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Messianische Juden zum Kirchentag ausgeschlossen

Thora, Foto: Dieter Schütz/pixelio.de

(AG WELT) Messianische Juden wurden vom sogenannten „Markt der Möglichkeiten“ zum 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg ausgeschlossen.

Wie die Evangelische Nachrichtenagentur idea am 1. Mai berichtet, habe der Kirchentagspräsident Prof. Gerhard Robbers den Ausschluss verteidigt. Man berufe sich auf einen gemeinsamen Beschluss des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Zentralrates der Juden und habe sich von der Überzeugung leiten lassen, „wonach Judenmission aus christlicher Sicht nicht richtig ist“, wird Robbers zitiert.

Die EKD erklärt in ihrer „Denkschrift Christen und Juden III“ aus dem Jahr 2000:

„Judenmission – sofern man darunter eine planmäßig durchgeführte, personell und institutionell organisierte Aktivität von Christen mit dem Ziel der Verbreitung christlichen Glaubens unter jüdischen Menschen versteht – gehört heute nicht mehr zu den von der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihren Gliedkirchen betriebenen oder gar geförderten Arbeitsfeldern. Seit langem stehen stattdessen die Begegnung von Christen und Juden sowie der offene Dialog zwischen ihnen auf der Tagesordnung der Kirchen. […] Gott hat Israels Bund zu keinem Zeitpunkt gekündigt. Israel bleibt Gottes erwähltes Volk, obwohl es den Glauben an Jesus als seinen Messias nicht angenommen hat. „Gott hat sein Volk nicht verstoßen“ (Röm 11,1). Diese Einsicht lässt uns – mit dem Apostel Paulus – darauf vertrauen, Gott werde sein Volk die Vollendung seines Heils schauen lassen. Er bedarf dazu unseres missionarischen Wirkens nicht.

Noch im Vorfeld des 28. Kirchentages 1999 hatte der damalige Ratsvorsitzende der EKD, Manfred Kock, seine Teilnahme an einem Forum zum Thema „Nein zur Judenmission“ kurzfristig abgesagt, weil – so ein EKD-Sprecher – die Veranstaltung „zu einseitig auf eine Ablehnung der Judenmission fixiert“ sei.

Die überkonfessionelle Lausanner Bewegung hält bis heute auch an einer Missionierung von Juden fest. Erst 2010 verabschiedeten die Lausanner Bewegung und die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) gemeinsam die „Kapstadt-Verpflichtung“:

„Wir bestätigen, dass im Gegensatz dazu, wie Paulus die Heiden beschreibt, das jüdische Volk die Bünde und Verheißungen Gottes zwar kannte, es jedoch noch immer die Versöhnung mit Gott benötigt durch den Messias Jesus Christus. Zwischen Juden und Heiden gibt es weder einen Unterschied bei der Sünde noch bei der Errettung. Nur im und durch das Kreuz können beide zu Gott, dem Vater kommen, durch den einen Geist. […] Deshalb werden wir weiterhin erklären, dass die ganze Gemeinde die gute Nachricht von Jesus als dem Messias, Herrn und Erretter, mit dem jüdischen Volk teilen muss. Und im Geiste von Römer 14-15 bitten wir die heidnischen Gläubigen, messianische jüdische Gläubige zu akzeptieren, zu ermutigen und für sie zu beten, wenn sie unter ihrem eigenen Volk Zeugnis geben.“

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