AG Welt e.V.

Gottes Segen

Eberhard Kleina, Foto: privat

von Eberhard Kleina

So säkularisiert und von Gott entfremdet unsere Zeit auch ist, Gottes Segen ist dennoch heute durchaus willkommen. Kaum jemand, dem man Segen wünscht, lehnt dies ab. Bisweilen wird er sogar ausdrücklich gewünscht. Manch einer lässt das neue Auto oder Motorrad segnen. Auch Felder, Wohnungen und anderes stellt man unter Gottes Segen. Gern gesehen sind die Sternsinger, die von Haus zu Haus ziehen und mit Kreide über die Haustür „CMB“ schreiben, dazugesetzt wird die betreffende Jahreszahl. „CMB“ ist die Abkürzung des Lateinischen „Christus mansionem benedicat“, übersetzt: „Christus segne das/dies Haus.“ Gewiss ist vieles Tradition, aber man weiß ja nie, was in Zukunft alles passieren kann. Es gibt offenbar ein Wissen, zumindest eine Ahnung, das eigene Leben nicht komplett in der Hand zu haben, ein höherer Beistand ist – auch in gottferner Zeit – willkommen. Neben Menschen auch Gegenstände zu segnen, ist ein verbreiteter Brauch im katholischen Bereich. Evangelische Christen sind mit der Segnung von Gegenständen sehr zurückhaltend bzw. lehnen sie ganz ab.

Gottes Segen in Gottesdienst und Seelsorge

Im Allgemeinen ist der Zuspruch von Gottes Segen auf den gottesdienstlichen Bereich beschränkt. Menschen werden gesegnet, und zwar an wichtigen Stationen ihres Lebens, etwa bei der Taufe, bei der Konfirmation, bei Trauungen. Das geschieht unter Handauflegung. Selbst am Ende einer Beerdigung werden Angehörige und Trauergäste mit dem Segen entlassen. In freikirchlichen Gemeinden, die keine Säuglingstaufe praktizieren, werden Kinder gesegnet (Markus 10,13-16). Die Einführung in ein kirchliches Amt geschieht unter der Segenszusage. Am Ende eines Gottesdienstes spricht der Pfarrer mit erhobenen Händen der Gemeinde den Aaronitischen Segen zu: „Der HERR segne dich und behüte dich, der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“ (4. Mose 6,24-26). Es gibt andere Formulierungen für den Schlusssegen, aber wenn am Ende des Gottesdienstes kein Segen erteilt würde, fehlte für die meisten Besucher etwas. Man möchte die neue Woche eben unter dem Segen Gottes beginnen und führen. Neben dem Gottesdienstbereich kann auch im seelsorgerlichen Gespräch der Segenszuspruch erfolgen. Auch im Alltagsleben wünschen Menschen in Briefen, in Gesprächen usw. einander Gottes Segen. Da, wo das Tischgebet praktiziert wird, bittet man um Segen: „Komm Herr Jesus, sei unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast.“

Bedeutung des Segens

Sprachgeschichtlich kommen die Begriffe „Segen“ bzw. „Segnen“ aus dem Lateinischen, abgeleitet von „signum“ (Zeichen, Siegel, Stempel) bzw. „signare“ (mit einem Zeichen, Siegel, Stempel versehen). In der Bibel spielt der Segen eine wichtige Rolle. Er ist nicht etwas Geheimnisvoll-Esoterisches und es werden keine geheimen Kräfte beschworen. Segen hat immer mit dem lebendigen dreieinigen Gott zu tun. Segen bzw. Segnen aus biblischer Sicht, im Namen Gottes, bedeuten: Gott wendet sich uns freundlich zu, der Gesegnete wird in den Ausstrahlungsbereich von Gottes Liebe gestellt, erfährt Gottes Zuspruch für sein individuelles Leben, also Gottes großes Ja, seine Bewahrung und Fürsorge, für den Gesegneten persönlich. Wenn wir im Namen Gottes segnen, geben wir diesen Zuspruch Gottes weiter. In der Zeichenhandlung der Handauflegung wird dies besonders unterstrichen, sie bedeutet sinnbildlich die Vermittlung, die Übertragung von Gottes Segen auf die gesegnete Person. Im Folgenden seien einige wichtige Aspekte des Segens nach der Bibel skizziert:

