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Alliens und Dämonen im Fernsehen

PDF: Alliens und Dämonen im Fernsehen

Mysteriös und übernatürlich geht es derzeit im Fernsehen zu. Außerirdische, Geister und paranormale Phänomene haben Hochkonjunktur in den Medien. Mit „Haven“ startete im Herbst 2012 auf RTL2 eine weitere Mystery-Serie.

Abgesehen von den offensichtlich immer beliebten Krimi-, Comedy- und Krankenhaus-Serien haben deutsche Fernsehsender seit einiger Zeit besonderen Geschmack an Mystery und Magie gefunden. Im Weiteren gehören dazu auch die zahlreichen Neo-Vampir-Geschichten, die im Rahmen des „Twilight“-Booms.

Im September 2012 hat RTL2 mit „Haven“ eine weitere Mystery-Serie gestartet. Die Serie mit dem Untertitel „Eine Stadt hütet ein dunkles Geheimnis“ ist erstmals im deutschen Free-TV zu sehen, direkt im Anschluss an die Folgen der zweiten Staffel von „Warehouse 13“.

„Haven“ basiert auf den Roman Colorado Kid des Horror-Autors Stephen King. Darin ermittelt die selbstbewusste FBI-Agentin Audrey Parker in einem Routinefall in dem kleinen Städtchen. Dies scheint auf den ersten Blick eine ganz normale Ortschaft an der Küste Neu-Englands zu sein. Gemeinsam mit dem Polizisten Nathan Wournos versucht sie, einige Unstimmigkeiten um den mysteriösen Tod eines entflohenen Sträflings aufzuklären. Doch schon bald stellt sie fest, dass in dieser Stadt nichts ist, wie es scheint. Nach und nach kommt sie dem wohl gehüteten Geheimnis auf die Spur: Haven ist eine Zuflucht für Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Bisher kamen an diesem Ort ihre Kräfte nicht zur Entfaltung und sie konnten ein ganz normales Leben führen. Doch nun sind merkwürdige Ereignisse in Gang gekommen und drohen, außer Kontrolle zu geraten.

Während dessen kämpfen bei Pro7 die Brüder Sam und Dean Winchester bereits in der fünften „Supranatural“-Staffel wieder gegen Geister, Monster und Dämonen. Im Vorfeld ermitteln dort nach wie vor die Spezialisten von „Fringe – Grenzfälle des FBI“ in einem Paralleluniversum.

Zudem wird die Serie „V –Die Besucher“, deutlich früher als ursprünglich gedacht, zurückgeholt. Mit einem Marktanteil von mehr als 16 Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen entpuppte sich die erste Staffel der Mystery- Serie für den Privatsender als voller Erfolg. Die Vampir-Tagebücher („Vampire Diaries“) werden künftig donnerstags auf Sixx fortgeschrieben.

Pro7 setzt montags vorerst auf Doppelfolgen der schwächelnden „Fringe“ – Ermittler. Neu ist diese Begeisterung für das Mysteriöse und Übernatürliche im Fernsehen nicht. So erhöhten bereits in den 1950er und 1960er Jahren die Fernsehzuschauer bei US-amerikanischen Serien wie „Twilight Zone“ und „The Outer Limits“ die Einschaltquoten. Von 1995 bis 2002 wurden in Kanada sieben Staffeln einer „The-Outer-Limits“-Neuauflage produziert.

Im Deutschen steht das englische Wort „mystery“ für das Geheimnis und Rätsel. Ursprünglich bezeichnet es ein Genre in der Trivialliteratur, das sich am besten als eine Mixtur aus Fantasy, Magie- und Horror-Elementen beschreiben lässt. Das Genre behandelt übernatürliche Phänomene, Geister und Alien (umgangssprachlich für außerirdisches Leben) sowie paranormale Fähigkeiten.

In den 1990er Jahren etablierten sich vor allem Serien wie „Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI“, „Twin Peaks“ und „Millennium“ im Fernsehen. Später kamen andere Formate wie „Charmed – Zauberhafte Hexen“, „Smallville“, „Heroes“, „Ghost Whisperer“ und „Lost“ hinzu. Häufig stehen Verschwörungstheorien, gern auch mit außerirdischem Hintergrund, im
Zentrum des dramatischen Geschehens.

Nur wenige wissen von ihnen. Regierungen, staatliche Behörden oder andere mächtige Organisation sind bemüht, das Übernatürliche zu vertuschen. Andernorts wirken geheimnisvolle Kräfte aus dem Jenseits in der alltäglichen Welt. Menschen treten in Kontakt mit Engeln, Dämonen und fremden Seelen. Sowohl die Helden als auch ihre Gegner bedienen sich übernatürlicher Kräfte und Eigenschaften. Magie wird wie eine neutrale Technik eingesetzt. Eine Abgrenzung zwischen göttlich und nichtgöttlich findet nicht statt.

So unterschiedlich die aktuellen Mystery-Serien auch sind, eines haben sie gemeinsam: Sie spiegeln die Unsicherheit der Menschen wider. Der Menschen, die sich mit einer globalisierten, immer unübersichtlicheren und von Krisen geschüttelten Welt konfrontiert sehen. Die Zuschauer suchen nach Orientierung. Sie wünschen sich eine überschaubare und klar strukturierte Welt. Dabei sind sie offen für die etwas anderen, spirituell-magischen Erklärungsansätze für die komplizierten Probleme des gesellschaftlichen Alltags, abseits wissenschaftlich-rationaler Methoden.

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Autor: Michael Kotsch
(Quelle: Zeitjournal Jahresausgabe 2011) © AG Welt e.V.

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