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Buddhismus und Krieg

PDF: Buddhismus und Krieg

Buddhisten sind keine bösen Menschen. Aber ob sie prinzipiell friedfertiger als Juden oder Christen sind darf aufgrund ihrer historischen Vergangenheit bezweifelt werden. Zweifellos in seinen öffentlichen Reden fordert der Dalai Lama beständig Frieden und Toleranz. Auch buddhistische Meditationskurse wollen inneren Frieden und Ruhe vermitteln. Losgelöst davon muss aber gefragt werde, ob der Buddhismus da wo er über lange Zeit hinweg die Menschen prägte zu einem friedlichen und toleranten Miteinander führte.

Insbesondere in Westeuropa und Nordamerika wird das Bild des friedliebenden Buddhismus gepflegt, häufig als Werbeargument für eine dem Christentum vorgeblich überlegende Religion. Für buddhistisch motivierte Gewalt werden dann Entschuldigungen und Erklärungen, weshalb in die Gewalttaten in diesem Fall keinen Rückschluss auf die Friedfertigkeit des Buddhismus zuließe. Oftmals werden in diesem Zusammenhang traumatische Erfahrungen der Buddhisten aus der Zeit des europäischen Kolonialismus oder wirt-schaftliche Interessen angeführt, die in Wirklichkeit dem Konflikt zugrundelägen. Im Gegensatz zu solchen weltanschaulich begründeten Rechtfertigungsversuchen muss aber festgestellt werden, dass religiös gerechtfertigte Gewalt auch in der Gesch-ichte des Buddhismus immer wieder anzu-treffen ist.

Buddha und die Gewalt

Als religiöser Lehrer strebte Buddha danach, die Menschen durch spirituelle Übungen vom Leiden zu erlösen. In ihrer Lebensführung sollten sie sich hüten anderen Menschen Schaden zuzufügen oder ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf von Waffen zu verdienen. Buddha verbot die Tötung von Mensch und Tier kategorisch. Die Idee universeller Liebe und universellen Mitgefühls allen lebenden Wesen gegen-über findet sich in frühen buddhistischen Schriften. Welche Frieden-fordernden Aussagen allerdings wirklich auf Buddha zurückgehen kann heute nicht mehr zweifelsfrei festgestellt werden. Aus realen politischen Konfliktsituationen hielt sich Buddha vermutlich zeitlebens heraus, selbst wenn in seiner direkten Umgebung tausende von Menschen ermordet wurden, wie im Krieg König Vidudabhas von Kosala.

Durchaus waren die frühen Buddhisten bereit sich von asiatischen Herrschern beschenken zu lassen, auch wenn diese ihren Reichtum durch Gewalt erlangt hatten. Oftmals erwarteten und bekamen großzügige Könige und Fürsten für ihre Geschenke eine geistliche Gegenleistung, Gebete für den Sieg, ein langes Leben oder gutes Karma für die nächste Wiedergeburt (Reinkarnation).

Streit unter den frühen Buddhisten konnte der Überlieferung zufolge durchaus auch mit Gewalt ausgetragen werden. Buddhas Vetter und Schüler Devadatta trennte sich aus lehrmäßigen Überzeugungen von seinem Meister und wiegelte die Mönche von Vaishali gegen Buddha auf. Schließlich versuchte er den Konkurrenten vergeblich durch Meuchelmörder und Bogenschützen zu töten. Dann setzte er einen Elefanten unter Drogen und ließ ihn in einer engen Gasse auf Buddha zulaufen, damit dieser aufgespießt oder zertrampelt werde. Als auch dieser Mordanschlag misslang schloss sich Devadatta wieder Buddha an. Auch in späterer Zeit kam es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen buddhistischen Schulen. Dabei ging es nicht allein um die richtige Interpretation der Lehren Buddhas, sondern ganz handfest um Macht, politischen Einfluss und Geld. Häufig erhielten buddhistische Klöster großzügige finanzielle Zuwendungen von den Herrschenden und suchten deshalb auch ihre Nähe.

