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„Junge Welt“ maßregelt DDR-Opfer

DDR-Opfer-Hilfe e.V. fordert Verbot von DDR-Symbolen. Foto: Thomas Schneider
DDR-Opfer-Hilfe e.V. fordert Verbot von DDR-Symbolen. Foto: Thomas Schneider

(AG WELT) Weil der Verein „DDR-Opfer-Hilfe“ am vergangenen Samstag das „Deutsche Fernsehballett“ wegen seines Auftritts mit FDJ- und DDR-Fahnen gerügt hatte, maßregelt nun die linke Tageszeitung „JUNGE WELT“ in einem Beitrag die Opfer der DDR-Diktatur.

Am 19. Oktober hatte das „Deutsche Fernsehballett“ in Vorbereitung auf eine Gala zu dessen 50. Geburtstag eine Sendung aufgezeichnet, die am 27. Oktober im MDR-Fernsehen ausgestrahlt werden soll. Ein auf der Internetplattform veröffentlichtes PR-Foto, das mit DDR-Flaggen und FDJ-Fahnen bekleidete nackte Frauen zeigt, hatte Kritik beim Opferverband ausgelöst.

In einer Pressemitteilung bezeichnet die „DDR-Opfer-Hilfe“ die politische Ausschweifung des Fernsehballetts als „Geschmacklosigkeit erster Güte“. Dieser Vorgang zeige, „dass Symbole der SED-Diktatur vom Gesetzgeber ebenso verboten werden müssten wie es die der Nazi-Diktatur bereits sind. Wir sind nicht Opfer zweiter Klasse“, so der Vize-Vorsitzende des Vereins, Roland Schulz.

Unter der Überschrift „Nachschlag: Flagge zeigen“ schreibt nun die mit marxistischem Selbstverständnis belegte überregionale deutsche Tagesszeitung:

„Die DDR-Opfer-Hilfe macht darin eine `Geschmacklosigkeit erster Güte` aus und missbraucht es zur Verharmlosung der Verbrechen des Faschismus…“

Dazu erklärt Schulz: „Einige unserer Anhänger wurden in der Nazi-Diktatur politisch verfolgt und in der SED-Diktatur wieder.“ Der Vorwurf der „führenden FDJ-Propaganda-Postille“, der DDR-Opfer-Hilfe-Verein würde den Faschismus verharmlosen, sei deshalb abwegig. Solange die „JUNGE WELT“ ihre Türen öffnet, „damit Stasi-Kader dort ihre geschichtsfälschenden Bücher präsentieren können“, habe sie das Recht verwirkt, sich zum Anwalt von Diktaturopfern zu stilisieren. „Dass Stasi-IM Schölzel dort Chefredakteur werden konnte“, spreche für sich, bekräftigt der Vizechef des Vereins.

Schulz kritisiert: Die „JUNGE WELT“ habe erst kürzlich den „Stasi-Altkader Herbert Kierstein“ sein neues Buch präsentieren lassen; einen Mann, „der Jahrzehnte als Vernehmer vor allem im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen tätig war“. Die „DDR-Opfer-Hilfe“ vertrete „die Interessen ehemals politisch Verfolgter und deren Angehöriger und biete ihnen sowie Sympathisanten eine Heimat“.

Die „JUNGE WELT“ wurde 1947 in der Sowjetischen Besatzungszone von Berlin gegründet. Bereits ihr erster Chefredakteur war Kommunist. Dieses „Organ des Zentralsrats der FDJ“ war, im Gegensatz zu anderen Zeitschriften und Zeitungen in der DDR, keine Mangelware und an jedem Kiosk zu haben. Ziel der unter Regie des FDJ-eigenen „Verlages Junge Welt“ insgesamt 19 veröffentlichten Publikationen war die staatskonforme atheistische und kommunistische Erziehung der Jugend in der DDR.

Kontakt zum Verein DDR-Opfer-Hilfe e.V.

Kommentar

Die „JUNGE WELT“ wird vom Verfassungsschutz beobachtet, der die Zeitung in seinem Bericht 2010 als „das bedeutendste Printmedium in der linksextremen Szene“ bezeichnet. Dazu heißt es im Bericht der Verfassungsschutzbehörde:

„Die jW versteht sich als marxistische Tageszeitung, die der Klassenkampfidee und der Symbolik von Hammer und Sichel, wie sie es formuliert, nicht abgeschworen hat. Sie propagiert die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft, wobei die politische und moralische Rechtfertigung der DDR und die Diffamierung der Bundesrepublik eine bedeutende Rolle spielen. Zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2010 veröffentlichte das Blatt unter der Überschrift „Wider das Zerrbild“ eine „Wortmeldung zum 20. Jahr der größer gewordenen Bundesrepublik“, in der es – unterzeichnet von zahlreichen ehemaligen SED-Funktionären und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens der DDR, darunter der ehemalige DDR-Ministerpräsident Hans Modrow – heißt: „So lange sie [gemeint ist die DDR] existierte, ging von ganz Deutschland kein Krieg aus. Diese Friedensperiode wirkte (…) bis zum Jahr 1999. Niemand kann uns, die an diesen Umwälzungen bewußt mitgewirkt haben, den Stolz darauf nehmen. Ostalgie, als Modewort genutzt, soll heute Erinnerung und Besinnung auf die Werte der DDR denunzieren. (…) Seit die DDR als soziales Korrektiv ausfiel, steigt die soziale Kälte in der Bundesrepublik. (…) Die DDR taugt nicht als Aschenputtel deutscher Geschichte. Ihre Werte sind lebendiger als ihr Zerrbild vorgibt. Umbesinnung auf ihre tatsächliche geschichtliche Bewertung wäre ein Weg zur gelebten Einheit. Und der Zukunft zugewandt.“ (jW Nr. 230 vom 2./3. Oktober 2010, S. 4)

Diese Informationen bedürfen keiner weiteren Kommentierung.

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