AG Welt

Ivo Saseks „Königsherrschaft“ – Wie ein Führer Menschen in seinen Bann zieht

Der OCG-Gemeinde-Lehrdienst „Panorama-Nachrichten“, Foto: privat

(AG WELT) Der 1956 in Zürich geborene und gelernte Automechaniker Sasek besuchte nach seiner Bekehrung zum christlichen Glauben eine Bibelschule, die sich jedoch wegen seiner pfingstkirchlichen Ansichten von ihm trennte. Anfang der 1980er Jahre begann er gemeinsam mit seiner Frau eine Arbeit in der Drogenrehabilitation, wodurch er bekannt wurde und für seine Botschaften erste Anhänger gewinnen konnte. Parallel dazu begann er mit einem „Gemeindelehrdienst“ und bereiste Gemeinden im deutschsprachigen Raum. Seine Schriften und Hörkassetten fanden rege Verbreitung. Die Einführung eines „Bemessungsdienstes“ (Prüfung des geistlichen Zustandes eines Menschen) Ende der 1990er Jahre war die Geburtsstunde der sogenannten Organischen Christus Generation (OCG). Bis heute ist das schweizerische Walzenhausen das Zentrum der Sasek-Bewegung, wobei jedoch zunehmend eine Dezentralisierung in Destrikte festgestellt werden kann.

Unter der Überschrift „Fromme Verführung – Ivo Sasek und die OCG“ veröffentlichte AG WELT in der Brennpunkt-Ausgabe 4/2013 den Bericht eines Familienvaters über seine Erfahrungen mit Ivo Sasek und der OCG. Daraufhin forderte Sasek unsere Arbeitsgemeinschaft schriftlich dazu auf, eine Gegendarstellung von ihm zu veröffentlichen (siehe Ausgabe 2/2014). Saseks Ideologie wird nicht nur über seine Anhänger, sondern auch über die sogenannte Anti-Zensur-Koalition (AZK), Schriften wie die Panorama-Nachrichten, CD´s, Videos, über den Online-Sender klagemauer.tv und S&G (Stimme und Gegenstimme) verbreitet. Sie hat bereits mehrfach Ehen und Familien auseinandergerissen, Freundschaften und christliche Gemeinden zerstört. Überall rekrutiert Sasek und seine OCG neue Unterstützer, dabei insbesondere Christen, die negative Erfahrungen in ihren Kirchen, Freikirchen und Freien Gemeinden gemacht haben. Immer wieder lassen sich Menschen von Saseks Botschaften in den Bann ziehen und irreführen. Sie folgen seinen Lehren und finanzieren seine Aktivitäten.

Zwischenzeitlich liegen uns weitere Informationen ehemaliger OCG-Anhänger vor. Die nachfolgend gewählte Form der indirekten Redewiedergabe und die ineinander verwobenen Zeugnisberichte sollen den Schutz dieser Personen sichern:

Kennzeichnend für die OCG sei ein „streng hierarchischer Aufbau aller Betreuungs- und Dienststrukturen“. Sasek und Team führten die „Regie“. Über die Verwendung von Spenden, mit denen die Familie Sasek & Team unterhalten werde, gäbe es keinerlei Rechenschaftsberichte. „Der Dienst“ bedeute für Insider: Sasek und seine Lehre. „Wort“ bedeute nicht etwa nur die Bibel (Gottes Wort) allein, sondern auch, was Sasek sage und predige. Alle Betreuungsstrukturen seien darauf ausgerichtet, sämtliche Verbindlichkeiten auf Saseks Botschaften hin auszuloten. In speziellen Trainingscamps sollen die Funktionsweisen dieser Herrschaft auf Erden eingeübt werden. Der „Organismus“ (damit ist die OCG gemeint), der die „Königsherrschaft“ trage, solle von einem „Haupt“ aus gesteuert werden. OCGler würden dahingehend visioniert, dass sie die „Führer“ der „Neuen Welt“ seien. Ein installierter „Gerichtsdienst“ wirke sowohl nach innen (durch Bloßstellen von Sünde und Versagen) als auch nach außen durch AZK, klagemauer.tv, S&G und neue Strukturen, die in Politik und Wirtschaft sogenannte „böse Machenschaften“ aufdecken sollen. Man wolle immer mehr Menschen unter die von Saseks OCG fixierte „Königsherrschaft“ sammeln und eine solche mit ihnen gemeinsam errichten. Sasek wolle diese „Königsherrschaft“ nicht nur auf dem christlichen Sektor begrenzt wissen, sondern erhebe den Anspruch, eine „Herrschaft Gottes“ weltweit, auch politisch und ganz praktisch aufzubauen.

