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Moon-Bewegung veranstaltet weltweit Massenhochzeiten

Übersetzung der koreanischen Originalausgabe "Wuolli Kang-ron"(AG WELT) Wie SPIEGEL ONLINE meldet, hätten sich am 14. Oktober „bei der größten Massenhochzeit der umstrittenen südkoreanischen Vereinigungskirche (Moon-Bewegung) seit zehn Jahren mehr als 10.000 Paare das Jawort gegeben oder ihr Eheversprechen erneuert“. Die Zeremonie sei in Asan südlich von Seoul von Sun Myung Moon geleitet worden. Weltweit hätten zeitgleich insgesamt 20.000 Trauungen stattgefunden. Viele Paare hätten sich erst kurz vor dem Akt über die Vermittlung durch die „Kirche“ kennengelernt.
 

Wer ist Sun Myung Moon?

Der 89jährige Moon wurde in der heute zu Nordkorea gehörenden Provinz P’yŏngan-pukto geboren. Er ist Gründer und Oberhaupt der sogenannten Vereinigungskirche. Angeblich hätte er mit 16 Jahren am Ostersonntag eine Christus-Vision gehabt, durch die er sich zum Messias berufen fühlte. Er solle den begonnenen Missionsauftrag in der Welt vollenden. Am 1. April 1954 gründete er seine eigene Kirche, die meist unter jungen Menschen in Amerika, Japan und Westeuropa großen Zuspruch gefunden habe. Weltweit hätte die später als „Vereinigungsbewegung“ benannte Kirche wohl über zwei Millionen Mitglieder, davon etwa 1.000 Anhänger in Deutschland. Wie unter wikipedia zu lesen ist, verstünde es Moon, „seiner Organisation ein riesiges Immobilien-, Firmen- und Barvermögen zu verschaffen. Er lässt seine gläubigen Kirchenmitglieder, die oftmals zur völligen Selbstaufopferung bereit sind, durch unbezahlte Arbeitseinsätze, Verkaufs- und Sammelaktionen die Kirchenkassen füllen.“

Was ist die Lehre von Moon?

Moon offenbare durch „Reden des Meisters“ selbst die Lehre, verknüpft mit Ansätzen aus der taoistischen Kosmologie (chinesische Philosophie mit Anschauungen vom Universum), der schamanistischen koreanischen Volksreligion (religiös-magische Lehre) und Gedanken der christlichen Missionsthelogie. Hinter allem stehe ein „göttliches Prinzip“. Ein vollkommener Mann solle sich eine Frau zur vollkommenen Eva erziehen und eine vollkommene Frau solle sich einen Mann zum vollkommenen Adam erziehen. Gemeinsam wären sie dann in der Lage, sündlos Kinder zu zeugen und eine vollkommene „Gottes“-Familie zu gründen. Jesus Christus – so Moon – hätte seine Mission nicht vollenden können, weil er durch seinen Kreuzestod keine Familie hätte gründen können. Dass Jesus Christus die Menschheit nur hätte erlösen können, indem er eine vollkommene Braut geheiratet und mit ihr vollkommene Kinder gezeugt hätte, ist aus christlicher Sicht blasphemisch. Nach der Moonschen Lehre sind das männliche und das weibliche Geschlechtsteil göttlicher Natur. Im Lebenslauf Moons, den seine Anhänger verbreiten, hieße es, dass er „als Sieger des Universums und Herr der Schöpfung anerkannt“ ist. Im Kreis seiner „Nachfolger“ habe er selbst erklärt: „Wenn wir sieben Nationen manipulieren können, die USA, England, Frankreich, Deutschland, die Sowjetunion und vielleicht Korea und Japan, dann können wir die ganze Welt haben.“

Was sollen nun die Massenhochzeiten?

Die „Vereinigungsbewegung“ betreibe, so ihre Kritiker, einen Kult, der seine Anhänger an Lehre und Person des selbsternannten „Messias“ Sun Myung Moon binde. Das Kirchenoberhaupt schaffe sich ein durchorganisiertes Immobilien- und Firmenimperium. Die Massenhochzeiten könnten ein Beleg dafür sein, die Finanzkraft der Bewegung über rasant anwachsende Mitgliederzahlen wieder zu stärken. Die erste Massenhochzeit außerhalb von Südkorea habe nach Pressemeldungen 1982 im New Yorker Madison Square Garden stattgefunden. An der größten Zeremonie 1999 im Olympiastadion von Seoul hätten etwa 42.000 Paare teilgenommen. Moon könnte demnach als Vertreter der Vermischung von Religion und wirtschaftlicher Macht bezeichnet werden.

Moons Einreiseverbot nach Deutschland – Beschränkung der Religionsfreiheit

Bereits im November 2006 hatte das Bundesverfassungsgericht das Einreiseverbot für den Gründer der so genannten Moon-Sekte als Verstoß gegen die Religionsfreiheit geahndet. Die Richter in Karlsruhe gaben einer Verfassungsbeschwerde von Moons Vereinigungskirche statt. 1995 hatte der damalige Bundesgrenzschutz auf Betreiben des Bundesinnenministeriums Sun Myung Moon und dessen Frau die Einreise verwehrt, als der aus Korea stammende Religionsstifter Anhänger in Deutschland besuchen wollte. Das damals vom CDU-Politiker Manfred Kanther geführte Ministerium hatte argumentiert, dass die von der Vereinigungskirche vertretenen Glaubensinhalte den Wertvorstellungen des Grundgesetzes widersprächen. Das deutsche Einreiseverbot für Moon war sogar Jahresbericht des US-Außenministeriums im Jahr 2005 als Beispiel für Einschränkungen der Religionsfreiheit kritisiert worden.

[Anmerkung der Redaktion AG WELT: Eine Nachricht ist die Mitteilung über ein Ereignis und muss nicht in jedem Fall mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.]

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