von Thomas Schneider
Es gibt sie immer wieder und überall: Heilungsversammlungen und Heilungskonferenzen. Einer der wohl umstrittensten Heilungsprediger ist der 1909 im US-Bundesstaat Kentucky geborene William Marrion Branham. Er starb 1965 nach einem schweren Verkehrsunfall. Sein plötzlicher Tod versetzte die damalige amerikanische Pfingstbewegung in eine regelrechte Schockstarre, weil bei Branham das erbetene Heilungswunder nicht geschah. Bis heute verehren ihn seine Anhänger als einen Propheten.
Branhams Lehre lehnt u.a. die Trinität (Dreieinigkeit Gottes) ab. Jehovah im Alten Testament sei ihrer Auffassung nach Jesus im Neuen Testament und gleichsam der Heilige Geist. Würden Kranke während Heilungsgottesdiensten nicht geheilt, so sei die Ursache entweder in nicht bekannter Sünde oder in dämonischer Besessenheit zu suchen. – Ewald Frank, Gründer und Leiter der pfingstlerischen Gemeinschaft Freie Volksmission Krefeld, verbreitet über Wort und Schrift Branhams Lehre. Frank sieht sich, wie auch der Heilungsprediger Branham zu seiner Zeit, im prophetischen Auftrag Gottes.
Der 1987 verstorbene badische Pfarrer und spätere Missionar Dr. E. Koch schreibt in seinem Buch Christus oder Satan über William Branham folgendes:
Bei Branham zeigen sich wahrsagerische, heilmagnetische, magnetopathische, magische aber auch biblische Eigenschaften. Alles ist mit christlichen Worten überdeckt. Von seinen wahrsagehörigen Eltern brachte er gewisse okkulte Belastungen mit. In Karlsruhe erklärte er: „Ich bin von Geburt an visionär veranlagt.“ – Ich bin selbst Zeuge dieser Aussage. Hier wird ein biblischer Tatbestand missachtet. Geistesgaben (charismata) werden nicht durch die natürliche Geburt verliehen, sondern durch die Wiedergeburt.
In Zürich kam folgender typischer Fall vor: Branham rief einen jungen Mann auf das Podium. Es entwickelte sich folgendes Gespräch: „Wir kennen uns noch nicht.“ „Nein“, erwiderte der junge Mann. „Sie tragen in Ihrer Rocktasche den Brief einer jungen Dame.“ „Ja.“ „In dem Brief ist ein Foto von mir.“ „Das stimmt.“ „Zeigen Sie das Bild.“ Der junge Mann holte es hervor. Daraufhin hob Branham das Foto in die Höhe und wandte sich an die Zuhörer mit der Frage: „Bin ich nicht ein Prophet Gottes?“ Stürmisches Hallelujarufen war die Antwort.
Wir fragen: „Soll ein Wahrsagekunststück Beweis der Prophetenschaft sein?“ Hier wird Wahrsagen mit Weissagen verwechselt. Wahrsagen geschieht aus Kräften von unten (Apg 16,16). Weissagen geschieht aus einer Inspiration des Heiligen Geistes (Apg 21,11). Warum kommt es außerdem Branham immer wieder so sehr darauf an, seine Prophetenschaft zu beweisen? Was soll außerdem der fetischistische (heidnisch, dinglich, magische) Brauch, eine Kiste voller Papierservietten zu segnen und sie an die Kranken zu verteilen? Das hat wahrhaftig nichts mit Apg 19,12 zu tun. Warum ist Branham nach seinen Vorträgen so erschöpft wie ein ausgepumpter Heilmagnetiseur? Jesus und seine Jünger wurden nicht torkelnd und völlig entkräftet weggeführt, wenn sie Kranke in der Vollmacht Gottes geheilt hatten. Warum wird Branham von betenden Brüdern, die sich in der Zuhörermenge befinden, in seiner Heiltätigkeit gestört? Zweimal erklärte er in solchen Fällen: „Es sind Gegenströmungen da.“ Branham wusste nicht, dass wir einen Gebetskreis unter die Heilungsuchenden gemischt hatten, die den Herrn um Klarheit anriefen. Prompt war Branham jedesmal gehemmt, irgendetwas zu unternehmen. Er reagierte also genau wie die okkulten Heilpraktiker, die einen betenden Menschen in der Sprechstunde sitzen haben. Es liegen so viele Beweismittel vor – sie können hier nicht alle angeführt werden -, dass folgender Schluss gegeben ist: Branham besitzt mediale Fähigkeiten.
In Karlsruhe kam ein ehemaliges spiritistisches Medium mehrmals zur seelsorgerlichen Aussprache. Sie will Christus nachfolgen und hat sich von allem früheren spiritistischem Treiben gelöst. Leider hat sie noch mit ihrer ehemaligen medialen Veranlagung zu kämpfen. In der Aussprache erklärte sie mir: „Ich habe alle drei Wunderheiler gehört: Branham, Hicks und Zaiss. Mit allen drei hatte ich sofort medialen Kontakt, am schnellsten mit Branham.“ Sie fügte noch hinzu: „Mit Ihnen bekomme ich keinen medialen Kontakt.“ Ich erwiderte ihr: „Gott sei Dank, dass Sie mit mir keinen medialen Kontakt gewinnen.“ Genau das gleiche Erlebnis wiederholte sich in München. Anlässlich eines Aufklärungsvortrages kam eine Frau zur Seelsorge und berichtete mir, dass sie mit den drei großen Heilern sofort mediale Verbindung gewonnen hätte.
