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Presseschau vor dem Evangelischen Kirchentag

Kirchentag. Foto: Thommy Weiss/pixelio.de

(AG WELT) Vom 1. bis 5. Mai 2013 findet in Hamburg der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Etwa 100 000 Menschen werden erwartet.

Einen Tag vor Beginn des Events führte SPIEGEL ONLINE ein Interview mit der Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Kirsten Fehrs.
Ihrer Ansicht nach wirke das eine oder andere Kirchentagsangebot „zeitgeistig“. Doch im Gegensatz zu einer Gesellschaft, die immer mehr polarisiere, Spaltung produziere und verflache, experimentiere der Kirchentag und biete „Vielfalt“. Die Deutschen hätten Hunger „nach einer transzendenten Wirklichkeit“. So gebe es „ein großes Sehnen nach Klarheit und Trost, nach Anbindung und Gemeinschaft.“ All das allerdings, „ohne den Verstand an der Garderobe abgeben zu müssen.“ Es gehe, so die Bischöfin, um „eine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Glauben, eine gelebte Religion, an die man mit Verstand und Herz anknüpfen“ könne. Die „religiöse Sprache“ fülle „Lücken in Grenzsituationen“ wie Tod, Trauer oder Katastrophen, weil sie „Schwingungen und Empfindungen“ aufnehme und in die Tiefe gehe.
Angesprochen auf „butterweiche“ Formulierungen von Pfarrern in Predigten entgegnet die Kirchenfrau:

„Es gibt diese überspitzte Erwartung von einem möglichst scharfen Profil, von Abgrenzung. Je länger ich das beobachte, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass Pluralität unser oberstes Lernziel sein sollte. Friedlich zusammenleben, ohne darauf zu verzichten, im rechten Moment Partei zu ergreifen und sich unmissverständlich zu äußern. So wie wir das von jeher machen, sei es zu Flüchtlingspolitik, Atomkraft oder im Kampf gegen Rechtsextremismus.“

Zum Hamburger Staatsvertrag mit Muslimen meint Fehrs, dass ihre Kirche im Bereich des Religionsunterrichts „gute Erfahrungen“ gemacht hätte. Der Staatsvertrag sei letztlich nur „das Ergebnis eines gelungenen interreligiösen Dialogs“.

Der TAGESSPIEGEL kommentiert: „Die Zeit der ideologischen Kämpfe und globalen politischen Forderungen ist vorbei, der Kirchentag ist bei Fragen des Lebensstils angekommen. Das deutete sich bereits vor zwei Jahren bei dem evangelischen Christentreffen in Dresden an, so wird es wohl auch in den kommenden Tagen in Hamburg sein.“ Weiter heißt es in dem Kommentar: „Viele der knapp 2500 Vorträge, Podiumsdiskussionen, Gottesdienste, Lesungen und Filmvorführungen laden dazu ein, sich bewusst zu machen, wie reich Deutschland ist: wie vielfältig die religiösen Angeboten sind, wie vielfältig die Möglichkeiten, sich politisch zu engagieren, und wie gut Deutschland wirtschaftlich dasteht.“ Natürlich gehe es in Hamburg auch um die klassischen Kirchentagsthemen: um den Dialog mit den Katholiken und den anderen Religionen. Und: „Auch die Posaunenchöre dürfen auf einem evangelischen Kirchentag nicht fehlen.“

DIE WELT titelt: „Der Kirchentag, der an den Menschen vorbeigeht“. Weiter heißt es: „Die Losung `Soviel du brauchst` – angelehnt an die Speisung der Israeliten in der Wüste mit Manna – ist nach Ansicht des diesjährigen Kirchentagspräsidenten Gerhard Robbers auch eine `Aufforderung`, sich dem Engagement für Schwächere und der Frage nach verantwortungsvollem Wirtschaften zuzuwenden.“ Die Zeitung schreibt weiter: „Vor allem andern ist ein Evangelischer Kirchentag ein Zweijahrestreffen von mehr oder weniger aktiven Gemeindechristen, die sich und einander in ihrem Engagement bestärken, gemeinsam singen, feiern, plaudern und eine große Gemeinschaft erleben wollen, welche man zu Hause zwar zu erschaffen versucht, aber kaum einmal auf die Beine kriegt.“

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