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„Der andere Advent“?

Kalender „Der andere Advent“, Foto: Thomas Schneider/agwelt

von Thomas Schneider

Der Pfarrer unserer Kirchgemeinde verschenkt kurz vor dem Advent an Mitarbeiter den Kalender Der andere Advent. Seit 1995 veröffentlicht der ökumenische Verein Andere Zeiten, mit Sitz in Hamburg, diesen Kalender.

Die erste Ausgabe, 4.000 Exemplare, wurde verschenkt. Nach Angaben des Vereins werden heute mehr als eine halbe Million dieser Kalender gedruckt und auf den Weg gebracht. Initiator der Kampagne ist Hinrich C. G. Westphal, der den Verein bis März 2015 als Vorsitzender und Chefredakteur leitete. Bis 2001 war Westphal als evangelischer Pfarrer tätig und lange Jahre verantwortlich für die Pressearbeit der Nordelbischen Kirche. Westphal ist auch Begründer der Aktion 7 Wochen ohne.

Der neue Chefredakteur des Vereins, Frank Hofmann, studierte Philosophie, Germanistik und Theologie und arbeitete viele Jahre als Redakteur für Motorrad- und Automagazine sowie für Männer-Lifestyle-Magazine. In einem Werbefilm zum Kalender Der andere Advent fragt Hofmann „Was ist das Geheimnis des Kalenders?“ und beantwortet seine Frage auch gleich selbst: „Die Mischung macht‘s. Was wir brauchen sind Gedichte, Vorlesegeschichten, Texte zum Nachdenken und Meditieren, tolle Fotos, schöne Illus, und alles bitteschön ausgewogen evangelisch, katholisch, Mann, Frau, jung, alt, und Gott darf drin vorkommen, muss aber nicht…“

So sieht der Kalender auch aus. Ein bunter Kalender ohne das klare und wahre Wort Gottes. Das war wohl auch das Ziel der Macher. Sie schreiben auf ihrer Webseite: „Auf den Kalenderblättern der Wochentage vom 30. November bis zum 6. Januar geht es um das befreiende Tanzen, um Weitblick, um Freunde und um einen Gott, der in die Knie geht. Die Texte möchten Sie zum Nachdenken einladen über unsere Zeit, unser Miteinander und unsere Hoffnung. Autoren wie Mascha Kaléko, Herbert Grönemeyer, Dietrich Bonhoeffer und Herta Müller sind in diesem Jahr dabei. Begleitet werden sie von Bildern und Illustrationen, die ebenfalls neue Aussichten eröffnen – und von einem Nikolausgeschenk.“

So ist es dem Vereinsvorstandsmitglied und „gelernten Katholiken“ Christian Sauer ein Anliegen „wie man kirchenferne Menschen zeitgemäß und niedrigschwellig für Spiritualität und Glauben interessieren kann“, so sein Statement zum Projekt. Den Kalender Der andere Advent gibt es inzwischen nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder. Auch sie sollen „zeitgemäß und niedrigschwellig über Spiritualität und Glauben“ informiert werden.

Der Kalender für Erwachsene

Im Erwachsenen-Kalender begrüßt das „Andere-Zeiten-Team“ seine Leser damit, dass „die ungeheuerliche Botschaft von Jesu Geburt“„die alte Weihnachtsgeschichte“„in einem neuen Licht – aus der Perspektive von sechs biblischen Figuren“ „Quirinius“, „Herbergsmutter“, „Josef“, „Die Hirtin“, „Maria“ und „Ein Weiser aus dem Morgenland“ –  erzählt wird. – Dieses vermeintlich „neue Licht“ verhindert leider das Erstrahlen des wahren Lichtes, das Gottes Wort in Christus den Menschen schenken will. Geschichten und Gedichte sollen dafür „Wege nach innen“ zeigen:

So könnte ein ganzer Fragenkatalog zum Kalender Der andere Advent aufgestellt werden, der am Ende in drei Fragen mündet: Wo bleibt die wahre biblische Botschaft? Wo bleibt Christus? Wieso wird beides den Menschen vorenthalten?

Auf die Spitze treiben es die Kalendermacher mit einem Bild, auf dem eine dunkelhäutige Frau und ein dunkelhäutiges Kind (als Maria und Jesus im Stall?) vor dem Hintergrund eines Slam zu sehen sind.

Am Ende soll dann „ein Engel“ helfen, „der dir richtig zuhört… der dir wieder Mut macht… um dich zu schützen und zu halten…“ – Wozu braucht es also einen Jesus, der von sich sagt, dass ER der Weg, die Wahrheit und das Leben ist? Der Name Jesus bleibt im Kalender eine vermenschlichte Randnotiz. Nach einer Antwort auf die Frage, wozu Jesus in die Welt gekommen ist, wird der Leser vergeblich suchen. Wer Christus den Menschen bewusst vorenthält, wird sich dafür einmal vor dem Richterstuhl Christi verantworten müssen. Christus spricht: „Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem Vater im Himmel.“

Der Kalender für Kinder

Noch problematischer ist der Kalender für Kinder. Einige Beispiele:

Der abschließende Wunsch des „Andere-Zeiten-Teams“: „…wir wünschen dir, dass dich jeden Tag ein guter Engel begleitet und behütet. Hab ein gutes Jahr voller Glück und Segen!“ – Wozu braucht es also noch Jesus Christus? ER und SEIN Heilsplan werden völlig ausgeblendet. Das ist wohl der vorprogrammierte Sinn des Kalenders Der andere Advent. Einen solchen Advent aber hat die Welt schon zur Genüge. Schade um die Tonnen Papier, die für mehr als eine halbe Million Kalender gebraucht werden. Deren Einsparung wäre ein würdiger Beitrag für echten Umweltschutz!

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