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Zukunftskongress: Gnadau will „Neues wagen!“?

Dr. Michael Diener, Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes. Foto: Thomas Schneider
Dr. Michael Diener, Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes. Foto: Thomas Schneider

Von Thomas Schneider

Der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband feierte vom 24. bis 27. Januar in Erfurt seinen 125. Geburtstag als „Zukunftskongress“. Zum Thema „Neues wagen!“ trafen sich rund 2.500 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter im Congress Center der thüringischen Hauptstadt.

Es gehe nicht darum „was wir machen können“, sondern „dass wir uns berühren lassen im Miteinander und von der Zeit in der wir leben“, betonte der Präses der Gemeinschaftsbewegung Dr. Michael Diener zu Kongressbeginn. Der Gnadauer Verband müsse sich den sich verändernden Rahmenbedingungen stellen und seinen Auftrag „neu mit Leben füllen.“ Viele hätten Wünsche, die aber immer „im Blick auf Jesus“ zu betrachten seien. Man wolle „Gott zur Ehre Großes miteinander erleben“ und sich „vom Herrn beauftragen und senden lassen“ so Diener. „Evangelisation und Gemeinschaftspflege“ blieben Schwerpunktaufgaben.

Rund 2.500 Kongressteilnehmer im Congress Center Erfurt. Foto: Thomas Schneider

Der Kongress sei „kein Fragen-Antwort-Kongress“, sondern ein „WIR-Kongress“. Nach Dieners Worten bleibe die Gemeinschaftsbewegung „die Bewegung von Buße und Umkehr“ und sei „nie Endverbraucher der Liebe (Gottes)“. Vom Kongress solle nicht nur ein Signal der Erfrischung ausgehen, sondern auch der Gedanke über die Neugründung von Gemeinschaften. „Wir feiern nicht uns, wir feiern unseren Gott“, so der Präses.

Foto: Thomas Schneider

Kein Kongressthema: Hat der Pietismus seine Krise überstanden?

Vor zwanzig Jahren geschah in der damals 105 Jahre alten Gnadauer Gemeinschaftsbewegung Spektakuläres. Der Vorsitzende des Siegerländer Gemeinschaftsverbandes, Willi Quast, gab seinen Austritt aus der Evangelischen Landeskirche bekannt. Als Gründe nannte er die historisch-kritische Bibelauslegung, die Ideologieanfälligkeit und Politisierung der Kirche, den Kirchentag mit seinen Impulsen des protestantischen Liberalismus, die Ökumene als „Brutstätte des Zeitgeistes“, das Gebet von Assisi 1986 mit Vertretern anderer Religionen, die von Carl Friedrich von Weizsäcker propagierte Weltfriedensversammlung und das Verlassen von göttlich biblischen Maßstäben und Ordnungen. – Die Frage „Hat der Pietismus seine Krise überstanden?“ war kein Kongressthema. Vielleicht aber ist die hohe Teilnehmerzahl ein Zeichen der Hoffnung. Im Vergleich zum Jahr 2007 meldeten sich 30 Prozent mehr Christen aus den Gemeinschaftsverbänden zum Kongress an. Acht Jahre vor der Friedlichen Revolution in der DDR zählte man 2.000 Teilnehmer.

Im Plenum. Foto: Thomas Schneider

Gnadauer Gemeinschaftsverband: freie Bewegung im Raum der EKD

Nach wie vor versteht sich der Evangelische Gnadauer Gemeinschaftsverband mit Sitz in Kassel als „größte freie Bewegung im Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)“. Und nach wie vor gibt es in den regionalen Gemeinschaftsverbänden Kirchenaustritte. Insbesondere die Öffnung der Pfarrhäuser für gleichgeschlechtliche Partnerschaften und die Segnung homosexueller Paare lässt Menschen der Institution Kirche den Rücken kehren. – Ja, der Institution! Denn Kirche ist nicht die „EKD“ als Körperschaft öffentlichen Rechts oder der eingetragene Verein „Gnadauer Gemeinschaftsverband“, sondern die Gemeinschaft von Menschen, die dem vom Geist Gottes inspirierten Wort Gottes glauben, das uns in der Heiligen Schrift gegeben ist. Doch viele „Gnadauer“ bleiben Mitglied in ihrer Landeskirche. Auf Anfrage von AG WELT haben sich einige Gemeinschaftsleute dazu geäußert:

Neues wagen ist anstrengend. Foto: Thomas Schneider

„Warum sollten wir weiter Geld in eine Kirche pumpen, die sich von der Bibel als dem wahren und irrtumslosen Wort Gottes verabschiedet hat? Unseren Kirchenaustritt haben wir nicht leichtfertig vollzogen.“

„Die Institution Kirche ist vergleichbar mit unserem Fußballverein. Da kannst du auch nicht einfach vom Spielfeld herunterlaufen, nur weil man dich gefault hat. Als Gnadauer müssen wir wieder lernen, hart aber fair Tore für Gott zu schießen und nicht der liberalen Kirchentheologie das Feld zu überlassen.“

„Meine Frau und ich stehen zum Kirchenaustritt mitten in der Entscheidungsphase. Einerseits fragen wir uns, wer dann den verbliebenen bekennenden Christen im Kampf gegen alles Unbiblische den Rücken stärken soll. Andererseits verlässt uns nach und nach die Kraft zum Kämpfen. Von Gnadau hätten wir gern mehr Hilfe. Aber scheinbar ist man zu sehr abhängig von den Landeskirchen.“

EKD-Vize Dr. Thies Gundlach im Gespräch mit Dr. Michael Diener. Foto: Thomas Schneider

EKD-Vize Grundlach zitierte aus Goethes Faust

Nach den Worten des Vizepräsidenten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. Thies Grundlach, sei der Gnadauer Verband „keine Modererscheinung“ und im „gehobenen Alter“ gewinne man „nicht auf Anhieb Schönheitswettbewerbe“. Gundlach rief die Konferenzteilnehmer dazu auf, sich nach Jesus Sirach 37,13 auszurichten: „Bleibe bei dem, was dir dein Herz rät, denn du wirst keinen treueren Ratgeber finden.“ Und dann zitierte Gundlach aus Goethes Faust: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“ Wollte der EKD-Mann damit etwa sagen, dass der Glaube an Gott (wie die Religion für Goethe wie für Faust) nur eine Sache des Gefühls ist? – Der Gnadauer Verband habe, so Gundlach, dafür gesorgt „Gemeinschaft in die damalige Kirche zu tragen.“ So solle er seinem Ursprung treu bleiben und das „alte Anliegen wieder aufgreifen.“ Gundlach betonte, dass die Gnadauer im 19. Jahrhundert „das Herdfeuer der Landeskirchen“ sein wollten, um Menschen vor der Vereinsamung in der Kirche zu bewahren. Er verwies auf die vier Solas Martin Luthers als gemeinsame Basis und bat darum, die „Innenseite und Herzenswärme“ der Kirche zu stärken. Der Kongressmoderator Reinhard Brunner dankte dem Vertreter der EKD mit den Worten: „Danke für das Bild mit dem Herdfeuer. Wir werden da hin und wieder gerne mal einheizen!“

Christine Lieberknecht, thüringische Ministerpräsidentin. Foto: Thomas Schneider

Mein Glaube ist nicht ohne Furcht, aber…

Die thüringische Ministerpräsidentin Christine Lieberknacht nahm in ihrem Grußwort Bezug auf den Reformator Martin Luther und auf die „Heilige Elisabeth“ als „Patronin Thüringens“. Erst 2011, nach 500 Jahren, habe der Papst das Land der Reformation besucht „und jetzt kommen Sie!“ donnerte Lieberknecht von der Kongressbühne. „Neues wagen!“ sei ein Thema, was Menschen bewege. Die Menschen fragten, wo sie sich orientieren sollten und suchten „nach Halt und nach Koordinaten“. Das kleine Büchlein von Peter Hahne „Schluss mit Lustig“ habe Bewegung in die Gesellschaft gebracht. Im Blick auf die Jahreslosung meinte die Landesherrin „Wir müssen vom Ende her denken“ und betonte, dass es ohne inneres Rüstzeug aus dem christlichen Glauben nicht gehe. Abschließend bekannte Lieberknecht: „Mein Glaube ist nicht ohne Furcht, aber er lässt mich neue Wege gehen.“

Pfarrer Dr. Wolfgang J. Bittner. Foto: Thomas Schneider

Die offene Bibel als Leitfaden für das Gebet

Im Mittelpunkt des Kongresses standen Vorträge, Bibelarbeiten, eine Vielzahl von Seminaren und Themenforen zum „geistlichen Leben“, zur „Neugründung und Neubelebung von Gemeinden und Gemeinschaften“ sowie zur „gesellschaftlichen und diakonischen Verantwortung“ sowie mehrere Praxisbeispiele.