Branham kam in seiner Jugend zu Christus und schleppte diese dunklen, medialen Fähigkeiten, ohne es zu wissen, mit in die Nachfolge Jesu. Heute verwechselt er wie seine Anhänger diese Fähigkeiten mit Geistesgaben. Sein Dienst wirkt sich in den christlichen Kreisen spaltend, verwirrend und fanatisierend aus. Er ist der ausgesprochene Typ des Schwarmgeistes, vor dem der schriftgebundene Christ warnen muss. Schwarmgeisterei hat ja vieles mit den okkulten Bewegungen gemeinsam. Das zeigt sich an den Auswirkungen. Schwarmgeistige Handauflegungen haben oft die gleichen Nebenerscheinungen wie die okkulte Besprecherei.
Bezeichnend ist, dass auch amerikanische Gottesmänner wie Billy Graham sich von Branham und seiner Bewegung distanzieren.
Eine Frau war in der Heilungsversammlung von Branham in Zürich. Branham erklärte ihr: „Ich sehe ein Licht über Ihnen. Ein Engel kommt auf Sie zu. Sie werden gesund.“ Die Frau betete bei dieser Heilungshandlung durch Branham. Es ging ihr hinterher gesundheitlich nicht besser, sondern schlechter. Wochenlang hatte sie schwere Anfechtungen mit Zweifeln. Zuletzt trieb sie eine schwere Verzweiflung zu mir in die Aussprache.
Branham gab in einer Heilungsversammlung die Aufforderung: „Wer glaubt, dass ich ein Prophet Gottes bin, der antworte mit Ja.“! Ein anwesender Pfarrer folgte dieser Aufforderung. Hinterher erlebte dieser Pfarrer bei der Heimfahrt eine Ohnmacht. Er erbrach sich und bekam einen Blutsturz. Im Krankenhaus fand man die Ursache für dieses merkwürdige Ergehen nicht. Der Pfarrer bekam Depressionen und wurde einige Wochen innerlich hin- und hergerissen. Seine Glaubensnöte und Anfechtungen hielten einige Monate an.
William Branham entwickelte sich schließlich zu einem starken spiritistischen Medium. Branham sagte vor Jahren zu seinem Dolmetscher Pastor Ruff: „Wenn mein Engel nicht das Zeichen gibt, kann ich nicht heilen.“ Da Ruff mehrfach spiritistische Dinge im Dienst von Branham beobachtete, verließ er ihn. Dieser sogenannte „Engel“ von Branham ist ein böser Geist in Lichtgestalt. Wir stehen hier vor der Tatsache, dass der Teufel in Lichtgestalt erscheint (2. Kor. 11,14).*
Es werden falsche Propheten aufstehen
Zunehmend mehr Menschen pilgern von einer Heilungskonferenz zur nächsten und lassen sich von falschen Propheten verführen. Wer die Bibel liest weiß, dass genau dieses Phänomen Jesus vorausgesagt hat. Im zweiten Thessalonicherbrief 2, 7-12 steht: „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam; nur offenbart es sich nicht, bis der, welcher jetzt zurückhält, aus dem Weg ist; und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft; ihn, dessen Ankunft gemäß der Wirksamkeit des Satans erfolgt mit jeder Machttat und mit Zeichen und Wundern der Lüge und mit jedem Betrug der Ungerechtigkeit für die, welche verloren gehen, dafür, dass sie die Liebe der Wahrheit zu ihrer Rettung nicht angenommen haben. Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit.“ Bei Markus 13,22 lesen wir: „Es werden aber falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, die Auserwählten zu verführen.“ – Viele Christen durchblicken die vielen Angebote nicht. Erfahren sie in ihrer Gemeinde den gewünschten Wohlfühleffekt nicht (mehr), suchen sie in anderen Sphären danach. Vielen mangelt es an der Bereitschaft zu Buße und Schuldvergebung. Sie wollen körperlich von allen Gebrechen befreit werden, sind aber nicht bereit umzukehren und ein Leben nach dem Wort Gottes mit Jesus Christus zu beginnen. Wie aber kann ein Mensch Tempel des Heiligen Geistes sein, wenn seine Seele in Schutt und Asche liegt? Wer mit Christus die geistliche Auferstehung erfahren durfte (Wiedergeburt) und mit Ihm Gemeinschaft pflegt, darf Gottes Wort nach Jak 5,14f vertrauen: „Ist jemand krank unter euch? Er rufe die Ältesten der Gemeinde zu sich, und sie mögen über ihm beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn.“ – Der Teufel schläft nicht. Wir müssen achtsam sein, dass uns die auf öffentlichen Podien zur Schau gestellten „Heilungswunder“ nicht geradewegs in die Hölle führen. Wichtiger als alles körperliche Wohlergehen ist unsere Beziehung zu Jesus Christus, dem wahren Heiland.•
(*Auszug aus dem Buch Christus oder Satan mit freundlicher Genehmigung der Bibel- und Schriftenmission Dr. Kurt E. Koch e.V.)
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Erstveröffentlichung im Brennpunkt Weltanschauung 1/2017