AG Welt e.V.

Die JAHRESLOSUNG auf dem Prüfstand

Pfr. i.R. Eberhard Kleina ist theologischer Berater der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen e.V. Foto: privat

von Eberhard Kleina

Die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) hat für die kommenden Jahre – bis einschließlich 2021 – die Jahreslosungen festgelegt.
Für das Jahr 2019 hat man sich auf Psalm 34,15 verständigt: „Suche Frieden und jage ihm nach.“ Natürlich ist „Frieden“ – Schalom – vom Alten Testament her zu verstehen als eine Übereinstimmung mit Gott und seinem Willen, wie auch als Übereinstimmung mit den Mitmenschen, also als umfassender Einklang. Vom Neuen Testament her ist Jesus Christus der Friede: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.“ (Johannes 14,27a)
Menschen, die nicht von der Bibel her geprägt sind – und das sind heute die meisten -, können mit dieser Losung sicher auch etwas anfangen. Nur dürften sie Frieden nach ihrem eigenen Sinn definieren. Für Pazifisten beispielsweise bedeutet „Frieden“ das Schweigen der Waffen, für Tier- und Naturschützer bedeutet „Frieden“ das Nichttöten von Tieren oder ein Leben im Einklang mit der Natur. Die Europäische Union (EU) wird von vielen als „Friedens“-Projekt verstanden. Ohne die EU, so die Auffassung mancher Politiker und Kirchenführer, brächen in Europa wieder Kriege aus. Moslems verstehen unter „Frieden“ die Unterwerfung unter die islamische Gottheit Allah.
In die 2019er Jahreslosung kann also der Mensch seine eigenen Vorstellungen von „Frieden“ hineinlegen, ohne dabei die Bibel, Gottes Wort, zu berücksichtigen. Sehr bedauerlich ist , dass der erste Teil aus Psalm 43,15 bei der Jahreslosung für 2019 einfach weggelassen wurde: „Lass ab vom Bösen und tu Gutes.“ Will man das den Menschen nicht zumuten? Gerade in einer mehr und mehr gottvergessenen Zeit wäre solche Mahnung sehr wichtig.
Keine Jahreslosung zum Gericht Gottes?
Im Jahr 2020 wird auf Kalendarien und großen Plakatwänden der Satz aus Markus 9,24 zu lesen sein: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“An wen oder was soll denn der Mensch glauben? Was ist mit Unglaube gemeint? Wie soll ein solcher zusammenhangloser Satz Klarheit darüber schaffen, dass es um den Glauben an Jesus Christus geht, an die Wunder, die Jesus getan hat und dass der Unglaube ein Leben ohne Gott ist?
Für das Jahr 2021 fiel die Wahl auf Lukas 6,36: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Hier hat die Auswahlkommission tatsächlich auf eine Bibeltextverkürzung verzichtet. Doch bleibt Raum für Interpretationen – auch ohne die Bibel. Bleibt zu hoffen, dass bei der Auswahl des Textes bedacht wurde, dass allein der himmlische Vater mit seinem Wort der Maßstab für alles menschliche Handeln ist und bleibt.
Wer zurück bis zum Jahr 1930 die Jahreslosungen anschaut, dem wird auffallen, das so gut wie immer wohlklingende Zitate aus der Bibel gewählt wurden. Auf Gottes Gericht weist keine der Losungen hin. Doch genau das wäre notwendig, denn jeder Mensch wird einmal vor dem Richterstuhl Christi Rechenschaft über sein Leben ablegen müssen.
Ohne das Wissen um das Gericht Gottes droht der christliche Glaube zu verflachen und zu einem Wohlfühlglauben zu verkommen. Die ÖAB hat nie den Mut aufgebracht, auf Gottes Gericht für alle Menschen hinzuweisen. Vielleicht schafft es ja diese Arbeitsgemeinschaft irgendwann, Gottes Wort aus Galater 6,7 „Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten. denn was der Mensch sät, das wird er ernten“ oder aus Hebräer 9,27 „Es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“ den Menschen zuzumuten – damit sie nicht in die Irre gehen.

 

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