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Sibylle Berg: Lebensschutz „schwerer Tobak“

Foto: Cornelia Menichelli / pixelio.de

(AG WELT) Die deutsche Schriftstellerin Sibylle Berg, geboren 1962 in Weimar, schreibt seit 2011 die Kolumne „S.P.O.N – Fragen Sie Frau Sybille“ für die Nachrichten-Website Spiegel Online. Unter der Überschrift „Gebärt doch, ihr Bratzen!“ stellt sie am vergangenen Wochenende in ihrer „Kolumne“ die Frage, warum sich Menschen eigentlich als „Richter über die Gebärmutter ihrer Nachbarin“ aufspielen. Die eine Frau bringe ein Kind zur Welt, die andere treibe ab. Es gebe „kein Recht auf Lebensherstellung“, schreibt Berg.

Mit bewusst gesetzter Ironie attackiert die 50-jährige Menschen, die an einem „Marsch für das Leben“ teilnehmen. Berg zitiert wörtlich von der Internetseite der Aktion vom Bundesverband Lebensrecht (BVL):

„Mit dem Marsch für das Leben gedenken wir der Kinder, die Tag für Tag in Deutschland noch vor ihrer Geburt getötet werden. Niemand kann sagen: ‚Wir haben von nichts gewusst.‘ Wir fordern Politik und Gesellschaft auf, das schreiende Unrecht der Abtreibung zu beenden, Tötung durch Selektion zu verhindern und das erneute Aufkommen der Euthanasie zu stoppen.“

Berg beschreibt ein Foto vom „Marsch für das Leben“ so:

„Eine wackere Frau mit Schüttelfrisur hält zwei Kinder an den Händen. Man sieht die beiden von hinten, da hängen Schilder um ihre Hälse. Danke Mama, ich darf leben, steht darauf. Okay, denkt man sich, korrekt ihr kleinen Racker, dass ihr euch einmal bei eurer Mutter bedankt, aber hätte dazu nicht ein kleines Gedicht genügt? Muss man denn alles öffentlich machen, jeden Furz, in Zeiten der sozialen Medien? Überdies: Eine seltsame Aussage für zwei Kinder, nicht älter als sechs, und ob sie da wohl selber darauf gekommen sind? Ob sie gebettelt haben, Mama, Mama, wir wollen am Marsch fürs Leben teilnehmen und diese Schilder sollen wie Fahnen um unseren Hals hängen? Erwachen die kleinen Biester jeden Morgen und denken, hallo Morgen, du Geschenk Leben, das ich hiermit bejahe? Und ist es wirklich so schrecklich, nicht geboren zu werden? Es kann sich doch sowieso niemand an die Zeit vor seiner Geburt erinnern.“

Das sei für Berg „schwerer Tobak“, der vermutlich „von Christen in die Dunkelheit von Sodom und Gomorra getragen“ worden sei. Doch dann kriminalisiert sie die auf dem Foto beschriebene Frau mit den Worten:

„So eiern sie durch Deutschland und offenbaren mit ihren als Schutzschilde missbrauchten Kindern, die vielleicht nichts mehr wollen als angesichts der ockerfarbenen Mutter wieder in die Dunkelheit des Universums zu fliehen, das größte Missverständnis des Menschen. Zu glauben, im Alleinbesitz der Wahrheit zu sein.“

Die „Selbstgerechtigkeit des Einzelnen“ werde zur „Pest, wenn sich aus ihm Gruppen ähnlich Denkender bilden“, so die Fünfzigerin. Ihre Attacken gegen die Lebensschützer zeigen sich in der von Hass geprägten Aussage:

„So entsteht jeder Dreck auf der Erde und der besonnene Mensch, der ab und zu kurz Luft holt, wenn er sich wieder einmal überlegen wähnt, denkt: Gebärt doch, ihr Bratzen! Lasst Kinder aus euch rausflutschen, dass es nur so kracht. Und ihr, ihr seltsam gelben Männer, befruchtet eure lebenserzeugenden Frauen, oder lasst sie befruchten, wenn eure Glieder zu nichts Aufrechtem mehr taugen. Aber tut es doch einfach still, und lasst andere Menschen mit eurem Hobby in Ruhe. Lasst andere die Pille nehmen, abtreiben, nicht gebären, es ist doch nicht euer verdammtes Problem. Es gibt keinen vernünftigen Grund, die Erde weiter zu bevölkern, es gibt kein Grundrecht auf Lebensherstellung.“

Die „Welt“ bezeichnet Berg als einen „großen Spucknapf unserer kapitalistischen Ausscheidungen“, in die Kinder hineingegeben würden. Die „Kolumne“ dieser Schriftstellerin endet mit einem Wunsch an Christen, die sich für den Schutz ungeborenen Lebens engagieren:

„Belehrende Religiöse, ich wünsche euch riesengroße Kuhfladen auf den Kopf und Räder an die Füße genagelt. Menschen, die ihr anderen euer Leben aufzwingen wollt, geht alle in die Sauna und schwitzt den Mist aus euch. Kehrt zurück ins Leben, als wahre Gutmenschen, die begriffen haben, dass die Höchstform menschlichen Daseins bedeutet: Klappe halten und andere mit liebevoller Nachsicht betrachten.“

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