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Kindergebetsdienst für Erwachsene – Ein neuer Trend, auch in Deutschland

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen e.V., Ernst-Martin Borst. Foto: Thomas Schneider/agwelt

von Ernst-Martin Borst

Ein neuer Trend breitet sich auch in Deutschland aus: ein sogenannter „Kindergebetsdienst“.

Hauptmotiv der aus den USA kommenden Bewegung ist die Heilung kranker Erwachsener. Es treffen sich Kinder, die in „Healing Rooms“ (Heilungsräumen) für kranke und mit Nöten belastete Erwachsene beten. Kinder im Alter von 4 bis 13 Jahren arbeiten, relativ selbständig, in sogenannten Gebetsteams. Nur im Hintergrund ist – als Beobachter bzw. Beschützer – eine erwachsene Person anwesend. Diese Kinderteams stehen heilungsbedürftigen Erwachsenen zu bestimmten Zeiten zur Verfügung. Vorbereitend beten die Kinder über „Gebetstücher“, die dann, mit Öl getränkt, den erwachsenen Personen auf die kranken Stellen gelegt werden. Schon bei den Vorbereitungen zu diesen Heilungszeremonien soll es angeblich zu „Wundern“ gekommen sein. So hätte man beispielsweise bei einem kleinen Jungen plötzlich Goldstaub an seinen Händen gesehen. Solche „Wunder“ werden als „kleiner Gruß aus dem Himmel“ gewertet. Sobald die Tücher in einer gemeinschaftlichen Aktion von den Kindern aufgelegt sind, gebieten die Kleinen unter Handauflegung der jeweiligen Krankheit, zu weichen. Ab und an würde den Kranken auch empfohlen, die Tücher auf den entsprechenden Stellen zu belassen und sie mit nach Hause zu nehmen.

Eine der bekanntesten Gründerinnen dieser Heilungsbewegung ist Barbie Hunt. Sie ist Leiterin der Healing Rooms of Hopkins County in Madisonville (Kentucky). Gemeinsam mit ihrem Ehemann ist sie außerdem für die geistliche Begleitung von weiteren etwa 30 „Heilungsräumen“ in den US-Bundesstaaten Tennessee und North Carolina zuständig. In Deutschland forciert der pfingstliche Theologe Gerhard Bially (Düsseldorf) den neuen Trend. In einem Beitrag der Zeitschrift „Charisma“ (Ausgabe 4. Quartal 2017), deren Herausgeber Bially ist, wird davon berichtet, wie 4-13jährige Kinder den „Heilungsdienst“ an Erwachsenen vollziehen. Bially selbst hat diesen „Dienst“ bereits mit Erfolg in Anspruch genommen. So beabsichtigt er, die Gründerin dieser Bewegung mit Kindern aus Amerika für eine Schulungstour nach Deutschland einzuladen.

Geistlicher Missbrauch an Unmündigen

Ganz sicher kann Gott in seiner Souveränität und Allmacht auch Kinder für sein Wirken in dieser Welt befähigen. Doch steht die Frage: Sind in der Bibel, dem Wort Gottes, Hinweise, Anweisungen, Aufträge oder Beispiele zu finden, die Christen dazu aufrufen, Kinder für einen Heilungsgebetsdienst zu schulen und einzusetzen? Nein! Solches Tun ist geistlicher Missbrauch an Unmündigen.

Kinder wurden zu Jesus gebracht, „damit er ihnen die Hände auflege und betete“ (Mt 19,13) oder „dass er sie anrühre“ (Mk 10,13). Hierbei geht es nicht um Heilungen, sondern um Segnungen, die wiederum kein Ersatz für persönliche Umkehr (Buße und Vergebung) sind. Doch nirgendwo steht geschrieben, dass Kinder einen Heilungsauftrag an Erwachsenen hätten. Da Kinder für Vater und Mutter eine Gabe Gottes sind (Ps 127,3), haben die Eltern auch den Auftrag, ihre Kinder mit dem Wort Gottes vertraut zu machen. Anfangs wird den Kindern aus der Bibel vorgelesen, später lesen sie – wenn sie es wollen – darin selber. So lernen sie von ihren Eltern, von Familienangehörigen oder Glaubensgeschwistern, wie durch Bibellesen und Gebet eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus entsteht und wie diese gepflegt werden kann. Kinder lernen, wie sie für Geschwister und Eltern, für andere Kinder und Erwachsene beten. Solches Heranführen von Kindern in Familie und Gemeinde ist wünschenswert und sollte gefördert und bewahrt werden. „Denn das Gebet der Aufrichtigen findet des HERRN Wohlgefallen“ (Spr 15,8).

Gefahr gesundheitlicher Schäden

Die Arbeit von Kindern in sogenannten „Heilungsräumen“ ist nicht nur unbiblisch, sondern birgt große Gefahren. Kinder kommen mit psychischen bzw. physischen Krankheiten von Menschen (auch dämonischen Ursprungs) in Berührung, die sie nicht einordnen können. Leichtfertig oder gar fahrlässig werden bei den „Gebetsdienst“-Kindern gesundheitliche Schäden in Kauf genommen, die auch erst als Spätfolgen in der Pubertät oder im Erwachsenenalter in Erscheinung treten können. Das Argument der Befürworter des „Kindergebetsdienstes“: „Die Kinder lieben doch Jesus und glauben an ihn und lassen sich vom Heiligen Geist leiten“, greift da nicht. Die Ausrichtung der Gemeindearbeit nach menschlichen Gefühlen, Emotionen und Wunschvorstellungen, auch und insbesondere in Bezug auf Heilung, ist nicht tauglich. Maßstab soll einzig und allein das Wort Gottes sein. Denn es sagt eindeutig: „Ist jemand krank unter euch? Er rufe die Ältesten der Gemeinde zu sich, und sie mögen über ihm beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn.“ (Jak 5, 14). Kinder werden bei diesem Auftrag nicht genannt. Für den Dienst an Kranken sind Gläubige gefragt, die sich allein vom Wort Gottes leiten lassen und dem HERRN überlassen, ob er einem Menschen Gesundheit schenken oder ihn in seiner Krankheit belassen will. Sein Wille geschehe!

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