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Hokuspokus als Lebensberatung?

Quelle: idealisten.net

Foto: Flickr/glasseyes view
Sternzeichen, Horoskope und Tarot-Karten: Immer mehr Menschen in Deutschland sehen in der Astrologie einen Zufluchtsort für Lebensberatung. Selbst die Partnerwahl wird zunehmend von Himmelsbildern abhängig gemacht. Zwar belegte Psychologe Peter Hartmann 2006 in einer Studie, dass es keinen nachweisbaren Zusammenhang zwischen dem Geburtsmonat, dem Sternzeichen und den Charakterzügen eines Menschen gibt. Trotzdem klammern sich Unzählige auf der Suche nach einem tieferen Sinn im Leben an astrologische Zeichen und Schicksalsfügungen.

 

Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW/Berlin) hatte sich in ihrem Materialdienst des Themas angenommen. Die Theologin Claudia Knepper schreibt darin, dass sich die Horoskopdeutung in Deutschland inzwischen zur täglichen Lebensberatung entwickelt habe. Sie beziehe sich allerdings nur noch auf Interpretationen von Charakter und Psyche. Vorhersagen und Deutungen von unausweichlichen Schicksalen seien Nebensache.

Orientierungshilfe in den Sternen

Astrologie ist in den vergangenen Jahren zu einem populären Phänomen geworden. Nahezu jeder Zeitung druckt ein Horoskop ab, der Buchmarkt boomt mit esoterischen Ratgeber-Büchern, esoterische Accessoires und Karten sind inzwischen in fast jeder Buchhandlung zu finden. Und auch das Fernsehen wird zunehmend Austragungsort für astrologische Lebensberatung – mit horrenden Kosten.

In einer Welt, die so viel zu bieten hat, seien Menschen auf der Suche nach einem Halt. Die Astrologie stelle für viele eine Orientierung dar, um das eigene Leben übersichtlicher zu machen. Ein Reiz der Astrologie könne vor allem darin bestehen, „dass sie Entscheidungen erleichtert und abnimmt“, sagt Knepper. „Der Glaube an ein Schicksal oder den Einfluss von Sternen auf das Leben kann von Verantwortung entlasten.“ Zudem könne es helfen, in den gegebenen Lebensumständen einen Sinn zu sehen und sich mit ihnen abzufinden.

Freiheit im Vertrauen auf Gott

Faszination gehe außerdem von der Vorstellung aus, dass der Astrologe „aus dem Horoskop das ganze Leben eines Klienten ersehen kann, einschließlich Charakter und Bestimmung“. Der Suchende räume ihm damit „eine enorme Deutungshoheit über das eigene Leben“ ein, aus der Abhängigkeit entstehen könne.

In der Astrologie sind die Sterne „Herren über das Leben der Menschen“, im christlichen Glauben hingegen ist Gott der Herr, schreibt Knepper. So bestehe der Glaube auch nicht aus Abhängigkeiten, sondern er rechne „mit der grundsätzlichen Freiheit des Menschen, sein Leben in eigener Verantwortung“ zu gestalten. „Statt Sicherheit in astrologischen Berechnungen sucht der christliche Glaube Freiheit im Vertrauen.“

In Zeiten der finanziellen Unsicherheit ist die Suche nach Antworten natürlich besonders ausgeprägt. Die Angst vor der Zukunft wird zu einem florierenden Geschäft. Ersetzt der Hokuspokus den Glauben? Ist der Glaube nicht mehr attraktiv? Viele Menschen sehen ihn als etwas Althergebrachtes. Wie soll er dann Lösungen für aktuelle Probleme geben können? Im vergangenen Jahr hatten die Esoteriksender im Fernsehen Hochkonjunktur. Sie gaben Antworten auf Fragen – oft befriedigende, oft unbefriedigende. Der vergleichsweise jungen Entwicklung der Esoterik hat der Glaube mit seiner jahrtausendealten Geschichte ein sicheres Fundament entgegenzusetzen. Nicht umsonst stiegen die Zuschauerzahlen von BibelTV 2009 rasant in die Höhe.

Partnersuche und Sternzeichen

Dennoch bekannten sich im vergangenen Jahr 19 Prozent der Deutschen zu ihrem Glauben an Horoskope. Dies ergab eine Studie des Marplan-Instituts in Offenbach. Auch die Online-Partnervermittlung „ElitePartner“ führte eine Umfrage durch. Aus ihr geht hervor, dass ein Drittel aller Frauen ihren Partner nach Sternzeichen auswählen. Bei den Männern schließt jeder Fünfte dieses Kriterium in seine Partnerwahl ein.

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