PDF: Satanismus – zwischen Religion und hemmungslosem Egoismus
Was ist Satanismus
Satanismus, was ist das überhaupt? Oftmals werden alle Arten von Okkultismus mit Satanismus gleichgesetzt, ob es sich nun um Hexenkulte, Hellseherei oder Esoterik han-delt. Diese kultischen Handlungen sind aus christlicher Perspektive auch strikt abz-ulehnen. Es handelt sich aber nicht um Satanismus. Der Satanismus ist eine Bewegung innerhalb des Okkultismus.
„Satanismus ist eine Form religiösen Glaubens, die sich der An-betung Satans bedient, wobei Satan als eine übernatürliche Person, Gottheit, Teufel, eine übernatürliche Macht, eine natürliche Kraft oder auch meistens als das Selbst begriffen wird.“1
Geschichte
Der Satanismus als organisierte Anbetung des Teufels ist ein verhältnismäßig junges Phänomen. In den antireligiösen Gefühlen der Aufklärung fand er einen fruchtbaren Boden. Ein Gerichtsprotokoll berichtet von einer schwarzen Messe am Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Dies gilt als erster historischer Beweis für schwarze Messen. Ungefähr seit dieser Zeit lassen sich in der französischen Oberschicht Satanskulte nachweisen.
Mit der Geschichte und der Lehre des Satanismus untrennbar verbunden ist der Name Aleister Crowley (1875-1947). Er schrieb das bis heute in satanistischen Kreisen maßgebliche Buch Liber Al Vel Legis. Unter anderem wegen dieses Buches kann man ihn als den Vater des modernen Satanismus bezeichnen. Dieses Buch bildet die ideologische Grundlage aller satanistischen Vereinigungen und beeinflusst in starkem Maß bis heute auch nichtordensgebundene Satanisten. Crowley will den Inhalt des Buches auf einer Äg-yptenreise von einem außerirdischen Wesen namens Aiwaz offenbart bekommen haben. Crowley gründete selbst mehrere Orden teils gnostischer, teils satanistischer Richtung.
Eine weitere wichtige Person ist Anton LaVey. 1966 gründete er die Church of Satan. Diese stand Pate für eine ganze Reihe anderer Kirchen und Ordensgründungen. Auf LaVey geht das satanische Glaubensbekenntnis zurück, das neun Bekenntnisse enthält.
In Deutschland begegnet einem der Satanismus höchst selten in der ordensgebundenen Form. Die meisten Satanisten sind eher lose organisiert, ohne festen Kontakt zu anderen Gruppen. Ins Blickfeld der Gesellschaft und der Medien rückte der Satanismus erst 1993 bzw. 2001. In diesen Jahren gab es spektakuläre Mordfälle, die mit satanistischen Motiven in Verbindung gebracht wurden. Bei dem als Satansmord von Witten 2001 bekanntgewordenen Fall sagten die Täter aus, von Satan persönlich den Befehl zum Mord bekommen zu haben.
Lehre
Die Lehren des Satanismus stehen nicht allein für sich. Vielmehr sind sie von anderen geistigen und religiösen Strömungen entlehnt und beeinflusst. Die Person Satans wird unterschiedlich wahrgenommen. Einige sehen in ihm den eigentlichen Weltenschöpfer (Demiurg). Diese Strömungen berühren sich mit der Gnosis. Manchmal ist der Satan auch nur der zweite Teil der dualistisch wahrgenommenen Welt, in der Gott das Gute und der Satan das Böse repräsentiert.
Meistens jedoch wird Satan als das eigene „Ich“ begriffen. Konsequenterweise lautet die wichtigste von Crowleys Lehren: „Tue, was Du willst, sei das ganze Gesetz.“ Und weiter „Du hast kein Recht, denn Deinen Willen zu tun. Tue dies und keiner soll nein sagen.“2 Nach Crowley gibt es keinen Gott außer dem Menschen. In Folge dessen formuliert er eine ganze Reihe von Rechten, die der Mensch als Gott hat und abschließend „Der Mensch hat das Recht, jene zu töten, die ihm diese Rechte streitig machen wollen, die Sklaven sollen dienen.‘“2 Hier deckt sich satanistische mit sozialdarwinistischer und faschistischer Ideologie. Die Schwachen sollen den Starken dienen. Hier blitzt auch Nietzsches „Übermensch“ hervor. Im Grunde ist das die Ausformung der Lüge, die die Schlange der Eva im Garten Eden gesagt hat. „Ihr werdet sein wie Gott.“ (1.Mose 3,4).
Der Satanismus verneint die Existenz des Jenseits. Wenn mit jenseitigen Begriffen, wie der Hölle gearbeitet wird, ist der Machtbereich des Bösen oder die zu-gehörige Symbolik gemeint. Der Satanismus ist völlig auf das Diesseits ausgerichtet. Insofern ist es schwierig überhaupt von einer Religion zu sprechen. Hier berührt der Satanismus moderne Ideologien. Wie der Atheismus, leugnet er Gott und das Leben nach dem Tod. Die Bibel hingegen spricht deutlich vom Jenseits. Ein Beispiel findet sich in dem Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus (Lukas 16).
Beim Satanismus lässt sich eine deutliche Nähe zu neuheidnischen und magischen Kulten feststellen. Besonders Beschwörungs-bräuche und Zauberrituale sind z.T. sehr ähnlich. Es geht dabei um die Manipulation der Umwelt zum eigenen Vorteil und das Gefühl von Macht, wobei der Wunsch, zu sein wie Gott, eine große Rolle spielt. Gott verbietet seinem Volk Israel ausdrücklich und bei Todesstrafe Zauberei (2.Mose 22,17). Auch vor Toten- und Geisterbeschwörung warnt die Bibel deutlich. Der altisraelitische König Saul bekommt bei einer Totenbeschwörung seinen eigenen Tod vorausgesagt (1.Samuel 28).
Ein wesentliches Merkmal des Satanismus ist die radikale Ablehnung des Christentums. Besonders der Jugendsatanismus ist oftmals eher ein Ausdruck von Protest gegenüber Erwachsenen (ähnlich wie bei Punkern) als von ideologischer Überzeugung. Dennoch kann dieser Jugendsatanismus durchaus gefährlich sein. Auch Randerscheinungen, wie die Gothik-Szene, sind nicht zu unterschätzen.
Aus christlicher Perspektive ist jede Form des Satanismus abzulehnen. Christen sind aufgerufen ihre Hoffnung auf Gott zu setzen, ihren Nächsten zu lieben und sich vom Bösen fernzuhalten.
„Widersteht aber dem Teufel! Und er wird von euch fliehen. Naht euch Gott! Und er wird sich euch nahen.“ Jakobus 4,7b-8a.
1 Bob & Gretchen Passantino. Zitiert nach: Johannes Reimer, Satanismus, Antireligiöser Protest oder dämonische Verstrickung, 2000, Lage: Lichtzeichen Verlag, 3. Auflage: 2006, S.9.
2 Zitiert nach Hans-Jürgen Ruppert, Satanismus, zwischen Religion und Kriminalität, EZW-Texte 1998, Nr. 140, Berlin: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, 1998, S.15-16.
________________________________________
Autor: Konstantin Kahnt
(Quelle: Zeitjournal Jahresausgabe 2011) © AG Welt e.V.