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Was die „Apotheken Umschau“ verschweigt

Was die Apotheken Umschau verschweigt. Foto: Thomas Schneider/AG WELT
Was die Apotheken Umschau verschweigt. Foto: Thomas Schneider/AG WELT

(AG WELT) Auch Christen greifen sich ab und zu ein Exemplar der „Apotheken Umschau“. Obenauf steht: „Bezahlt von ihrer Apotheke“.

Auf dem Titelblatt der „Apotheken Umschau“ vom 15. Oktober ist ein freundlicher Herr mit Stethoskop abgebildet. Darunter steht: „Anders heilen. Chancen und Grenzen alternativer Medizin“. Die mehrseitige Titelgeschichte verspricht Aufklärung.

„Schulmedizin und Naturheilkunde müssen keine Gegensätze sein“ , schreibt die Redakteurin Simone Scheufler und meint: „Wenn Ärzte das Beste von beidem verbinden, profitieren die Patienten.“

Dort, wo synthetische Arzneimittel den Organismus belasteten, sollen mittels Naturheilverfahren „die Selbstheilungskräfte angeregt werden“. Es handele sich um eine Komplementärmedizin, bei der Methoden aus der Naturheilkunde ergänzend zur herkömmlichen Medizin eingesetzt werden. Scheufler schränkt ein: „aber nicht stattdessen oder alternativ.“

Brückenschlag von der Schulmedizin zu Naturheilverfahren

Mittlerweile hätten sich „beide Welten angenähert“. Eine zunehmende Zahl von Ärzten mache den „Brückenschlag über den Graben“, der die „`harte` Schulmedizin von der `sanften` Naturheilkunde“ trenne. Mehr als 16.000 Mediziner führten nach Informationen der Bundesärztekammer für Zusatz- und Weiterbildungen die Bezeichnung „Naturheilverfahren“. Etwa 47.000 Mediziner absolvierten, so die Bundesärztekammer, Fortbildungen in Bereichen „Akupunktur, Homöopathie, manuelle Therapie, physikalische Therapie oder Balneologie.“

Die Redakteurin berichtet von einer Frau, die sich am Immanuel-Krankenhaus Berlin einer komplementärmedizinischen Behandlung mit Schröpfen, manueller Therapie, Yoga, Meditation und anderen Methoden zur Schmerzbehandlung an Knien, Schultergelenken und Rücken unterzogen hat. Reize verschiedenster Art sollen „Selbstheilungskräfte anregen“ und eine „Störung des inneren Gleichgewichts, der Homöostase“ durch die „Fähigkeit zur Selbstregulation“ ausgleichen. Der Chefarzt der Abteilung für Naturheilkunde am Immanuel-Krankenhaus, Dr. Andreas Michalsen beschreibt den Heilungseffekt so:

„Die vielen unterschiedlichen Therapien bringen die Patienten über einen Schwellenwert, und sie spüren dann: Etwas wirkt auf meinen Körper ein, und das hilft mir richtig.“

Scheufler bestätigt in ihrer Titelgeschichte „Apotheken Umschau“, dass es „viele unseriöse Behandler und unwirsame Mittel auf dem Markt“ gebe. Was sie aber verschweigt sind die Weltbilder, die hinter manchen alternativen Heilmethoden stehen. Sie entstammen größtenteils asiatischen Welt- und Medizinvorstellungen. Damit will man die Grenzen der Naturwissenschaft überschreiten, ohne das gewisse „Etwas“ (wie es Michalsen nennt) näher zu beleuchten. Welches religiös-weltanschauliche Gerüst eine Behandlungsmethode stützt und welche Auswirkungen medizinische Mischkonzepte auf das Leben des Menschen haben können, scheint im Blick auf erstrebenswerte Heilungserfolge kaum von Interesse zu sein. Akupunktur wird längst als Behandlungsmethode der traditionellen chenesischen Medizin (TCM) von den Krankenkassen finanziert und „Hatha-Yoga“ oder auch „Qi Gong“ über Vorsorge-Programme bezuschusst.

Die „Lebensenergie“ Qi und das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang

Die kosmische Lebensenergie Qi ist nach der TCM jene Substanz, aus der das ganze Universum bestehe, durch die alle Dinge geschaffen worden seien und alle Lebensvorgänge im menschlichen Körper reguliere. Daher werden auch die Akupunkturpunkte als Qi-Punkte bezeichnet, durch die die „Lebensenergie“ zum Fluss gebracht werden soll. Die entgegengesetzt und doch aufeinander bezogenen Kräfte des „Yin und Yang“ (aus der chinesischen Philosophie) sollen im Gleichgewicht gehalten (Prävention) oder in dieses versetzt werden (Behandlung eines Krankheitsbildes).

Die TCM geht davon aus, dass es die dem Leben zugrundeliegende Energie Qi sei, die Heilung erziele und Krankheit immer durch eine Kräfteverschiebung der polaren Yin und Yang ausgelöst werde. Weder Qi noch Yin und Yang sind wissenschaftlich nachweisbar, sondern Schlüsselbegriffe fernöstlicher Heilkunst. Dahinter steht der Glaube, dass der Mensch bei Wiederherstellung dieses Ungleichgewichts gesunden könne. Vertraut ein Mensch der kosmischen Kraft Qi, verlässt er zugleich die Beziehungsebene zum personalen biblischen Schöpfergott.

Michael Kotsch schreibt in seinem Buch „Moderne Medizin und Ethik“: „Im Gegensatz zur Akupunktur geht christlicher Glaube davon aus, dass die von Gott gewollte Harmonie nicht in der Natur erkennbar oder gar zu verwirklichen ist. Christen wissen um einen Sündenfall, der die gute Ordnung Gottes auf Dauer pervertiert hat. Deshalb kann aus dem gegenwärtigen Zustand keine Harmonie oder direkte Verhaltensnorm für den Menschen abgeleitet werden. Darüber hinaus ist Krankheit auch immer eine Auswirkung dieses Sündenfalls. Deshalb kann sie auch nicht gänzlich durch ein naturharmonisches Leben beseitigt werden (1Mo 3,1-19; Röm 5,21-21; 8,19-21; Offb 21,4)… Hinter der TCM verbirgt sich eine neue Form der Gnosis (Erkenntnislehre), die Errettung und Gesundheit durch das Leben nach östlichen spirituellen Gesetzen (Tao, yin / yang, fünf Wandlungsphasen usw.) verspricht.“

Die Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen empfiehlt:
Medizin & Ethik, Bd.1, Autor Michael Kotsch

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