lehre der RKK gemein, nach der sich der Mensch seine Erlösung erarbeiten oder verdienen könne. Das durch Jesus Christus vollbrachte Erlösungswerk ist und bleibt ein Gnadengeschenk.

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