Wir tun nichts Besonderes, wenn wir zu Menschen freundlich sind, die unser Reden und unser Tun bejahen. So richtig anstrengend wird es erst dann, wenn wir Menschen begegnen, die nicht auf „unserer Linie“ sind, die uns das Leben schwer machen oder uns vielleicht sogar bedrängen.
Für „Solche“ finden wir dann meist einen passenden Stempel oder eine geeignete Schublade. Jesus Christus will aber nicht das einseitige, sondern das vollständige Lieben. Letzteres soll uns nach Matthäus 5 zu Kindern unseres Vaters im Himmel machen.
ER ist viel mehr als unser Schöpfer. ER ist Liebe, Fürsorge, Barmherzigkeit. ER lässt „seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“.
ER kennt „das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens“ und dass es von Jugend auf böse ist (1Mo 8). Dennoch lässt ER allen (!) Menschen „Saat und Ernte“ zuteil werden, bis zum Gerichtstag. Gott tut das allein in der Hoffnung darauf, dass wir umkehren.
Christen – aber auch Heiden – bleiben lieber unter „Brüdern“. Eine Umkehr aber schließt ein, Menschen zu lieben die uns nerven, an denen wir uns reiben, die wir nicht mögen. Doch nur die zu lieben, die uns auch lieben, unterscheidet uns nicht von den „Kindern der Welt“. Das (nur) Untersichsein wird am Ende bei Gott keine Anerkennung finden, weil es eben nichts Besonderes, sondern „das Normalste auf der Welt“ ist.
Sicher! Es ist schwer, Menschen zu lieben, die an einen islamischen Allah, an Buddha, Krishna oder an irgendeine kosmische Energie glauben.
Aber vielleicht brauchen wir gar nicht weit gehen, um die gebotene Liebe auszuprobieren. Die zersplitterte Gemeinde Jesu bietet mit ihren Köpfen und Strömungen ein breites Erprobungsfeld. Statt mit Unterstellungen, Verschwörungstheorien und Attacken aufeinander loszugehen, darf die gottgewollte vollkommene Liebe am Nächsten getestet werden.
Wenn wir vollkommen sein sollen, wie unser himmlischer Vater vollkommen ist (Mt 5,48), dann reicht es nicht, einen anderen Menschen – gleich welcher Weltanschauung – nur zu dulden. Die von Gott gewollte Liebe geht von sich aus auf andere zu. Der Dulder sieht nur den Angreifer, die Liebe aber sieht den ganzen Menschen. „Das ist der Gipfel!“, mag jetzt der eine oder andere sagen. – Ja! Das ist er ja auch: der Gipfel im Erkennen und Verstehen des Vaterwillens.
Wer kann diesen Gipfel erklimmen? Kein einziger Mensch! Aber wir dürfen uns durch das wahre und heilige Wort Gottes ermutigen lassen (1Kor 13): „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit…“. (Thomas Schneider / Quelle: Zeitjournal 2011)