Der als Publizist, Referent und Leiter von „christlichen Meditationskursen“ bekannte Pfarrer Dr. Wolfgang J. Bittner ermutigte dazu, die Bibel hörend zu lesen und die einzelnen Bibelstellen mit allen Sinnen schauend, schmeckend und riechend zu betrachten. Bis ins 19. Jahrhundert hinein habe man die Bibel laut gelesen, weil dem Menschen jeder einzelne Buchstabe wichtig und wertvoll war. Gott habe immer gesagt „Höre Israel!“. Das ausgesprochene Wort bringe immer Liebe mit sich.

Am Informationsstand der Deutschen Evangelischen Allianz. Foto: Thomas Schneider

Wir sollten die Bibel laut und langsam lesen und auf die lebendige Stimme Gottes hören. Wer immer wieder Bibelstellen mehrfach lese, erfahre mehr von den Schätzen die im Wort Gottes zu finden sind. Bittner ist davon überzeugt: „Die biblische Geschichte wendet sich mir zu“ wenn sie fühlend, schauend und hörend betrachtet werde. Das sei christliche Spiritualität. Die offene Bibel, so Bittner, solle „zum Leitfaden für das Gebet“ werden um zu erkennen, dass „diese Geschichte ja mein Leben ist“. Dann stünde man sprachlos vor Gott in der Erfahrung, dass „man ihn gleichsam schauen kann und ich selbst angeschaut werde“. Bittner gehört zum Beirat des „Netzwerkes christliche Spiritualität“. Auf deren Internetseite steht, dass sich der Mensch durch Spiritualität seiner Gotteserfahrung immer tiefer bewusst werden und sich in das Reich Gottes einleben könne. Ziel sei es, als „Freundinnen und Freunde Gottes“ und als „seine Geliebten“ zu leben. „Gottes Geistkraft“ bestimme unser Leben. Da der Begriff „Geistkraft“ sowohl im Schamanismus als auch in der Esoterik verwendet wird, mag die Erklärung im besagten Netzwerk beruhigend wirken: „Christliche Spiritualität ist kein Leistungs- und auch kein Erlösungsweg […] Übungsziel ist nicht die Vervollkommnung eines Bewusstseinszustandes, sondern das Verweilen in der Gegenwart Gottes und das Wachstum in der Liebe.“

Bischof Graham Cray aus England. Foto: Thomas Schneider

Menschen sollten nicht einfach zu Kirchenmitgliedern gemacht werden

Menschen sollten nicht einfach zu Mitgliedern einer Kirche gemacht werden, sondern zu Nachfolgern Jesu Christi. Davon ist der vom Erzbischof von Canterbury seit 2009 eingesetzte Leiter von „fresh expressions“, Bischof Graham Cray überzeugt. Zwei Drittel der Bevölkerung Englands hätten keinen Bezug zum christlichen Glauben. Das Problem sei, dass die meisten Menschen in keine Kirche gehen, deshalb müsse die Kirche zu den Menschen. Es sei dringend geboten, „unsere Nation zu evangelisieren“ sagte Cray. Deshalb habe man die Initiative „fresh expressions“ innerhalb der anglikanischen Kirche Englands ins Leben gerufen. Der Bischof betonte: „Gott ist ein missionarischer Gott“, deshalb müsse heute das Evangelium von Jesus Christus mit frischen Ausdrucksformen verkündet werden. Dadurch entstehe eine Gemeinschaft, die Christus begegne. Das Wirken des Heiligen Geistes sei ein Vorgeschmack auf Jesus, der seine Gemeinde anleite. Der Heilige Geist spiele die Hauptrolle in der Evangelisation und sei Herr der Mission, so Cray. In der Auferstehung Jesu Christi von den Toten finde man ein einzigartiges Ereignis, das die Kirche ins Leben gerufen habe.

