AG Welt e.V.

Hat Lessings Ringparabel nicht doch recht, wenn es um die Gleichstellung der Religionen geht?

Foto: Nathan der Weise, Skulptur von Adolf Jahn, Alabaster
Foto: Nathan der Weise, Skulptur von Adolf Jahn, Alabaster

(AG WELT) Der Standpunkt, alle drei „Religionen“ seien – auch aus christlicher Sicht – gleichgestellt, resultiert aus der philosophischen Denkstruktur von Lessings Moral in „Nathan der Weise“ aus dem Jahr 1779. Ob der Christ, der Jude oder der Muslim Recht haben, müsse sich – so die Philosophie Lessings – an der „tätigen Liebe“ zeigen. Jeder, so meint Lessing, lebe nach den höchsten Maßstäben seiner „Religion“, behaupte aber nicht, dass die anderen falsch lägen.

Dahinter verbirgt sich die Apologetik (Rechtfertigung) eines theologischen Liberalismus. Doch was passiert, wenn die autoritative Offenbarung Gottes (das vom Geist Gottes inspirierte Wort Gottes) aufgedröselt wird? Es bleibt nicht mehr viel übrig, was den christlichen Glauben angeht, der in seiner Grundsubstanz eben keine „Religion“ ist! Der Begriff „Religion“ ist aus dem Säkularen heraus geprägt worden. Leider ist heute beim wichtigen Thema Wahrheit (denn darum geht es letztlich!) die Verwirrung groß. Da hat die Postmoderne ihre großen Spuren hinterlassen. Auch wenn man Diskussionen um die Hermeneutik (die Interpretation von Texten) und Debatten um die Wahrheit als spitzfindig empfinden möge: Beim Evangelium hört der ganze Spaß auf. Eine Position wie: „Ich glaube, das Evangelium dreht sich nur um eine Sache: Werden wie Jesus. Punkt. Lebt so, wie Jesus gelebt hat!“ ist nicht das Evangelium der Bibel, ist nicht die Kernzusage, die Gott (der Vater Jesu Christi) dem Menschen macht. Der Mensch ist nach dem Sündenfall in Gänze verdorben. Nicht aber Jesus! Er war ohne Sünde. Und weil des Menschen Wille im Bösen gefangen ist, kann er niemals (!) werden wie Jesus. Der Mensch kann (vorausgesetzt, er glaubt dem Wort Gottes in vollem Umfang) Jesus nur immer ähnlicher werden.

Der Journalist Matthias Matussek sagte 2010 in einem SPIEGEL-Interview: „Die Sünde ist aus der öffentlichen Rede verschwunden. Sie hat sich neue Papiere, neue Identitäten besorgt. Von ‘Sünde’ spricht keiner mehr… Die Sünde hat kein metaphysisches Gewicht mehr. Sie wird nicht mehr ernst genommen. Man könnte sagen: Die Sünde hat ein Imageproblem.“

Wer in der Anerkenntnis von Sünde, Buße und Vergebung durch Jesus Christus Kleinmacherei empfindet, dem sei gesagt: Wahrheit wird nicht deshalb falsch, weil sie vielleicht von dem einen oder anderen als demütigend empfunden wird.

Wandern ist eine gute Sache. Nur hängt die Orientierung von der richtigen Wanderkarte ab. Wer eine Wanderkarte ohne Vermessungsfehler für sein Leben sucht, sollte die Bibel zur Hand nehmen und sich vom besten Wanderführer der Welt, Jesus Christus, leiten lassen. Er hat sie nicht nur, die Wahrheit, Er ist die Wahrheit (Joh 14,6)! Ein Christ braucht keine von Menschen erdachte philosophische Ideologie. Leider gibt es noch immer viele „Kultur-Christen“ mit religiösem Anstrich. Wer sich aber von Religion löst, löst sich auch von Denkstrukturen, wie sie u.a. mit Lessings Weltbild überall Verbreitung finden.

[Erstveröffentlichung im Brennpunkt Weltanschauung 3/2016]

Die mobile Version verlassen