Buddhisten und der Krieg

König Ashoka (269-232 v.Chr.) gilt vielen Buddhisten als idealer Herrscher. Auf zahl-reichen grausamen Eroberungskriegen hatte sich der König ein großes Reich erkämpft. Das schreckliche Blutvergießen bei der Eroberung des Königreichs von Kalinka soll ihn zum Nachdenken gebracht haben. Dann wandte er sich dem Bud-dhismus zu und schwor nie mehr Gewalt anzuwenden. Er setzte sich für die gute Behandlung seiner Diener und Sklaven ein und verbot sogar Tieropfer in seinem Reich. Er ließ Sammlungen für Bedürftige durch-führen und Rasthäuser für Reisende einrichten. Er ließ auch buddhistische Klöster bauen, buddhistische Schriften verbreiten und Mönche bezahlen. Der Überlieferung nach soll Ashoka dem Idealbild der „Zehn Pflichten des Königs“ entsprochen haben: keine Gewalt anwenden, kein Leben nehmen, keinem Egoismus nachgehen, frei von Hass und Falschheit, keine persönlichen Annehmlichkeiten, kein Suchen nach Ruhm und Ansehen.

Andererseits ist erwiesen, dass Ashoka die von ihm eroberten Völker und die von ihm gehaltenen Sklaven auch nach seiner Bekehrung zum Buddhismus nicht in die Freiheit entließ. Weiterhin unterhielt er eine Armee und kämpfte gegen Gegner, die sein Reich angriffen. Im Ashokavandana ist nachzulesen, dass er einmal 18 000 Jainas hinrichten ließ, weil sie den Buddhismus beleidigt hätten. In einem anderen Fall soll er einen Jaina und dessen Familie in sein Haus getrieben und dasselbe dann an-zünden und abbrennen lassen haben. Auch die Todesstrafe für Kriminelle behielt er bei. Sogar seine eigene Frau Tsyaraksita ließ er hinrichten. 60 000 Buddhisten wur-den auf Ashokas betreiben aus der Mönchsgemeinschaft ausgestoßen, weil sie nicht die „richtige buddhistische Lehre“ vertraten, berichtet eine Pali-Chronik über die Geschichte Ceylons.

In Sri Lanka förderte König Vattagamani Abhanya (89-77 v.Chr.) massiv die Aus-breitung des Buddhismus. Andere Religionen hingegen wurden eingeschränkt und unterdrückt. So zerstörte er beispielsweise ein Jaina- Tempel um an seiner Stelle ein buddhistisches Kloster zu errichten. Im 4.Jahrhundert ließ König Mahasena einen Göttertempel zerstören und setzte an dessen Stelle drei buddhistische Klöster.

Im tantrischen Buddhismus traten Mönche als Wundertäter (siddha) auf. Gegen Bezahl-ung konnte man sie um Gesundheit oder Reichtum, aber auch um Schadenszauber bitten. Da sie Moral als relativ betrachteten, begingen einige Siddhas schreckliche Verbrechen und Untaten. Als Zeichen ihrer Erleuchtung und Weisheit übertraten sie bewusst die fünf Verbote des frühen Buddhismus: Mord, Diebstahl, Geschlechtsverkehr, Lüge und Trunksucht.

König Kanischka (53-126 n.Chr.) genießt bei Buddhisten ein besonderes Ansehen. Er berief das vierte buddhistische Konzil nach Kaschmir, beschenkte buddhistische Klöster großzügig und gilt indirekt als Mitbegründer des Mahayana-Buddhismus. Gleichzeitig führte er grausame Feldzüge zur Erweiterung und Befriedung seines Reiches durch.
Unter den chinesischen Buddhisten kam es immer wieder zu messianischen Aufständen. Man erwartete den endzeitlichen Maitreya, der ein vollkommenes buddhistisches Reich aufrichten sollte. Die Mahayana-Rebellen erhoben im Jahr 515 das Töten von Menschen zur heiligen Pflicht. Die Anzahl der Getöteten bestimmte dabei den gruppeninternen Rang des Betreffenden.

