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Streit um Jesus-Karikatur in Kassel

(AG WELT) Eine in Kassel am „KulturBahnhof“ plakatierte Jesus-Karikatur hat einen Streit zwischen den Kirchen und dem Verein CARICATURA ausgelöst.

In der von Mario Lars gezeichneten Karikatur ist Jesus am Kreuz zu sehen. In einer Sprechblase, die zum Himmel zeigt, steht: „Ey… du… Ich hob deine Mutter gefickt“. Dieses Plakat nutzt der „Verein zur Förderung, Unterstützung und Verbreitung medienspezifischer Kultur und Kommunikation e.V.“, um zu einer aktuellen Ausstellung einzuladen. Lars wurde 1964 in Hagenow (Mecklenburg-Vorpommern) als Roland Regge-Schulz geboren. Seine Cartoons werden unter den Pseudonymen Regge vom Schulzenhof, Mario Lars oder Roland Mitlinks im „Eulenspiegel“, in der „Schweriner Volkszeitung“, in der „Sächsischen Zeitung“ sowie auf „Spiegel Online“ veröffentlicht. 2011 erhielt Lars von der „Sächsischen Zeitung“ den Deutschen Karikaturenpreis.

Die Karikatur verletzt die religiösen Gefühle von Christen

Die Kirchen haben die so genannte „Galerie für komische Kunst“ aufgefordert, das Plakat abzuhängen. Sie sehen „die religiösen Gefühle von Christen“ verletzt, weil die karikative Darstellung nicht auf etwaige Eigenheiten der Kirche oder ihrer Amtsträger ziele, sondern auf das Zentrum des christlichen Glaubens. Trotz der Freiheit der Kunst gebe es kein Recht auf Gotteslästerung.

Der CARICATURA-Geschäftsführer Martin Sonntag habe sich zur Kritik überrascht gezeigt. Der Verein hätte schon desöfteren Religiöses dargestellt und Kritik geerntet. Man könne aber nicht bei jeder Beschwerde betreffende Karikaturen entfernen. Wenn der Verein immer auf Weltanschauungen achten müsste, könnte er bald schließen, so Sonntag.

Verschärfung des Blasphemieparagrafen?

Erst vor wenigen Wochen wurde über eine Verschärfung des Blasphemieparagrafen öffentlich diskutiert. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hatte sich dafür ausgesprochen, Gotteslästerung künftig häufiger unter Strafe zu stellen. Seiner Ansicht nach müsse derjenige in die Schranken gewiesen und bestraft werden, der „die Seele der Gläubigen mit Spott und Hohn verletzt“. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte derartige Forderungen zurückgewiesen. Ihrer Meinung nach müsse immer im Einzelfall entschieden und geprüft werden, ob „Blasphemie den inneren Frieden in unserem Land stört“.

CARICATURA bekam den Kulturförderpreis der Stadt Kassel

Bereits im Gründungsjahr 1987 erhielt CARICATURA den Kulturförderpreis der Stadt Kassel. Der Verein habe die Stadt Kassel zu einem wichtigen Komik- und Satire-Zentrum in Deutschland gemacht. CARICATURA kooperiert unter anderem mit dem Goetheinstitut und dem Auswärtigen Amt. Der frühere Kasseler Hauptbahnof, auf dessen Gelände die Jesus-Karikatur öffentlich ausgestellt wurde, wurde 1995 zum „KulturBahnhof“ umgewandelt.

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