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Versuch einer Vermittlung – eine Buchrezension

Foto: Thomas Schneider/agwelt

von Thomas Schneider

In seiner umfangreichen Recherchearbeit „Zeit des Umbruchs – Wenn Christen ihre evangelikale Heimat verlassen“ ist der Biologe Dr. Markus Till bemüht, die Facetten evangelikaler und postevangelikaler Sichtweisen detailliert zu beschreiben und diese mit reichlich Zitaten zu belegen. Für die postevangelikale Seite führt er hauptsächlich die „Worthaus-Theologie“ ins Feld.

Das Erwachsen konträrer Haltungen und das Flüchten mancher Evangelikaler aus ihrem angestammten geistlichen Umfeld verortet Till im Wesentlichen im Erleben von Missverständnissen, Vorurteilen und Verletzungen.

Sein Ziel: das Suchen nach willentlicher Bereitschaft der theologischen Lager zum Dialog im Rahmen einer konstruktiven Debattenkultur. Der Versuch einer Vermittlung.

Stellung zur Bibel im Fokus

In seinem mehr als 250 Seiten umfassenden Werk – das durchgängig die Stellung zur Bibel im Fokus hat – scheut sich der Autor nicht, Ross und Reiter theologischer Ausrichtungen zu nennen. Auch hält er seine eigene Sicht zur Heiligen Schrift nicht zurück und sieht sich als charismatisch geprägter Evangelikaler.

Obwohl Till manche Entwicklungen im pfingstlich-charismatischen Raum kritisch sieht, verspürt er – vielleicht gerade aus seiner persönlichen Prägung heraus – eine große Sehnsucht nach Einheit unter Christen, die er u.a. in der Willow Creek Bewegung, in der Geistlichen Gemeindeerneuerung und im Gebetshaus Augsburg mit einer Annäherung an die katholische Kirche zu finden glaubt.

Zu wenig echter Dialog

Wieso in diesem Buch das Thema Homosexualität besonders hervorsticht, mag an Tills Engagement im „Netzwerk Bibel und Bekenntnis“ liegen, das er u.a. mit den Worten bewertet: „Mein Eindruck ist, dass auch diese Initiative bislang zu wenig echtem Dialog geführt hat.“ Sie drehe sich mehr um Person und Motive ihres Gründers, Ulrich Parzany, als um Inhalte.

Tills Buch zeigt aufs Neue: Feuer und Wasser können keinen „Dialog“ führen, so sehr sie sich auch abmühen. Wie der Autor selbst herausarbeitet, braucht die wahre „Kirche“ Jesu beides: „Christus und die Schriftautorität.“ Bewirken kann dieses Verständnis kein Mensch, sondern einzig und allein der dreieinige Gott.

 


Das Buch von Dr. Markus Till ist Anfang September 2019 bei SCM R. Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe Holzgerlingen erschienen und kostet 16,99 EUR.

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