Der Gründer der Sui- Dynastie, Yang Jian (reg. 581-604), bekannte, er habe die buddhistische Lehre mit den Waffen eines Weltherrschers ausgebreitet. Seine Waffen verglich er mit den Blumen und dem Weihrauch des buddhistischen Opfers. Er beab-sichtige aus der Welt das „reine Land des Buddhas“ zu machen. Der Bevölkerung Süd-chinas gegenüber präsentierte er sich als ein Herrscher, der seine Kriege im Namen der Güte und Humanität führte. Hier wurden die Weichen einer nachhaltigen Buddhaisierung Chinas gestellt.
Der buddhistische Mönch Shen-hui (684-758) sammelte sehr erfolgreich Geld, da-mit der chinesische Kaiser die Armee für einen geplanten Kriegszug aufstellen kon-nte. Den „Spendern“ bot er Mönchs-zertifikate an, die ihnen ein gutes Karma für die nächste Wiedergeburt vermitteln sollten.
Die buddhistischen Mönche Südchinas besaßen im Jahr 845 rund 150 000 Sklaven ohne darin einen Wiederspruch zu ihrem Glauben zu sehen.
Im Reich der Koryo, das bis 935 die ganze koreanische Halbinsel unter seiner Herr-schaft vereinte war der Buddhismus Staatsreligion. Die Klöster des Landes stellten Armeen mit Mönchskriegern auf und griffen damit direkt in die politischen Konflikte des Landes ein.

Im 9.Jahrhundert kam es innerhalb der japanischen Tendai-Schule zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen eigens aufgestellten Armeen von Mönchskriegern (sohei). Besonders einflussreich war die Armee des buddhistischen Klosters auf dem Hiei- Berg. Das Kloster übte immer wieder politisch-militärischen Druck auf die Regierung aus und besetzte beispielsweise im Jahr 1039 die Stadt Heian. Nicht selten führten sie bei ihren Kriegszügen Buddha-Statuen mit.

In der Tokugaka- Zeit (1603-1868) wandten sich die buddhistischen Herrscher Japans massiv gegen den christlichen Glauben, der als unjapanisch abgelehnt wurde. Eine erste Einschränkung des christlichen Glaubens nahm Tokugawa Ieyasu vor. Nachdem auch Gefolgsleute des Shogun Christen geworden waren ging man direkter gegen den christlichen Glauben vor. Der christliche Daimyo Takayama Ulkon wurde nach Manila verbannt, 1622 tötete man bei einer öffentlichen Massenexekution 120 japanische Christen. In den folgenden Jahren wurden über 3000 christliche Japaner aufgrund ihres Glaubens von den buddhistischen Machthabern gefoltert und dann getötet. 1636 ermordet man tausende christlicher Japaner bei Nagasaki. Im Jahr 1640 wurde jeder Japaner von den Tokugawa verpflichtet sich in einem buddhistischen Tempel registrieren zu lassen.
Die 1914 von Tanaka Chigaku gegründete Nichiren-Bewegung Kokuchukai war in den 30er Jahren an zahlreichen politischen Gewalttaten in Japan beteiligt, so an der Ermordung des Premierministers Inukai Tsuyoshi (1932) und dem Anschlag auf Premierminister Takahashi Korekiyo (1936).

Bis ins 20.Jahrhundert hinein setzten in Japan buddhistische Mönche die Unterdrückung von sogenannten „Ausgestoßenen“ durch. Wer in bestimmten Familien aufwuchs, besonders hässlich, krank oder behindert war wurde gezwungen in separaten Dörfern zu leben, andere Bud-dhisten zu meiden und mindere Arbeiten, wie die des Abfallsammlers zu übernehmen. Schon im Lotus-Sutra wird diesen Menschen ein schlechtes Karma zugesprochen. Weil sie in ihrer letzten Existenz Schuld auf sich geladen hätten, müssten sie jetzt leiden. Diese soziale Diskriminierung wurde insbesondere durch buddhistische Priester durchgesetzt.

Im 14.Jahrhundert standen verschiedenen buddhistische Klöster und Leiter im Wett-streit über die politische Herrschaft in Tibet. Die Machtkämpfe zwischen diesen Theo-kratien wurden immer wieder auch mit Waffengewalt ausgetragen.

In den Jahren 1637-1642 verbündete sich der Dalai Lama mit Gushri Khan, um seine geistlichen Gegner auszuschalten. 1642 schließlich eroberten sie die Hauptstadt Shigatse und ließen den König von Tsang hinrichten und machten Lhasa zur neuen Hauptstadt seines Tibets.