1. Der Segen geht von Gott selbst aus, Er ist alleiniger Segensgeber. Die Geschichte Gottes mit den von Ihm geschaffenen Lebewesen beginnt mit einem Segenswort. In der Schöpfungsgeschichte der Bibel heißt es, zunächst auf die Tiere bezogen: „Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch…“ (1. Mose 1,22). Und wenig später, ebenso über die Menschen: „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch…“ (1. Mose 1,28). Die gesamte von Gott erschaffene Welt steht also unter Gottes Segen. So war es vor dem Sündenfall. Dabei kommt dem Menschen eine höhere Wertigkeit zu als den Tieren, denn nur die Menschen sind Gottes Ebenbild (1. Mose 1,27), Sein Gegenüber, Seine Ansprechpartner. Deswegen gilt:

2. Gott spricht nur Menschen seinen Segen zu, auch nach dem Sündenfall. Im Alten Testament (AT) heißt es in 1.Mose 5,2: Gott „schuf sie als Mann und Frau und segnete sie und gab ihnen den Namen ‚Mensch‘.“ Mose segnete vor seinem Tod die Israeliten (5. Mose 33,1ff). Es gibt viele weitere Segenszusprüche für Menschen, sowohl im Alten, wie auch im Neuen Testament (NT). Als Maria und Josef den neugeborenen Jesus in den Tempel brachten, segnete der alte Simeon sie (Lukas 2,34). Auch Jesus selbst segnete später Personen, etwa die Kinder (Mk. 10,16): „Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.“ Wir halten also zunächst fest, dass in der Bibel Personen gesegnet werden, nicht Gegenstände. Also sollen wir keine Gegenstände segnen. Nun scheint es aber Ausnahmen zu geben, dass eben doch nicht nur Personen gesegnet werden: In 1. Mose 2,3 heißt es: „Gott segnete den siebenten Tag…“, also den Tag und keine Person. Dazu ist einmal zu sagen, dass es der lebendige Gott selbst ist, der diesen Tag segnet, und zum anderen, dass dieser Tag von Gott zum Segen eben für uns Menschen gemacht ist. Wir sollen an diesem Tag ruhen wie Gott selbst geruht hat (2. Mose 20,10). Der Segen dieses Tages wird also auch auf Menschen gelegt. Ein anderes Beispiel, dass keine Personen gesegnet werden, scheint man in der Josefs-Geschichte zu finden. Über Josef im Haus des Potifar heißt es: „…segnete der HERR des Ägypters Haus um Josefs willen…“ (1.Mose 39,5). Das Haus wird gesegnet? Mit „des Ägypters Haus“ sind aber die Hausbewohner gemeint, nicht die Immobilie; also es sind die Menschen, die gesegnet sind. Wenn die Sternsinger das auch so sehen, mag es angehen. Jedoch ein Auto oder ein Motorrad zu segnen, ist nicht möglich, obwohl sie von Menschen benutzt werden. Nirgends in der Bibel werden Wagen gesegnet. Eine Immobilie kann nicht gesegnet werden, sondern nur für den Gottesdienstgebrauch zur Verehrung Gottes geweiht werden, etwa ein neues Kirchengebäude. Dementsprechend wurde auch der neu errichtete Tempel in Jerusalem durch König Salomo Gott geweiht, nicht gesegnet (1.Könige 8,63f).

3. Gott will, dass der von ihm gestiftete Segen weitergegeben wird: Abram (Abraham) wird im AT von Gott gesegnet, und er soll wiederum ein Segen sein (1.Mose 12,2). Im NT fordert Christus uns auf, dass wir die segnen, die uns verfluchen (Matthäus 5,44); ebenso Paulus in Römer 12,14: „Segnet, die euch verfolgen, segnet und flucht nicht.“

