Von Michael Kotsch
Gerade habe ich ein Werbemail erhalten. Darin bietet mir eine Firma buddhistische Gebetsketten (Malas) in ganz unterschiedlichen Farben und Designs an. Schnell werfe ich einen Blick auf die Bewertungen bei Amazon. So ganz zufrieden scheinen die Kunden hier nicht zu sein. Über den geistlichen Nutzen der Ketten wird in den Kommentaren nur wenig gesagt.
Buddhistische Accessoires sind gegenwärtig durchaus beliebt. Aber an der Qualität der Ketten scheint es zu hapern. Mehrere Käufer beklagen sich, dass ihre Ketten schon nach wenigen Wochen gerissen waren. Nun, vielleicht ist das ja auch beabsichtigt. Immerhin glauben Buddhisten an den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen.
Im Gegensatz zu den 99 Perlen der islamischen Gebetsketten – sie erinnern an die 99 Namen Allahs – bringen es ihre buddhistischen Pendants auf 108 Perlen. In der Mitte sitzt die etwas dickere Guru-Perle. Für manche ist es ein Symbol Buddhas. Für andere zeigt sie lediglich den Anfang bzw. das Ende.
Über den Grund, warum diese Ketten genau 108 Perlen haben müssen, kursieren unterschiedliche Erklärungen: 1. Die ersten 27 Perlen stehen für die zu überwindenden Leidenschaften. Die zweiten 27 Perlen symbolisieren die zu erreichenden Geistesqualitäten. Die dritten 27 Perlen meinen die zu überwindenden Herzenstrübungen. Und die letzten 27 Perlen erinnern an die erstrebten buddhistischen Eigenschaften. 2. Andere sehen in den 108 Perlen die 108 Bände der Lehren Buddhas. 3. Wieder andere interpretieren sie als die Potenzierung der 6 von Buddha genannten Schlüssel-Emotionen. 4. Es könnte sich aber auch um eine Erinnerung an die 108 im Buddhismus genannten schlechten Eigenschaften oder Illusionen handeln.
Buddha mit geistiger Kraft in Erscheinung rufen
In jedem Fall sollte der Nutzer bei jeder Perle, die ihm durch die Finger gleitet ein Mantra sprechen, ein hinduistisch-buddhistisches Gebet. Dabei sollte man die Kette zwischen Daumen und Ringfinger nehmen, keinesfalls aber den Zeigefinger benutzen, weil dieser im Buddhismus für den eigenen Egoismus steht, den man überwinden will. Während man betend meditiert, möglichst im Lotussitz, sollte man Buddha visualisieren; das heißt, ihn mit geistiger Kraft in Erscheinung rufen.
Manche Gebetsketten-Träger wollen auch gar keine Buddhisten werden oder sich meditativ mit Buddha vereinen. Als Christ brauche ich keine buddhistischen Gebetsketten. Zum einen glaube ich nicht an die geistige Kraft der magischen Mantras. Zum anderen habe ich Verbindung zu Gott durch Jesus Christus und brauche keine weitere Hilfe von Buddha. Irgendwie ist es doch da sehr beruhigend, dass Christen keine Gegenstände nötig haben, um sich Gott zu vergegenwärtigen, sondern ihn „im Geist und in der Wahrheit anbeten“ können (vgl. Joh 4,24).