Als Gründer des burmanesischen Großreichs führte König Anawrata (1044-1077) den Theravada- Buddhismus, der den vorher verbreiten Mahayana- Buddhismus verdrängte. 1057 eroberte er das Mon-Reich Thaton, um in Besitz wertvoller buddhistischer Schriften des Pali Kanons zu gelangen. Gleichzeitig verdrängte er alle buddhistischen Schulen, die er als ketzerisch betrachtete. Tabin Shwehi (reg. 1531-1550), König des Zweiten Burmanesischen Reiches von Toungoo überzog das buddhistische Thailand mit Krieg. Sein Nachfolger, Bayin Naung (reg. 1551- 1581), engagierte sich einerseits als buddhistischer Reformer, indem er das Opfern von Sklaven, Pferden und Elefanten bei Totenzeremonien ebenso verbot wie Opfer an die Geister. Andererseits führte er beständig Krieg gegen buddhistische Nachbarländer: 1558 eroberte er das Thai- Reich von Chiengmai, 1569 das Reich von Ayuthya, 1574 das laotische Vientiane.

Der Gründer der burmanesischen Konbaung-Dynastie, Alaungpaya (1752-1885), betrieb eine Ausrottungspolitik gegenüber den ebenfalls buddhistischen Mon. Dabei verschonte er selbst die Mönche nicht. 3000 Mönche ließ er von Elefanten zertrampeln, ihre Robben zum Fußabwischen missbrauchen und ihre Almosen-Schalen zu Haushaltstöpfen umfunktionieren. Im Namen des Buddhismus führte er Kriege gegen sein buddhistisches Nachbarland Thailand. Dabei betrachtete er sich selbst als Bodhisattva und zukünftigen Buddha. Sein zweiter Nachfolger, Hsinbiyushin (reg. 1763-1776) eroberte schließlich die Thai-Hauptstadt Ayuthya (1767) und zerstörte sie völlig, einschließlich aller buddhistischen Tempel.

Auch einige der folgenden burmanesischen Herrscher betrachteten sich als Buddha und ringen mit religiös gerechtfertigter Gewalt gegen Gegner im In- und Ausland vor. Im 19.Jahrhundert kämpften buddhistisch-messianische Gruppen gegen die Engländer, in der Hoffnung ein endzeitlich buddhistisches Reich aufrichten zu können.

Der Premierminister von Burma, U Nu (reg. 1948-1958), verstand sich als frommer Buddhist. Er erklärte Burmesesein und Buddhistsein als identisch. Die große christ-liche Minderheit Burmas geriet so immer stärker unter buddhistischen Druck und wurde an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Die seit 1962 in Burma regierende Militärdiktatur berief sich in ihrer Politik immer wieder auf buddhistische Prinzipien. Trotzdem vertrieben sie bis 1993 etwa 600.000 Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten aus Burma. Unter dem Schutz der Regierung beteiligten sich buddhistische Mönche an Übergriffen auf Andersglaubende. Rund 250.000 Muslime flohen ins angerenzende Bangla Desh, weil sie in Burma Zwangsarbeit leisten mussten, ihre Frauen vergewaltigt und ihre Moscheen abgerissen wurden.
Nachdem die buddhistische Arme von Burma 1767 das Thai-Reich von Ayuthyas erobert hatte, verwüsteten sie die buddhistischen Klöster des Feindes, zerhackten und Verbrannten Buddha- Statuen und buddhistische Handschriften. In der thailändischen Stadt Fang wurde daraufhin ein Mönchsstaat gegründet. Die buddhistischen Mönche begannen sofort mit kriegerischen Expansionen, sie verübten Grausamkeiten aller Art und eroberten 1768 die Stadt Phitsanulok, dessen Gouverneur sie sofort hinrichteten. Rama I., der Gründer der thailändischen Chakri- Dynastie (reg. 1782-1809), verbot animistische Geisterkulte und ging mit Gewalt gegen deren Anhänger vor, um den Buddhismus in seinem Land zu fördern. 1902 brach in Thailand ein gewalttätiger Aufstand gegen die französischen Kolonialherren aus, nachdem buddhistische Gruppen die baldige Ankunft des endzeitlichen Buddha Ariya Maitreya angekündigt hatten.

