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Kauder: Ohne Religionsfreiheit keine Freiheit

Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Foto: Thomas Schneider/agwelt
Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Foto: Thomas Schneider/agwelt

(AG WELT) Zum Thema „Gefährlicher Glaube – Christenverfolgung heute“ sprachen am vergangenen Mittwoch in der Erzgebirgsstadt Schwarzenberg der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, und der Leiter vom Missionswerk OpenDoors, Markus Rode.

Gegenwärtig seien „unvorstellbar große Flüchtlingsströme“ vor allem dort zu beobachten, „wo der Islam auf dem Vormarsch ist“, so Rode in seinem Bericht zur aktuellen Situation. Man könne sich überhaupt nicht vorstellen, wie sehr die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) Angst und Schrecken verbreite. Der IS ziele darauf ab, einen Islam aufzurichten, der direkt auf den Propheten Mohammed zurückgehe. Dieser Ur-Islam sei verknüpft mit Steinigungen und Kreuzigungen, wie sie vom IS aktuell an denen praktiziert würden, die sich ihrer islamischen Glaubensüberzeugung nicht unterordneten. Selbst andere muslimische Gruppen würden sagen: „So radikal, so schrecklich, so grausam wollen wir nie wieder leben“. Besonders Christen befänden sich „im Kreuzfeuer zwischen den Fronten“. Deren Wunsch an die Glaubensgeschwister in der Welt sei für sie zu beten, damit ihr Glaube gestärkt werde.

Verfolgte Christen fragen: Wird es noch ein Morgen geben?

Wie Rode vor den fast 1.000 Besuchern in der Ritter-Georg-Halle sagte, begleite OpenDoors viele Projekte „Hilfe zur Selbsthilfe“, darunter auch im Irak, im Sudan und in Syrien. Mit vollen Kapazitäten leiste man Nothilfe und versorge permanent täglich etwa 3.000 Familien. Derzeit seien mehr als 70.000 Christen aus dem Irak auf der Flucht vor dem islamischen Terror. Sie hätten kaum Möglichkeiten unterzukommen. Viele stünden täglich vor der Frage: Wird es noch ein Morgen geben? Auch wenn viele angesichts der sich zuspitzenden Christenverfolgung erschrecken würden, „in der Bibel heißt es, dass das normal ist“, so Rode. Besonders Schule gemacht habe das Zeichen des Nazareners (für Jesus), das Vertreter des IS an die Häuser von Christen in Mossul angebracht hätten. Rode: „Stellen sie sich vor, sie finden plötzlich an Ihrem Haus ein Zeichen. Und das bedeutet: Wenn sie das Haus nicht in wenigen Stunden verlassen, da werden sie umgebracht.“ So könne es nur eine große Flucht geben. Er habe es als sehr ermutigend empfunden, dass viele Christen in Deutschland dieses Nazarener-Symbol als Identifikation mit den verfolgten Christen verwendeten. Der von OpenDoors herausgegebene Weltverfolgungsindex mit 50 Ländern, in denen die Verfolgung von Christen am schlimmsten ist, sei aufgrund der rasanten Entwicklung längst „nicht mehr stimmig“, so Rode.

„Sie in Europa glauben nicht mehr so richtig“

Zur weltweiten Christenverfolgung stellte sich der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag der Frage, ob Menschen bei all dem Grausamen, was augenblicklich in der Welt geschieht, überhaupt noch Mut haben könnten, etwas zu ändern. Bereits vor drei Jahren habe der damals noch lebende Papst der koptischen Christen in Ägypten, Schenuda, zu ihm gesagt: „Sie in Europa glauben nicht mehr so richtig. Aber wir glauben an die Kraft des Gebetes. Beten Sie für uns. Denn wenn Sie für uns, die verfolgten Christen beten, dann wissen wir, Sie vergessen uns nicht.“ Das Wichtigste für diese Menschen sei die Gewissheit, nicht vergessen zu werden, so Kauder.