Missionar Bob Hopkins, England. Foto: Thomas Schneider

Missionarische Chance, wo die Begegnung mit Menschen gesucht wird

Vom Ehepaar Bob und Mary Hopkins, das seit über 19 Jahren Gemeindegründung in der anglikanischen Kirche Englands betreibt, wurden praktische Tipps zur „Evangelisation nach außen“ gegeben. Wir müssten „Überseemission vor der eigenen Haustür“ machen, um Teil im Leben der Menschen zu werden. Die Menschen kämen nicht einfach in die christlichen Gemeinden, deshalb bedürfe es „missionarischer Augen und Ohren“, so Hopkins. Wir seien deshalb so schwach, weil man in den 1980er und 1990er Jahren nicht beachtet habe, die Vorstellung von Kirche zu verändern. Die evangelistische Bewegung „fresh expressions“ würde zunehmend auch in Deutschland greifen. Aus „Krabbelgruppen“ und Familien mit Kindern würden neue Gemeinden entstehen. Die „Junge Kirche Treptow“ sei eine neue, gerade entstehende Gemeinde der Berliner Stadtmission. Gemeinsam werde entdeckt, was es heute heißt den christlichen Glauben zu leben.

Als Familie das Evangelium hören. Foto: Thomas Schneider

In einem Video-Clip bekannte eine junge Frau: „Ich habe mich sofort wohl gefühlt und konnte gar nicht anders, ich musste einfach wiederkommen. Wir unternehmen was Schönes, reden über die Predigt.“ Sicher koste jedes Projekt viel Zeit, Kraft und Energie, sagte Hopkins. Aber wenn er dann sehe, wie sich Freundschaften, Beziehungen und Gespräche über den Glauben entwickeln, hätte sich die ganze Mühe gelohnt. Beispielhaft sei das missionarische Projekt „Nebenan – Tür an Tür mit Kirche“ in einem Plattenbaugebiet in Bergen auf der Insel Rügen, das gemeinsam von der Pommerschen Evangelischen Kirche und dem Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeaufbau an der Uni Greifswald getragen wird. Der Osten Deutschlands sei derart entkirchlicht, „die haben vergessen, dass sie Gott vergessen haben“, so der Projektleiter und Pfarrer Burkhard Wagner im gezeigten Dokumentarfilm. Dieses Projekt unterhalte keine Gebäude, sondern finde überwiegend in Privatwohnungen oder im Supermarkt, auf der Straße oder im Stadtpark statt. Alles werde zur missionarischen Chance, wo die Begegnung mit Menschen gesucht wird.

Prof. Dr. Michael Herbst. Foto: Thomas Schneider

Gott ist nicht von gestern

Laien hätten sehr wohl in der Kirche etwas zu sagen und nicht nur Pfarrer, betonte der Prorektor der Universität Greifswald Prof. Dr. Michael Herbst in seiner Predigt zu Jesaja 43,19. Wenn die Leute nicht mehr zu uns kämen, müssten wir draußen bei ihnen sein. Vor 125 Jahren habe Gott mächtig gewirkt. Heute würden wir kleiner und älter und der „Verfall des Glaubens und der Sitten“ werde zunehmend sichtbar. Wir müssten aber aufpassen, dass bei aller Rückschau „die Vergangenheitsfalle“ nicht zuklappe. Mit Nachdruck mahnte Herbst: „Ihr hofft und rechnet nicht damit, dass Gott heute derselbe ist wie damals… Gott ist doch nicht im Ruhestand!“ Die Bibel sollte immer mit der Vorschau auf das Kommende gelesen werden. Wenn Gottes Bodenpersonal schwächele, greife Gott zu anderen Mitteln. Wenn wir die Bibel lesen, sei das „für Gott ein Heimspiel“. Man solle sich fragen: „Wo schafft Gott etwas Neues? Ist Gott schon im Gange? Wo keimt etwas auf von Gott, was wir nicht sehen?“ In Ostdeutschland wachse unter den Menschen eine Neugier, dass da etwas nach dem Tod kommen kann. So müsse manches sterben, damit Neues Platz finden könne. Gott sei nicht von gestern und Jesus sei nicht totzukriegen, so Herbst.