König Rama IV. Vajivarudh (reg. 1910-1925) benutzte den Buddhismus zur Stabilisierung seines Staates. Der Buddhismus sollte zu Gehorsam und harter Arbeit verpflichten. Nach dem Eintritt Siams in den Ersten Weltkrieg weihten buddhistische Mönche Kanonenboote und Armeef-ahnen. Im „Vaterländischen Buddhismus“ entstand eine enge Verbindung von Religion und Nation.

Der thailändische Diktator Feldmarschall Phibun Songkhram (1897-1964) wurde bei seiner Konzeption eines nationalistischen Buddhismus von zahlreichen Mönchen unterstützt. Mönche grüßten die Nationalflagge und beten für den Sieg Japans, dass im Pazifik-Krieg vorgeblich für einen Pan-Buddhismus kämpfte. Unter der Militär-Regierung Thanin Kraivchien (ab 1976) unterstützten zahlreiche Mönche die Einschränkungen des Staates. Der charismatische Mönch Kittivuddho löste eine buddhistische Erweckungsbewegung aus, äußerte gleichzeitig aber, einen Kommunisten zu töten sei keine größere Sünde als die Tötung eines Huhns.

1474 wurde das buddhistische Kambodscha durch das ebenfalls buddhistische Thailand erobert. Aufgrund der strengen buddhistischen Moral wurden in Kambodscha Mönche, die Geschlechtsverkehr mit Frauen hatten, öffentlich verbrannt. Das überwiegend buddhistische Vietnam eroberte 1834 Kambodscha und gliederte es dem eigenen Reich ein. Im Rahmen der Ausrottung der Khmer-Kultur wurden buddhistische Tempel und Stupas zerstört und Mönche vertrieben.

In Sri Lanka bekämpfen sich buddhistische Singhalesen und hinduistische Tamilen in einem blutigen Bürgerkrieg seit über 50 Jahren. Hindus beschweren sich weil sie von den herrschenden Buddhisten wirtschaftlich und politisch benachteiligt werden.
Buddhistische Priester beteiligen sich an der Hetze gegen Hindus. In einem Flugblatt heißt es: „Dies ist eine Warnung für Sie Sri Lanka vor dem 31.Dezember 1958 zu verlassen; anderenfalls werden wir Sie ausmerzen, genauso wie wir es mit den Tamilen gemacht haben. Sri Lanka ist nur für Buddhisten. … Wir orthodoxen Buddhisten sind davon überzeugt, dass wir die Ausbreitung von Christentum und Islam in Sri Lanka nicht unterbinden können, ohne Euch auszumerzen.“

Unterstützt wurden die Übergriffe auf Andersgläubige durch den zum Buddhismus bekehrten Premierminister Sri Lankas S.W.R.D. Bandaranaike (1956). Er erkläre den Buddhismus als die Normalreligion Sri Lankas, förderte die Ausbreitung des Bud-dhismus mit politischen Mittel und initiierte militärische Angriffe auf hinduistische Sied-lungen im Norden und Osten der Insel.
In den buddhistischen Ländern Birma und Bhutan ist Missionaren die Einreise streng untersagt. Christen ist es gesetzlich untersagt zu missionieren oder werbend über ihren Glauben zu sprechen. Die Länder wollen sich von dem „zersetzenden Einfluss“ des Christentums schützen. Solange der Dalai Lama in Tibet regierte war das Land weitgehend von der Umwelt abgeschottet.

Fremde, insbesondere Fremde anderer Religion durften das Land nicht betreten. All diese, durchaus gut dokumentierten Beispiele, buddhistisch gerechtfertigter Gewalt machen deutlich, dass es mit einer einfachen Gegenüberstellung: friedlicher Buddhismus – gewalttätiges Christentum nicht getan ist. Europäische Lobeshymnen auf den friedlichen Buddhismus gründen allzu häufig auf einer weitgehenden Unkenntnis der asiatischen Geschichte. Zweifellos gibt es sowohl in der christlichen, aber eben auch in der buddhistischen Geschichte absolute Forderungen nach Friedfertigkeit und religiös begründete Gewalt. Christen kennen die Aufforderung Jesu, sogar ihre Feinde zu lieben (Mt 5,44).

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Autor: Michael Kotsch
(Quelle: Zeitjournal Jahresausgabe 2011) © AG Welt e.V.

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