Wie Kurt Imhof, Professor für Publizistikwissenschaft und Soziologie an der Universität Zürich, erklärt, biete sich erstmals die Gelegenheit, die religiösen Einstellungen der Jugendlichen in der Schweiz, den USA und in Brasilien miteinander zu vergleichen.
Ergeben habe sich „das Faktum, dass die Religion, der Glaube an Gott oder die Frage, ob es denn überhaupt einen Gott gibt, von den schweizerischen Jugendlichen am wenigsten mit Ja beantwortet“ werde. Bei den Schweizern im Alter zwischen 16 und 25 Jahren handele es sich, so Imhof, „um eine sehr konforme Jugend, man könnte auch sagen, eine langweilige Jugend“.
In der Schweiz werde die Kirche heute vorwiegend deshalb aufgesucht, „um bei lebensbiographischen Zäsuren – also Geburt, Heirat und Tod – entsprechende Servicedienstleistungen zu beziehen“.
Die ganze religiöse Erziehung in der Schweiz basiere „auf Nächsten- und Fremdenliebe“. Religiöses Denken und religiöse Überzeugungen seien stärker in den Hintergrund getreten.
Entsprechend reagierten die Schweizer Jugendlichen im Vergleich zu den USA und Brasilien auf die Frage nach der Glaubensfreiheit gegenüber andersgläubigen Gemeinschaften am intolerantesten. Der Professor schlussfolgert daraus, dass eine religiöse Erziehung eine höhere Toleranz nach sich ziehe.
Ein friedliches Miteinander der Religionen in der Schweiz sei nach Ansicht von 76 Prozent der Jugendlichen möglich. Die Glaubensfreiheit habe allerdings im Einklang mit der nationalen Gesetzgebung zu geschehen (70 Prozent). Einher gehe die Erwartung, dass religiöse Minderheiten sich den Landessitten anzupassen haben (59 Prozent).
Drei Viertel der 16- bis 25jährigen in der Schweiz hätten angegeben, einer christlichen Glaubensgemeinschaft anzugehören (römisch-katholisch 39 Prozent, evangelisch-reformiert 27 Prozent). Nur etwa 22 Prozent der Jugendlichen fühlten sich einer Religionsgemeinschaft wirklich zugehörig.
Etwas mehr als ein Viertel der schweizerischen Jugendlichen würden mehrmals pro Jahr in die Kirche gehen oder eine andere Glaubensstätte aufsuchen (27 Prozent). Nur bei speziellen Gelegenheiten wie Taufen, Hochzeiten oder Begräbnissen läge der Anteil bei 56 Prozent. Dennoch würde nur ein Siebtel der jungen Menschen einen Kirchenbesuch kategorisch ausschließen (15 Prozent).
Das „Credit Suisse Jugendbarometer“ wird in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut gfs.bern herausgegeben.