Religionsfreiheit, das zentrale und bedeutendste Menschenrecht

Mit einer Rede im Bundestag zum Thema Religionsfreiheit sei er einmal belächelt worden nach dem Motto, es „gebe doch wirklich wichtigere Themen“ wie Freiheit, Hungersnot, Unterdrückung der Frauen und Kinderarmut. Dass Religionsfreiheit ein Thema sein könnte, habe man als „Hobbythema eines nicht ganz ausgelasteten Fraktionsvorsitzenden verstanden.“ Religionsfreiheit sei, so Kauder, das zentrale und bedeutendste Menschenrecht überhaupt: „Dort, wo es keine Religionsfreiheit gibt, gibt es auch keine Freiheit.“ So gebe es in China zwar die Möglichkeit Gottesdienste zu besuchen, aber nur – wie es auch in Deutschland war – „unter Kontrolle der kommunistischen Partei“. So sei es keine Freiheit, wenn eine Partei vorschreibe was erlaubt ist und wer in einer Gemeinde Pfarrer werden kann. So habe man beispielsweise Christen gezwungen, die Kreuze von ihren Kirchen abzubauen. Die Religionsfreiheit habe in der Charta der Vereinten Nationen eine zentrale Bedeutung. Jedermann habe das Recht, seinen Glauben frei und öffentlich zu leben und zu bekennen und diesen frei und unbedrängt zu wechseln.

Man hätte vielleicht dem Islam zu nahe kommen können

Dass das Thema Religionsfreiheit über viele Jahre nicht zum politischen Thema gemacht worden sei, begründete Kauder mit der Sorge vieler, „man hätte vielleicht dem Islam zu nahe kommen“ können, wenn eine Diskussion über Muslime geführt worden wäre. Er gab zu bedenken, dass der Glaubenswechsel aus jeder Religion zum Islam möglich sei, der Wechsel vom Islam in einen anderen Glauben aber aus islamischer Sicht eine Todsünde, die mit dem Tod bestraft werde. Eines der Beispielländer sei Pakistan. Die UNO-Menschenrechtsversammlung in Genf habe sich über viele Jahre hinweg mit einem Antrag aus der muslimischen Welt „zum Schutz der Religion“ befassen müssen. Auch christliche Vertreter hätten gesagt, dass daran doch nichts Schlechtes sei. Dabei hätten sie verkannt, dass es nicht um den Schutz der Religion, sondern um das individuelle Menschenrecht auf Religionsfreiheit gehe. Würde einem solchen Antrag gefolgt, so Kauder, hätte dann derjenige auf Grundlage der geltenden Blasphemie-Gesetze Konsequenzen zu fürchten, der sich gegen diese Religion stellen würde.

Massenvergewaltigungen als Mittel der Kriegsführung

In aktueller Zeit fände, so Kauder, Christenverfolgung vor allem dort statt, „wo staatliche Autorität nicht mehr in der Lage oder bereit ist, Religionsfreiheit zu schützen.“ Überall dort, wo staatliche Strukturen fehlten, fänden brutale Christenverfolgungen statt, wie man sie derzeit durch die muslimische Terrorgruppe IS erlebe. Sie trete „nach dem Prinzip der wilden Horde auf, fallen in die Dörfer ein und haben vorher in einem logistischen Netzwerk ausgemacht, wo Christen wohnen.“ So gebe es nur die Möglichkeit zu konvertieren, zu flüchten oder sich umbringen zu lassen. „Massenvergewaltigungen sind ein Mittel der Kriegsführung, um Terror und Angst zu verbreiten“, so Kauder. IS-Vertreter würden öffentlich erklären, dass sie sich christliche Frauen nähmen, die „jede Menge neue Muslime auf die Welt bringen“. Im Islam definiere sich der Glaube des Kindes aus dem Glauben des Vaters. So sei es eine „langfristige Demütigung, wenn Kinder und Männer zusehen müssen, wie ihre Mutter, ihre Frau, Schwester oder Tochter vergewaltigt“ würden.

