(AG WELT) von Jackie Alnor – übersetzt von Georg Walter
Trotz der vielen Warnungen apologetischer Dienste an die Gemeinden in Bezug auf die okkulten Verbindungen des Stillegebets oder des kontemplativen Gebets gewinnt diese Methode in der evangelikalen Gemeinde an Popularität, statt dass sie gemieden wird. Aber wir schauen lediglich auf die Anfänger, die Babys dieser okkulten Praktiken, diejenigen, die nicht wissen, wohin diese mönchischen Disziplinen führen können. Es gibt eine Gruppierung katholischer Charismatiker, die in ihren Reihen kontemplative Methoden für Fortgeschrittene praktizieren. Evangelikale, die sich zum ersten Mal auf Kontemplation einlassen, sollten sich ihre katholischen Vorbilder anschauen, um zu erkennen, wohin ihre mönchischen Praktiken sie führen können.
Die fortgeschrittene Methode des kontemplativen Gebets wird als „Kything Gebet“ bezeichnet [to kythe, erscheinen, manifestieren]. Der katholische Apologet Eddie Russell beschreibt diese Methode:
„Es handelt sich um eine Methode, welche den Geist einer anderen Person anruft, um in dich selbst einzutreten, damit du seine Energie und Gaben für dich selbst nutzen kannst. Du kannst es auch zulassen, dass andere sich auf deinen Geist konzentrieren („centre“ into your spirit), damit sie deinen Geist zu dem Ihrigen rufen. Du kannst dies sowohl mit Heiligen tun als auch mit anderen Personen, die tot sind, und dies alles wird unter der Bezeichnung Christliches Gebet zusammengefasst.“
Mit anderen Worten, das kontemplative Gebet für Fortgeschrittene kann dazu führen, dass man von Geistern von sogenannten toten Heiligen in Besitz genommen wird, was in Wahrheit dämonische Geister sind, die sich als diejenigen zu erkennen geben, die einmal gelebt haben. Aber die Neulinge des kontemplativen Gebets, die der Masche der Emerging Church erliegen, würden dies niemals zugeben, oder? Nun, wahrscheinlich nicht, wenn es ihnen auf diese Weise nahegebracht wird – aber indem sie mit einem veränderten Bewusstseinszustand in die sogenannte geistliche Welt eintreten, öffnen sie sich für eine derartige Verführung und geistige Versklavung, wenn nicht sogar für eine Besessenheit. Man kann sich schwer vorstellen, dass Vertreter des kontemplativen Gebets wie Chuck Swindoll, David Jeremiah oder Beth Moore Kything Gebet befürworten würden, doch indem sie das Stillegebet bejahen, führen sie die Menschen in diese Richtung.
Wir können aus dem Propagandafilm Reefer Madness [Kifferwahn, Anti-Cannabis-Film 1936] aus dem Zweiten Weltkrieg eine Lektion lernen. Das Prinzip, das sie auf so hysterische Weise vermitteln wollten, war, dass ein Soldat als Heroinabhängiger enden würde, sollte er mit Marihuana experimentieren. Mit anderen Worten, Marijuana war der erste Schritt zur Drogenabhängigkeit. Darin ist ein Körnchen Wahrheit enthalten. Nicht alle, die Marihuana rauchen, werden zu Heroinabhängigen, aber gewiss haben alle Heroinabhängigen mit harmloseren Drogen wie Marihuana begonnen.
Heute gibt es eine Parallele in der Gemeinde. Junge Gläubige experimentieren mit unbiblischen Wegen, um eine Atmosphäre zu schaffen, in der sie sich in die Gegenwart Gottes bringen; sie mögen mit dem „Jesus-Gebet“ beginnen, um dann mit der nächsten geistlichen Übung wie das kontemplative Gebet fortzufahren, um dann „christliches“ Yoga auszuprobieren, und alsbald werden sie vom Christentum zur Religion des Dalai Lama gelangen.