Gespräche in Tischgruppren. Foto: Thomas Schneider

Wir haben die beste Botschaft

Während des gesamten Kongresses gab es sogenannte „Tischgruppen“. Nach dem „Zufallsprinzip“ wurden bis zu acht Personen einem Tisch im Plenum zugeordnet. Die jeweilige Tischnummer war auf dem personalisierten Tagungsheft zu finden. Eine wirklich gute Idee! Im Tagungsheft heißt es dazu: „Halten Sie einander aus, sollte es Probleme geben!“

Auch ein Zukunftskongress ist und bleibt Stückwerk. Doch die vielen Gespräche am Rande der Veranstaltungen und im Ausstellerbereich haben deutlich gemacht, wie wertvoll ein solcher Austausch in der kommenden Dienstzeit für den Herrn Jesus in den einzelnen Gemeinschaftsverbänden sein kann. Viele Delegierte trugen ihre Sehnsucht für ihre Ortsgemeinschaft nicht nur in ihrem Herzen sondern auch auf ihren Lippen; obenan die Erwartung nach standhafter Bibeltreue und gleich danach die Mission vor der Haustür. Dazu meinten Besucher:

Atmosphäre des Zuhörens. Foto: Thomas Schneider

„Der Gnadauer Gemeinschaftsverband soll sich von der immer liberaler werdenden EKD nur nicht irre machen lassen. Tägliches intensives Bibellesen, Gebet und ein starker Zusammenhalt kann dem Verfall des Wortes Gottes, der einzig gültigen Wahrheit, im eigenen Verband und in den Landeskirchen entgegenwirken.“

„Von den kleiner und älter werdenden Gemeinschaften dürfen wir uns nicht entmutigen lassen. Zum Kongress durften wir erfahren wie wunderbar Gottes Geist wirkt. Wir müssen raus aus unseren Gemeinschaftshäusern hin zu den Menschen, die den Herrn Jesus noch nicht kennen. Wir haben doch die beste Botschaft der Welt mit einem Leben über den Tod hinaus.“

Foto: Thomas Schneider

Hochgradig reformationsreife Kirche

Bei aller Zukunftseuphorie sollte nicht verpasst werden, den ganzen Müll, der oft unübersehbare Beulen im Gnadauer Teppich getrieben hat, unserem Herrn und Heiland Jesus Christus zu bringen. Bereits am 29.August 1993 sagte der frühere Präses Christoph Morgner bei einem Glaubens- und Erweckungstag des Geistlichen Rüstzentrums Krelingen, dass es in der „hochgradig reformationsreifen Kirche“ – zu der ja der Gnadauer Gemeinschaftsverband gehört – zahlreiche Missstände gebe, die er als „Verdunstungen“ bezeichnete. Morgner beklagte schon damals ein „Verdunsten der Autorität der Bibel“ und betonte: „Wer es wagt, das biblische Zeugnis heute in unserer Kirche anzumahnen, kann erleben, als vorgestrig und überholt abgetan zu werden.“ – Der Präses bezeichnete es damals als „unerträglich“, dass die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen die Anerkennung von homosexuellen Partnerschaften unter Geistlichen fordere. Morgner beklagte auch „ein Verdunsten der Christologie“. Immer mehr machten sich religionsvermischende Elemente in der Kirche breit. Ungeniert würden Anleihen bei anderen Religionen genommen und der christlichen Botschaft andere Heils- und Offenbarungsquellen zugefügt. Zu alledem sagte der alte Präses: „Merkt denn keiner, wie hier die unseligen Deutschen Christen aus dem Dritten Reich grüßen lassen?“

Vergangenes aufarbeiten und Neues wagen! Foto: Thomas Schneider

Hat sich an der Gesamtsituation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland etwas geändert? Wohl kaum! Oder besser gesagt: Zum Negativen hin. Wäre nicht schon deshalb der „Zukunftskongress“ eine gute Gelegenheit gewesen, mehr Klarheit ins Dickicht der vielen geistlichen Ungereimtheiten zu bringen? Die Schelte Morgners gegenüber dem aus der Kirche ausgetretenen Willi Quast muss er vor Gott ins Reine bringen – wenn er es nicht schon getan hat. Der neue Präses, Michael Diener, hat nun die Aufgabe, die Aufarbeitung der Vergangenheit voranzutreiben, um Zukunft gestalten und „Neues wagen“ zu können. Für diese Herausforderung viel Kraft, Ausdauer und bei allem Reden und Tun die rechte Klarheit durch Gottes Wort und Geist!

Zum „Zukunftskongress“ wurde der Erfurter Impuls verabschiedet

Die Gnadauer Mannschaft. Foto: Thomas Schneider
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