Terror allein mit Gebeten nicht zu stoppen

Doch „allein mit Gebeten wird der IS nicht zu stoppen sein“ bekräftigte Kauder und warb bei den Zuhörern um Verständnis für die Notwendigkeit militärischer Hilfe mit Munition und Waffen. Zur Diskussion, ob ein Christ Waffenlieferungen verantworten könne oder nicht, sagte der CDU-Politiker: „Wir, die wir als Christen politische Verantwortung haben, wir wissen, dass wir schuldig werden, so rum oder so rum, ob wir helfen oder ob wir nicht helfen.“ Er sei froh, „dass in der Evangelischen Kirche nicht nur die Stimme von Frau Käßmann sondern auch von anderen zu hören“ sei, dass etwas getan werden müsse. Kritisch sieht Kauder die etwa 1.000 deutschen Dschihadisten, die im Kampf in Syrien und im Irak unterwegs sind und dann nach Deutschland zurückkehrten: „Es kann mir keiner sagen, dass sie nach ein oder zwei Jahren zurückkommen aus diesem Dschihad, aus diesem Kampf, dass sie sich dann ganz friedlich in Deutschland in der Gesellschaft integrieren.“ Die einzigen, die helfen könnten, seien „die Amerikaner, die diese Leute von Anfang an abhören, begleiten, kontrollieren und wissen, wo sie gerade sind.“ Deutschland könne das nicht leisten.

„Der Islam gehört nicht zu Deutschland“

Religionsfreiheit dürfe „nicht nur ein Thema für Sonntagsreden“ sein. Europa sei bedauerlicherweise in der letzten Zeit „mehr und mehr als eine Veranstaltung von Geld und Wirtschaftswachstum gesehen worden.“ Europa ist aber mehr als ein Europa von Euro und Cent. Es sei eine Wertegemeinschaft, geprägt von den Werten der christlich-jüdisch-abendländischen Kultur. Deshalb habe er auch dem Satz widersprochen, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Starken Beifall erhielt Kauder für die Bekräftigung seiner Position „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“. Sehr verhalten hingegen honorierte man seine anschließende Erklärung: „Die Muslime gehören zu Deutschland“. Klare Worte fand Kauder zur Türkei: „Solange die Türkei für die 0,1 Prozent Christen, die es dort noch gibt, Religionsfreiheit nicht gewährleistet“, sei die Türkei meilenweit von einem Europa und seinen Wertevorstellungen entfernt. Religionsfreiheit bedeute Freiheit für alle Religionen. Deshalb sei völlig klar, dass in Deutschland die Muslime ihre Moscheen bauen. Kauder betonte: „Ich verlange da aber auch Unterstützung von den hier lebenden Muslimen, dass so, wie sie hier ihre Moschee bauen dürfen, die Christen in der Türkei auch ihre Kirchen ohne Probleme bauen dürfen.“

Christen und Muslime können nicht zusammen beten

Kauder mahnte, Christen sollten ihren Glauben fröhlicher und selbstbewusster leben. Er habe nicht zu kritisieren, wenn gläubige Muslime massenhaft am Freitag in ihre Moschee gehen würden, sondern dass Christen nicht mehr die Kirche besuchten. Und er betonte, dass es nicht möglich sei, „dass Christen und Muslime zum selben Gott beten“. Es gebe zwar nur einen Gott, aber der Gott der Muslime sei ein anderer. Das schönste Geschenk, das Christen hätten, sollten sie auch klar und deutlich bekennen: „Es ist der unglaubliche Satz im Neuen Testament, wo Jesus Christus sagt: niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Das sei der Unterschied. Der Gott der Christen sei ein Gott, zu dem man Vater sagen und ihn mit `Du` ansprechen könne. Es sei ein großes Geschenk, „nicht zu einem anonymen sondern zu einem Personen-Gott“ beten zu dürfen. Dies hielten Muslime gar nicht für möglich, dass man zu einem Gott so sprechen könne.

Christen in der Politik

In der Evangelischen Kirche höre er immer wieder: „Gott sei Dank habe ich nichts mit der Politik zu tun. Deshalb sind wir keine so großen Sünder wie die da in Berlin oder in Dresden.“ Er sehe das ganz anders: „Gott sei Dank gibt’s Christen die bereits sind, Verantwortung in der Politik zu übernehmen.“ Deshalb sei er dankbar, wenn ihn viele Gebete in seinem Dienst begleiten. Zur Veranstaltung hatten eingeladen die Mitglieder im Sächsischen Landtag Steffen Flath, Uta Windisch, Alexander Krauß und Thomas Colditz. Am kommenden Sonntag ist in Sachsen Landtagswahl.

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