AG Welt e.V.

Die Neuapostolische Kirche – Der Vermittler Gottes?

(AG WELT) Aus ZEITJOURNAL Nr. 3/2009 (Zeitjournal hier bestellen!)

In Erwartung des nahen Weltendes wurden in England zwischen 1832 und 1835 zwölf Apostel berufen. Die Katholisch apostolische Kirche entstand. Nach und nach starben die ersten Apostel, ohne dass sich die Wiederkunft Jesu abzeichnete.

Der Ausschluss des Engel- Propheten Heinrich Geyer

Deshalb ging der deutsche Engel- Prophet Heinrich Geyer (1818-1896) dazu über, neue Apostel zu berufen. So kam es zum Bruch und Geyer wurde als Irrlehrer ausgeschlossen. Seine Anhänger gründeten 1863 die „Allgemeine christlich apostolische Mission” (ab 1907: „Neuapostolische Gemeinde”, seit 1930: „Neuapostolische Kirche”, NAK). Auch die neue, rasch wachsende Gemeinschaft schloss Geyer später wegen Irrlehre aus. Weil es immer wieder zu Reibungen mit den Aposteln kam, wurde das Prophetenamt ganz abgeschafft.

Die Einführung des Papsttums in die NAK

Friedrich Krebs (1832-1905) führte das Papsttum in die Neuapostolische Kirche ein, er sah sich von Gott als Oberapostel („Stammapostel”) berufen. 1951 will Stammapostel Johann Gottfried Bischoff (1871-1960) eine „Botschaft Gottes” empfangen haben, nach der Jesus noch zu seinen Lebzeiten wiederkommen würde. Wer dem Stammapostel widersprach oder Zweifel äußerte, wurde ausgeschlossen. Nach dem Tod Bischoffs kam man zu der Einsicht, dass Gott seinen Willen geändert haben müsse. Seit 2005 steht Wilhelm Leber an der Spitze der Neuapostolischen Kirche, zu der in Deutschland 2500 Gemeinden und 370.000 Menschen gehören (weltweit 11 Millionen Mitglieder, 360 Apostel). Seit einigen Jahren sucht die Neuapostolische Kirche in Deutschland Kontakt zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) und zur Evangelischen Allianz.

Leben und Lehre der NAK

In der Öffentlichkeit tritt die Neuapostolische Kirche kaum in Erscheinung. Ihre Gottesdienste und ihr Liedgut ähneln dem vieler Frei- und Landeskirchen. Die Besonderheiten der Neuapostolischen Kirche fallen erst bei genauerer Betrachtung ins Auge. Dreh- und Angelpunkt neuapostolischer Frömmigkeit ist der Stammapostel, dessen Bild nicht nur in allen Gemeinden, sondern vielfach auch in den Privatwohnungen neuapostolischer Gemeindeglieder an der Wand hängt. Letztlich ist der Zugang zu Gott nur über den Stammapostel möglich. Nur er kann durch Handauflegung den Heiligen Geist vermitteln und einen Menschen damit zum Kind Gottes machen. Nur der Stammapostel oder die von ihm autorisierten Apostel und lokalen Amtsträger können während des Abendmahls Menschen von Sünde freisprechen. Auch die Verstorbenen können durch die Vollmacht des Stammapostels noch Sündenvergebung erhalten und sozusagen Mitglieder der Neuapostolischen Kirche werden. Dreimal im Jahr finden Gottesdienste für Entschlafene statt. Stellvertretend für diese Personengruppe bekommen dann zwei ausgewählte Amtsträger von einem Apostel das heilbringende Abendmahl ausgeteilt. Die Bibelauslegung des Stammapostels gilt absolut, weshalb sie in jeder Nummer der Zeitschrift Unsere Familie und in fast jeder neuapostolischen Predigt erwähnt wird.

Bibelstellen zur Stellung des Stammapostel: Mt 10,2ff; Apg 1,21f; 1Kor 3,11; 1Tim 2,5
Bibelstellen zur Sündenvergebung: Mk 2,7; Apg 10,43; Eph 4,32; 1Joh 1,9
Bibelstellen zu den Verstorbenen-Gottesdiensten: Lk 16,19ff; 2Kor 5,10; Heb 9,27.

Literatur: Helmut Obst: Die Neuapostolische Kirche. Die exklusive Endzeitkirche?, Friedrich Bahn Verlag, Neukirchen-Vluyn 1996

Autor: Michael Kotsch

[Anmerkung der Redaktion AG WELT: Ein Kommentar muss nicht in jedem Fall mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.]

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