4. Der Mensch kann zwischen Segen und Fluch wählen: „Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch: den Segen, wenn ihr gehorcht den Geboten des HERRN, eures Gottes, die ich euch heute gebiete; den Fluch aber, wenn ihr nicht gehorchen werdet den Geboten des HERRN, eures Gottes und abweicht von dem Weg, den ich euch heute gebiete, dass ihr anderen Göttern nachwandelt…“ (5.Mose 11, 26ff; siehe auch 5.Mose 30,16). Der Mensch als Gottes Ebenbild ist ein freies Wesen. Gott zwingt ihn nicht, aber er muss die Konsequenzen seiner Wahl und seines Tuns tragen. Gott aber will, dass der Mensch sich für Ihn entscheidet. Auch im NT wird diese Linie durchgehalten. Nach der Heilung des Gelähmten, sagt Petrus seinen Landsleuten in Apostelgeschichte 3,26: „Für euch zuerst hat Gott seinen Knecht Jesus erweckt und hat ihn zu euch gesandt, euch zu segnen, dass ein jeder sich bekehre von seiner Bosheit.“ Die Umkehr zu Jesus bedeutet Segen, es ist die Abkehr vom Fluch der Bosheit und der Sünde.

5. Gottes Segen ist an die Einhaltung seines Willens gebunden. Dies geht eindeutig aus den obigen Bibelstellen, aus dem 5. Buch Mose hervor. Mit anderen Worten: Man kann nicht Gottes Gebote missachten und dennoch Gottes Segen erteilen oder von Gott Segen erwarten. Auch Jesus hat unmissverständlich gesagt (Matthäus 7,21): „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr! Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.“ Seinen Willen hat Gott in seinen Geboten niedergelegt. Und Jesus ist nicht gekommen, sie aufzulösen, sondern zu erfüllen (Mattäus 5,17). Was gegen Gottes Willen ist, kann demnach nicht gesegnet werden!

Das trifft auch auf die äußerst kontroverse Debatte um die Homosexuellen-Trauung zu. Gott hat praktizierte Homosexualität eindeutig verworfen (3. Mose 20,13; Römer 1,24-27). Daran können auch keine Kirchensynoden-Beschlüsse etwas ändern. Keinem Menschen steht es zu, sich über das Wort des ewigen Gottes zu stellen. Eine Homo-Ehe kann demnach nicht gesegnet werden, aber sehr wohl der einzelne Homosexuelle als Mensch. Auch er ist Gottes Ebenbild, was denn sonst? Auch er bedarf, wie alle anderen Menschen, der Umkehr, der Buße und des Glaubens an Jesus Christus, der für die Sünden aller Menschen gestorben ist. Dann werden „die, die aus dem Glauben sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham“ (Galater 3,9).

Auch der sogenannte Toronto-Segen, der aus dem pfingstkirchlich-charismatischen Bereich kommt, kann nicht Gottes Willen entsprechen. Wenn Menschen bei der Erteilung dieses „Segens“ schreien, Tierlaute von sich geben, Ohnmachts- und Zitteranfälle haben, sowie auf ihrem Rücken auf dem Boden liegen, so gibt es hierfür einmal keinen biblischen Beleg und zum anderen bedeutet das Hintenüberfallen immer ein Zeichen des Gerichtes Gottes (1.Samuel 4,18; Jesaja 28,13; Klagelieder Jeremias 1,13).

In manchen christlichen Gemeinden haben Glaubensgeschwister es sich angewöhnt, mit den Worten „Ich segne dich“ zu grüßen. Dahinter mag keine böse Absicht stecken. Doch diese Brüder und Schwestern dürfen darauf hingewiesen werden, dass der Segen allein von Gott ausgeht und niemals von Menschen. Somit wird ein Segenszuspruch im Namen Gottes nur dann gültig und wirksam, wenn die Gesegneten im Glauben stehen und handeln. Gott gibt seinen Segen nicht wie mit einer Gießkanne, sondern knüpft ihn an die Bedingung des Glaubens, aus dem dann das entsprechende Handeln folgt. Demütig bitten wir mit Worten aus einem bekannten Lied von Peter Strauch:

Herr, wir bitten, komm und segne uns.
Lege auf uns deinen Frieden.
Segnend halte Hände über uns,
rühr uns an mit deiner Kraft.
In die Nacht der Welt hast du uns gestellt,
deine Freude auszubreiten.
In der Traurigkeit, mitten in dem Leid,
lass uns deine Boten sein.

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