AG Welt e.V.

Gnadauer Präses gegen „apokalyptische Gerichtsphantasien“, „gemeinsames Singen“ und „grundrechte-verteidigende und gottesdienste-einklagende“ Prominente

(AG WELT) Der Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes schrieb am 18. April an alle angeschlossenen Werke und Verbände einen vierseitigen Brief.

Darin heißt es, dass es in der „Beurteilung der Pandemie und der staatlichen Maßnahmen“ im Verband „eine gewisse Pluralität“ gebe, und das sei seiner Ansicht nach „auch gut so“. Es überwiege weithin „eine konstruktive und motivierte Grundhaltung“. Dann schreibt er:

„Verschwörungstheorien und apokalyptische Gerichtsphantasien treten bei uns kaum auf – darauf sollten wir weiterhin achten, denn derartige destruktive Nachrichten gewinnen in den sozialen Medien an Raum.“

In diesem Zusammenhang schlägt Diener „ein Format in Microsoft Teams oder eine geschlossene Gruppe auf facebook“ vor. Doch dazu „bedürfe es einiger Ermutigung und Impulse Ihrerseits“, so der Verbandschef.

Im Weiteren stellt Diener klar, dass nicht der Staat Gottesdienste verboten hätte, sondern diese nur „nach dem Infektionsschutzgesetz, aufgrund des Grundrechtes auf körperliche Unversehrtheit“ eingeschränkt habe – wie auch „andere Grundrechte, etwa die Versammlungsfreiheit“. Er betont, dass es doch das „gute Recht“ des Staates sei „und ja übrigens auch eine Maßnahme, die vom allergrößten Teil unserer Bevölkerung mitgetragen wird.“ Fast wie aus einem Manuskript der Bundeskanzlerin abgekupfert, schreibt Diener, „dass ich mir kaum einen anderen Staat vorstellen kann, in dem ich momentan lieber beheimatet wäre als in Deutschland.“

Dann bringt Diener die Leitung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ins Spiel – schließlich ist er dort ja auch Mitglied. Die EKD-Führung sei „im intensiven Austausch seit Ausbruch der Krise“. Man teile „die Priorität des Lebensschutzes“ (Anm. d. R.: wohl aber nicht beim Schutz ungeborenen Lebens!). So spreche man auf der EKD-Leitungsebene davon, „in einer zunehmend säkularen Gesellschaft das Gemeinwohl“ zu stärken und nicht primär die „Eigeninteressen“ zu vertreten. Diener lobt die Absprachen zwischen Staat und Kirche und zählt detailliert notwendige Schutzmaßnahmen auf.

Eine große Gefahr sei, so Diener, das gemeinsame Singen. In einem norwegischen Chor hätten sich viele Sänger infiziert – teils mit tödlichem Ausgang. So mahnt der Präses:

„Es ist also wirklich davon abzuraten, gemeinsam zu singen.“

„Restriktionen“ seien hinzunehmen. Zudem solle man sich „die Schutzkonzepte der Landeskirchen zu eigen zu machen“.

Wieso der Präses – bezüglich etwaiger Ausnahmeregelungen zu Gottesdiensten – auch den Islam ins Feld führt, ist unerklärlich. Er schreibt:

„…aber ich möchte mir nicht ausmalen, was etwa in dörflichen Kontexten geschieht, wenn nachweisbare Infektionsketten sich auf Gottesdienste einer Kirchengemeinde, einer Gemeinschaft oder auch einer Moscheegemeinde zurückführen lassen.“

Im letzten Abschnitt verplappert sich das Oberhaupt des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes. Ohne den Namen „Peter Hahne“ zu erwähnen, formuliert Diener:

„Mir ist der Grundrechte-verteidigende und Gottesdienste-einklagende Ton, wie ihn so mancher Prominente einer bestimmten konservativen Provenienz, kräftig unterstützt von den Unterstützern dieser Positionen, in den letzten Tagen erklingen ließ, völlig fremd. Und ich könnte jetzt gerne noch anfügen, warum gewisse Vergleiche mit Baumärkten, die auch in unseren Reihen teils gerne entrüstet kolportiert werden, einfach nicht stimmen – ich lasse das.“

Der Gottesdienst falle, so Diener, „nicht mit einem bestimmten Format“.

Am Schluss seines Briefes schafft es der Präses dann doch noch, eine geistliche Zeile auf´s Papier zu bringen:

„Voller Vertrauen dürfen wir in dieser besonderen Zeit ‚wie die neugeborenen Kindlein‘ vor unseren Herrn treten und erwarten, dass er Zeit und Ewigkeit in Händen hält.“

 

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