Kything Gebet wurde durch das Center for Action and Contemplation in Albuquerque, New Mexico, populär, dessen Gründer Richard Rohr, ein franziskanischer Priester, der ein Buch mit dem Titel The Enneagram, A Christian Perspective (dt. Titel: Das Enneagramm – Die 9 Gesichter der Seele, Claudius Verlag, 2010) schrieb. „Das Enneagramm stammt aus dem Sufismus,“ so ein katholischer Gelehrter, und „wurde von einem Okkultisten und Sufi-Meister entwickelt, der die Weltanschauung vertrat, dass das Universum ‚eine lebendige und sich entwickelnde Struktur ist, die von bewussten Wesen gesteuert wird‘ und dass das Universum auch ‚ein intelligenter Organismus‘ ist.“
Eddie Russell sucht Rohrs Einfluss in Australien zu unterbinden, wo seine okkulten Vorstellungen in Lehrzentren wie Down Under populär wurden. Er schrieb:
„Das Enneagramm jedoch steht oben auf der Liste von Programmen für all diejenigen, die pastorale Mitarbeiter durch das Maranatha Institute der Erzdiözese Perth ausbilden, und erst kürzlich wurde es in dem Unterrichtsfach Spiritualität eingeführt als Bestandteil der Ausbildung zum Katecheten (Catechist’s Certificates).“
In der Werbung hierzu heißt es: „Eine Methode der Selbstentdeckung und eine Hilfe zur Bekehrung und zum geistlichen Wachstum.“ Das Maranatha Institute scheint zu behaupten, das Enneagramm bringe Bekehrungen hervor, doch Bekehrungen zu was? Es bleibt zweifelhaft, ob es sich um Bekehrungen zu Jesus Christus handelt. Es ist sicherlich eher eine Bekehrung zum Enneagramm, und das einzige geistige Wachstum, welches daraus hervorgeht, wird das einer „Enneagramm“-Spiritualität sein. Unsere Informationen weisen darauf hin, dass bei der ersten Stufe des Enneagramms Jesus häufig erwähnt wird. Allerdings, wenn man die vierte Stufe des Enneagramms erreicht hat, hört man nur noch wenig von Jesus.
Die Kurse des Maranatha Institute, die ebenfalls das Myers Briggs Programm [MBTI, Typenprogramm: Methode zur Gestaltung von Teamprozessen], Radiant Heart [eine ‚christliche‘ Art von Tantra/Yoga Sex], Labyrinthe und weitere suspekte Praktiken einschließen, weisen darauf hin, dass das Enneagramm Katholiken die Möglichkeit bietet, ‚ihre Erkenntnis und ihr Verständnis des katholischen Glaubens und Handelns zu vertiefen.‘“ Nun, laut dem Maranatha Institute handelt es sich beim Enneagramm [und offenkundig bei diesen anderen Methoden] um den katholischen Glauben, den wir offensichtlich praktizieren müssen, wenn wir in unserer Spiritualität und unserem Dienst in der Gemeinde wachsen wollen! Traurigerweise lehren uns Nonnen und Priester in diesem Institut, diese Enneagramme anzuwenden. Es ist einfach schade, dass die Enneagramme und viele weitere sogenannte spirituelle Kurse nicht als das erkannt werden, was sie sind, und dass sie nicht vom Lehrplan gestrichen werden.