Die OCG pflege rege Kontakte zur „Trutherszene“, einer selbsternannten „Wahrheitsbewegung“, die u.a. Verschwörungstheorien zu den Terroranschlägen am 11. September 2001 verbreite. Saseks Verbindungen reichten bis hinein in
höchste Politikerkreise, die er als „Gerechte“ für sein Gedankengut öffnen und in seinem Sinne beeinflussen wolle. Da es scheinbar immer schwieriger werde, Menschen auf die „Heiligungsschiene“ zu führen, versuche man sogenannte „Gerechte“ einzubinden.

Sasek lehre, dass das Wort Gottes (die Bibel) nichts Vollkommenes und Fertiges sei, sondern durch den „Organismus“ (OCG) immer „weiterentwickelt“ bzw. „weitergeschrieben“ werden müsse. Die lehrmäßig vorgetragene „innere Reinigung“, also die „Wiederherstellung eines organischen Gemeindelebens“, sei nur Mittel zum Zweck und nicht das eigentliche zentrale Ziel Saseks. Sein zentrales Anliegen sei die „Königsherrschaft“, die Errichtung und Ausübung der Herrschaft Gottes auf dieser Erde. Alle Heiligungsbemühungen hätten zum Ziel, alle OCGler so zu „heiligen“, dass Christus in ihnen wiederkommen könne. U.a. in Saseks Vortrag „Engel seiner Macht (www.sasek.tv/besuchertage/engel/de) werde dieses Bestreben sehr deutlich. Aus dem Herrschaftsanspruch Christi leite Sasek einen Weltherrschaftsanspruch für sich und seine OCG ab. Nach seinen Vorstellungen bestehe ein Teil dieser „Königsherrschaft“ darin, „Gericht“ auszuüben. Dieser Anspruch komme in vielen seiner Predigten zum Ausdruck, u.a. in „Kategorie Lamm“ und in einem OCG-Lied mit dem Text „Manche reden von der Weltherrschaft, doch nur Einer wird sie haben und wir mit Ihm“. Auch das Lied „Du verwandelst uns“ von Matthias Ebert drücke dieses Bestreben aus. Darin heiße es im Blick auf Christus: „Hast uns befähigt, Dich zu sein, Herr hier auf Erden… Wir sind HERR!“ (www.youtube.com/watch?v=-uXL5XnZk2o). In der Lehre der OCG gebe es – entsprechend „aktueller Wirkung des Heiligen Geistes“ – immer wieder Anpassungen. Man könne es auch so formulieren: Saseks Lehre orientiere sich an seinen eigenen Vorgaben. So fände er ständig etwas Neues, um dann einen „Epochenwechsel“ ausrufen zu können.

Saseks Verhältnis zu Christen sei zwiespältig. Das eine Mal beschimpfe er sie in seinen internen Predigten, ein anderes Mal werbe er regelrecht um sie. In letzter Zeit bemühe er sich stark, „Anhänger aus dem esoterischen und alternativ-medialen Bereich“ an sich zu binden. Wer mitarbeiten wolle, müsse sich einer „Bemessung“ unterziehen und regelmäßig „seinen geistlichen Stand“ prüfen lassen. Dafür habe man sogenannte „Stuben“ als Betreuungsstruktur geschaffen. Immer gehe es darum, „Inputs von oben nach unten zu geben“. Wenn Sasek von „gesunden organischen Zellen“ spräche, dann meine er keine Gemeinden im biblischen Sinn, sondern die kleinsten Zellen des Zusammenlebens: Ehe und Familie. Für ihn sei die OCG der wahre Leib Christi, der aus lauter solcher Zellen bestehe.

