von Ernst-Martin Borst
Der spirituelle „Heilungsmarkt“ boomt. Die Angebote sind kaum noch zu überblicken. In esoterischen Zeitschriften finden sich Angebote zur Heilung durch Weihrauch, Engel, Yoga, Meditation, Energie, kosmische Weisheit, Geist, Erleuchtung, Astrologie, Kraft der Edelsteine, Maria (Mutter Gottes), eigene Lebenskraft, Schamanismus, Reiki, Götter. Sogar der Name „Jesus“ taucht im Zusammenhang mit Esoterik immer wieder auf.
Auch sogenannte „christliche“ Heiler sind auf diesen Zug aufgesprungen und bieten ihre Dienste an. So auch der Pfarrer Daniel Hari (Schweiz). Von 1996 bis 1999 war er Leiter der Heilsarmee in Luzern. Danach fing er seinen Dienst als Heiler an, veröffentlichte 2002 das Buch „Heilen wie Jesus“ und gründete die sogenannte „christozentrische Heilungssschule“ in Basel. Seine Zielgruppe war von Anfang an esoterisches Klientel.
Nach eigenen Angaben wollte Hari den esoterischen Heilern den Glauben an Jesus Christus nahebringen. Es folgten Interviews, Berichte und Werbung in esoterischen Publikationen, wie z.B. in der Monatszeitschrift „Esotera“. Hari bot zahlreiche Seminare und praktische Kurse an zum Thema: „Heilen wie Jesus“. Wie er in seinem gleichnamigen Buch schreibt, habe er in über 20 Ländern Tausende von Interessenten geschult. Zu den Teilnehmern gehörten Reiki-Heiler und Homöopathen, aber auch Heilpraktiker und Naturheilärzte. Auch auf Esoterik-Messen ist Hari mit seiner „Heilkunst“ anzutreffen.
In der Werbung zum Buch heißt es:
Heilen wie Jesus ist mehr als ein Buch. Es ist eine Pflichtlektüre für jeden, der göttliche Heilkräfte wirksam und verantwortungsvoll einsetzen will. Nicht nur esoterisch Interessierte profitieren von den fachlich kompetenten Ausführungen in diesem Buch. Auch die traditionelle Christenheit wird durch die selbstkritischen Aussagen des Autors zu neuem Nachdenken über die Wirksamkeit der heilenden Kräfte und Lebensenergien von Jesus Christus neu herausgefordert. Darüber hinaus bietet dieses Buch einige ganz praktische Anleitungen, um die Wirksamkeit sowie die damit verbundenen Heilerfolge effizient steigern zu können. Zahlreiche wertvolle selbsterlebte Beispiele und Erfahrungen aus der Praxis runden dieses leicht verständliche und gut lesbare Werk ab.
Heilung ist die einzige Botschaft
Da Hari nicht mehr so viel reisen wollte, bietet er seit längerem sogenannte „Webinare“ zu Heilung und auch Heilungsschulungen via Internet an. Dazu meint er:
Jahrzehnte lange Erfahrung ist eingeflossen. Was ich sonst in drei vollen Wochen beziehungsweise im Jahreskurs vermittelt habe, gibt es auf einer E-Learning-Plattform mit Lehr-und Praxis-Videos und Modulhandbüchern sowie mit persönlichem Austausch in WhatsApp- und Facebook-Gruppen. Die Teilnehmer schließen den Kurs mit einem Test ab und erhalten ein Zertifikat. Alles zu einem fairen Preis.
Ausgebildeter Heiler per Internet mit Zertifikat? Wie kann und muss man Hari und seine Vorgehensweise einordnen? Seine Motivation, Menschen aus der esoterischen Szene mit der biblischen Botschaft zu erreichen, ist sicher zu begrüßen. Dass auch Esoteriker, um vor dem ewigen Tod gerettet zu werden, Jesus Christus brauchen, ist unumstritten. Nachdenklich stimmen jedoch in Haris Buch Begriffe und Redewendungen, die dem Vokabular der Esoteriker entsprechen, wie z.B. „höheres Bewusstsein“, „spirituell“, „Lebensenergie“, „Jesusenergie“, „starke göttliche Kraftströme“, „heilende Handauflegung“, „Energieströme“, „positive Heilenergien entfalten“, „Heiler“ und „Heilkräfte besitzen“.
Wer die New Age- und Esoterikbewegung kennt, kann bei Hari kaum einen Unterschied dazu feststellen. „Heilung“ steht bei Hari nicht nur im Vordergrund, sondern sie ist seine einzige Botschaft. Biblische Worte wie Sünde, Kreuz, Himmel, Hölle, Erlösungswerk, Errettung, Gnade oder das Blut Jesu Christi, sind bei ihm nicht oder nur verschwommen zu finden.
Heilung ist kein Beleg für Gottes Eingreifen
Heilung ist kein Beleg für Gottes Eingreifen. Heilung oder angebliche Heilung gibt es in allen Religionen und so auch in esoterischen Strömungen. Selbstverständlich kann Jesus Christus auch heute noch Heilung schenken. Dies geschieht aber nicht durch esoterische Praktiken oder durch New Age – Jünger. Es wird leicht übersehen, dass Heilungen oder angebliche Heilungen auch von Satan, dem Verführer, vollzogen werden können. Im 2. Brief des Paulus an die Korinther im 11. Kapitel, Vers 14, heißt es: „Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts“.
Die oft stark charismatisch geprägte Szene durchschaut Haris Praktiken nicht. So widmet beispielsweise die Zeitschrift Charisma dem „Heiler“ Hari in Ausgabe 4/2019 zwei Seiten. Dort stellt er sein Esoterik – Programm „Heilen wie Jesus“ vor. Charisma ist eine Zeitschrift, die auch innerhalb der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) zunehmende Verbreitung gefunden hat. So sind in der erwähnten Charisma-Ausgabe u.a. auch Beiträge von Personen zu finden, die zur Leitung der DEA gehören, so u.a. vom Vorsitzenden Ekkehart Vetter (S. 17) und von dem zum DEA-Hauptvorstand gehörenden Ulrich Eggers (S. 15).
Die Verführungen nehmen zu. Kaum noch werden biblische Mahnungen beachtet:
Matth. 18,7: Weh der Welt der Verführungen wegen! Es müssen ja Verführungen kommen; doch weh dem Menschen, der zum Bösen verführt!
Luk. 17,1: Er sprach aber zu seinen Jüngern: Es ist unmöglich, dass keine Verführungen kommen; aber weh dem, durch den sie kommen!
2.Thess. 2,10-11: …und mit jeglicher Verführung zur Ungerechtigkeit bei denen, die verloren werden. Denn sie haben die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen, dass sie gerettet würden. Und darum sendet ihnen Gott die Macht der Verführung, dass sie der Lüge glauben.
Möge Jesus Christus den Menschen die Augen öffnen, damit sie allein auf Sein Wort hören und und nicht auf dubiose Heilungsangebote.