Beim aktuellen Newsletter Radical Grace von Rohr geht es um Jesus und Buddha. Auf Seite 16 befindet sich ein Artikel mit dem Titel Still Life: A Buddhist Christian Contemplative Journey (Noch immer Leben: Die kontemplative Reise eines buddhistischen Christen) von Gordon Peerman, einem episkopalen Priester, der sich als buddhistischen Christen sieht. Er schreibt über sein „buddhistisches Retreat in der Stille für einen Monat im Spirit Rock Meditation Center in Nordkalifornien“, wo er die „buddhistische Praxis des Thomas Merton und der Trappisten“ (Trappisten sind Mönche, zu denen auch Merton zählte) erlernte. Er sprach von einem Treffen mit einem gleichgesinnten Freund, der wie er selbst „durch christliche Kontemplation, die er zusammen mit Trappisten praktizierte, zum Zen gefunden hatte. Während eines Retreats in einem trappistischen Kloster vor einigen Jahren traf Kurt seinen Zen-Meister; danach vertiefte er sich immer weiter in buddhistische Praktiken.“
Bei diesen Leuten handelt es sich nicht um eine Randgruppierung von Katholiken, die im Hintergrund wirken. Sie repräsentieren eine Erweckung des okkulten Mystizismus innerhalb der römisch-katholischen Kirche, und diese ist SEHR populär. Tatsächlich hält Richard Rohr, der „Kything-Mönch“, in der ganzen Welt Konferenzen und lehrte diese „Geheimnisse“ sowohl katholischen Nonnen und Priestern als auch Laien. Er ist sehr aktiv, wie sein Terminkalender im Jahre 2007 beweist:
July 16-31, Fordham University, Bronx – Course on Spirituality of the Two Halves of Life
July 27, New York City – Jesus as Non Dual Master
Aug. 3-5, Albuquerque, NM – The Great Chain of Being – Simplifying Our Lives“
Aug. 6-7, St. Louis, Missouri – Franciscan Friars
Sept. 12-16, 2007, Queensland, Australia, Oct. 24-28, Julian, California; and in 2008 – May 14-18, Albuquerque, NM; August 13-16m, Princeton, Illinois; Sept. 17-21, Claryville, New York – „Men’s Rites of Passage: This is not about religion, but about spirituality, about age-old traditions that guide us into manhood, about coming to trust that there is something much greater at work in our lives than we could ever imagine.“
Sept. 14-15 – National Catholic Development Conference
Sept. 26-29, Houston, Texas – Contemplative Outreach
Nov. 9-11 Dallas, Texas – How Do We Breathe Under Water?: The Gospel and 12-Step Spirituality.
Dec. 30, Prague, Czech Republic – Holding the Tension: The Power of Paradox.
Jan. 25-27, 2008 – Albuquerque, New Mexico – Jesus and Buddha: Paths to Awakening.
Seine Reiseroute ist enorm – dies stellt nur einen kleinen Teil von ihr dar. Tatsächlich spricht er an der Seite eines katholischen Meisters der Kontemplation, der oft von Vertretern der Emerging Church zitiert wird und zu dem Evangelikale als eine Autorität auf dem Gebiet der Kontemplation aufschauen: Thomas Keating (28. – 30. September, Houston, Texas). Sie werden zusammen bei der Jahreskonferenz Contemplative Outreach 2007 zu dem Thema „Kontemplative Vision“ auftreten. Dieser häretische und okkulte Einfluss ist sehr groß, er ist extrem etabliert.
Und vom 19. – 21. Oktober wird er auf einer ökumenischen Konferenz in Ohio, Cleveland, unter dem Thema Reviving Our Spirits: Transforming Our Politics (Belebung unseres Geistes: Transformation unserer Politik) an der Seite von Jim Wallis auftreten, dem Gründer und Redakteur des Sojourners Magazine, der als „einer der respektiertesten Evangelikalen mit den besten Verbindungen in der Welt“ beschrieben wird. Dies ist zweifelsohne ein großer Einfluss in der evangelikalen Gemeinde.
Warum hören wir heute auf diese Sorte okkulter Rede, die sich in christlichem Gewande präsentiert? Dies ist nicht überraschend, wenn man sich die Warnungen des letzten Buches der Bibel betrachtet:
„Die Feiglinge aber und die Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mörder und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner – ihr Teil wird in dem See sein, der von Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod.“ Offenbarung 21,8
„Draußen aber sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut.“ Offenbarung 22,15
Wenn der Herr wiederkommt, wird Zauberei populär sein, warum sollte der Herr sonst so viel Wer darauf legen? Das Wörterbuch definiert Zauberer als „Personen, die Zauberei praktizieren“ und Zauberei als „der Gebrauch von Kräften, die durch den Beistand oder die Kontrolle böser Geister insbesondere für die Weissagung genutzt werden.“
Kything Gebet als extreme Form der Kontemplation ist Geisterbeschwörung: die Anrufung der Geister von Toten, um die Zukunft auf magische Weise zu offenbaren oder um den Lauf der Dinge zu beeinflussen. Und die Meditationsformen, die den Verstand leer machen, werden in vielen religiösen wie säkularen Kreisen immer populärer und sind nichts anderes als Wege auf die Astralebene [Vorstellung, dass die materielle Welt in eine unsichtbare Ätherwelt eingebettet ist], die man in christliche Begriffe wie geistliche Ebene oder Eintreten in die Gegenwart der Herrlichkeit Gottes usw. kleidet.