Unterordnung unter Gott sei für Sasek gleichgestellt mit der Unterordnung unter Menschen. Alles andere sei Rebellion und schade dem „Organismus“, also der OCG. Man erwarte eine völlige Hingabe an eine Herrschaftsstruktur, die uneingeschränkte Verfügungsgewalt über den Menschen beanspruche. Die meisten OCGler sähen ihre Zugehörigkeit zur OCG als Garantie für ihr persönliches Heil. Die Behauptung der OCG, dass sie die „Arche“ sei, stütze eine solche Bewertung. Das gesamte System sei darauf ausgerichtet, die Menschen zum Ablegen ihrer Sündhaftigkeit zu zwingen, notfalls mittels Strafen wie Bloßstellen, Beschämen und Ausgrenzen („Gericht“ nach innen). Bemessungskriterien seien vor allem der „gemeinsame Friede“ und das „gemeinsame Leben“. Die daraus erwachsende Gruppendynamik übe einen so massiven Druck auf OCG-Anhänger aus, sodass eine Bemessung bei manchen bis zum völligen Zusammenbruch der Psyche führen würde. Wer sich, natürlich ehrenamtlich und über seine Kräfte hinausgehend, für die OCG engagiere, den erwarte ein „Zuckerl“, die Aussicht als Leiter ausgebildet zu werden. Eine solche Stellung ließe sodann erkennen, wie die „Neue Welt“ funktioniere und wie die erwählten Leiter in ihr eine konkrete Führungsposition einnehmen könnten.

Sasek lehre nicht nur, dass Christus in seinen Heiligen wiederkommen werde, sondern auch, dass die zwei Zeugen, von denen die Offenbarung des Johannes (11,3) berichtet, die „Heiligen“ (die OCGler als erster Zeuge) und die „Gerechten“ (Menschen, die für Gerechtigkeit kämpfen, als zweiter Zeuge) seien. Mit der Vereinigung von diesen „Heiligen“ und „Gerechten“ werde Gott auf dieser Erde allem Bösen ein Ende setzen und seine Herrschaft aufrichten. Zu Saseks Denksystem gehöre auch die Lehre vom Umverteilen von Schuld, die der Erlösungstat Jesu am Kreuz hinzugefügt werde (Vortrag: „Asaseldienst – weshalb?“). Darin spiegele sich eine grundlegende Praxis innerhalb der OCG wider, dass eigene Schuld auf einen anderen Menschen projiziert werden könne.

Die Lehre der OCG sei vollkommen auf das Diesseits ausgerichtet, der „Himmel“ werde auf der bestehenden Erde errichtet. Dieses Ziel zu erreichen, dazu sähe sich Sasek berufen. Sein zunehmend politisches Engagement, das insbesondere in den Sendungen klagemauer.tv deutlich werde, diene der Stärkung seiner Einflussnahme zur Errichtung der von ihm erdachten „Königsherrschaft“. Sasek dämonisiere alles, was ihm und seiner Lehre im Wege stehe.

Wer einmal in den Fängen der OCG gewesen sei, deren Irrlehren erkannt und sich von ihr getrennt habe, werde immer wieder von der OCG bedrängt. So seien Sasek und die OCG beispielgebend für ein totalitäres System unter christlichem Deckmantel.

Die Zeugnisberichte sollen eine Warnung sein für alle, die sich mit den Lehren der OCG beschäftigen. Selbst in frömmsten christlichen Kreisen werde klagemauer.tv geschaut, obwohl Menschen mit einem festen Glauben an Jesus Christus und klarem Verstand deutlich werden müsste, was sich hinter Sasek und seiner OCG verberge. •

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Erstveröffentlichung in Brennpunkt Weltanschauung 4/2016

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