„Laut okkulter, theosophischer und New Age Lehren kann die Astralebene bewusst mit dem Astralleib und mit Hilfe von Meditation und Mantras, Klarträumen [bewusstes Träumen und Traumlenkung] sowie anderen Formen von Training und Weiterentwicklung erreicht werden. Der gewöhnliche Mensch trennt normalerweise sein Bewusstsein und sein Astralleib vom physischen Leib, wenn er nachts schläft. Diese Trennung des Astralleibs vom physischen Leib ist für das menschliche Wesen notwendig, um Energien aus einer höheren, spirituellen oder viel subtileren Ebene des Seins zu empfangen und zu verarbeiten, damit das Individuum am nächsten Tag mit neuer Energie erwacht. Menschliche Individuen, die spirituell fortgeschritten oder ausgebildet sind in Bezug auf den Gebrauch ihres Astralleibs, können ihr Bewusstsein und ihr Astralleib vom physischen Leib trennen und sich ihrer Umgebung voll bewusst bleiben, indem sie diese Fähigkeiten nachts nutzen, um altruistische Dienste zu tun oder esoterisches Wissen sowie Training auf der Astralebene zu empfangen.“ (Quelle: Wikipedia)
Die Vertreter der Emerging Church, die liberalen Protestanten und alle in der apostolisch-prophetischen Bewegung wandeln in den Fußstapfen der katholischen Mönche auf ihrem Weg weg von dem Gott der Bibel. Wenn sie katholische Mystiker zur Grundlage ihrer Inspiration machen, werden sie in eine Grube fallen!
Jackie Alnor, Mystic Madness: Spiraling Down into the Pit http://www.apostasyalert.org/REFLECTIONS/mystic.htm
Georg Walter meint
Gibt man das Suchwort „kything prayer“ bei Google ein, erhält man immerhin 10.400 Resultate. Ferner hat der alte schottische Begriff „Kything“ es zu einem Eintrag in der englischsprachigen Wikipedia geschafft. Kything wird dort als „eine Art wortloser, Geist-zu-Geist-Verbindung [Telepathie] verstanden, durch die eine Person im Grunde fast zu einer anderen Person wird, indem sie die Dinge durch die Augen einer anderen Person sieht und die Dinge so empfindet wie eine andere Person.“(1)
Louis M. Savary und Patricia H. Berne haben diese kontemplative Gebetsmethode in ihrem Buch „Kything: The Art of Spiritual Presence“ (1989) schon in den 1980er Jahren verbreitet. Der Irisiana Verlag (Verlag mit New Age Literatur) hat 1998 das Buch „Die heilende Kraft des Betens“ der beiden Autoren herausgebracht [ob es sich um die dt. Übersetzung von „Kything: The Art of Spiritual Presence“ handelt, recherchiere ich derzeit).
Richard Rohr, katholischer Franziskanerpater und Mystiker, wird auch als der „kything monk“ (Kything Mönch) bezeichnet, weil er diese Methode maßgeblich verbreitet. Bis in die größtenteils konservativ ausgerichtete neocalvinistische Szene (Gospel Coalition) lässt sich mittlerweile der Einfluss Rohrs nachweisen.(2) Es ist davon auszugehen, dass auch diese „mystische Verrücktheit“ – wie Jackie Alnor diese unbiblische Methode bezeichnet – irgendwann den deutschsprachigen Raum erreichen wird. Der Einfluss der Mystik greift jedenfalls derzeit immer weiter um sich und fasst sogar in konservativen Kreisen Fuß.
Georg Walter (Blog Distomos)
Anmerkungen
(1) URL: http://en.wikipedia.org/wiki/Kything.
(2) URL: http://apprising.org/2012/07/31/the-gospel-coalition-and-trevin-wax-now-recommending-richard-rohr/.