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Ich war Buddhist

PDF: Ich war Buddhist

Noch einmal beeindruckte mich der Eifer der Tibeter als ich in diesem Jahr einen Besuch in Tibets Hauptstadt Lhasa machte. Tausende Pilger umrundeten den leeren Palast, wo früher der Dalai Lama wohnte. Sie rezitierten Mantras, drehten Gebetsmühlen oder warfen sich lang aus auf den Boden. Das kannte ich noch allzu gut. Auch ich hatte mich damals in dem wichtigsten buddhistischen Pilgerort Bodhgaya 60.000 Mal auf den Boden geworfen.

Weil in diesem Ort in Nordindien der historische Buddha die Erleuchtung erlangt haben soll, meinte auch ich, dort viel positives Karma erlangen zu können. Gute Werke, wie diese Niederwerfungen, sollen eine bessere Wiedergeburt oder vielleicht sogar den Zustand der Erleuchtung hervorbringen können.

Mein religiöser Eifer beeindruckte meine heutige Frau Elke. Sie war eigentlich Esoterikerin, obwohl sie sich Christin nannte. Aber ihre Religion lebte sie nicht. Heute geht es vielen Menschen ähnlich. Vielleicht sind auch deshalb immer mehr Menschen, die sich Christen nennen, beeindruckt von den eifrigen, lächelnden Buddhisten. Auf dem Kirchentag in Berlin 2002 applaudierten 20.000 Menschen begeistert, als der Dalai Lama die Wald-bühne betrat. Auch Elke war fasziniert von ihm als wir ihn in seiner Residenz, während einer Audienz für westliche Leute, die Hand schütteln durften. Sie meinte damals: So muss Jesus gewesen sein, als er lebte…

Heute wissen wir, dass dieses nicht stimmt. Der Dalai Lama hat mit Jesus nichts zu tun. Er ist durch und durch Buddhist. Er vertritt die Lehre des Buddhismus auf so packende, aber auch versteckte Weise, dass fast niemand seine missionarische Tätigkeit bemerkt. Sowohl die Uni Marburg als auch die Uni Münster würdigten ihn, indem sie ihm eine Ehrendoktorwürde überreichten. Als Buddhist hält sich der Dalai Lama an die Zielvorstellung seiner Religion: die Erleuchtung, ein Zustand der Leere, in dem es keinen Gott, kein Gefühl, kein Bewusstsein und keine Person gibt. Obwohl er einerseits die Menschen zum Praktizieren östlicher Meditation aufruft, warnt er andererseits vor einer buddhistisch-christlichen Vermischung, denn es gibt im Buddhismus keinen Schöpfer- oder Erlösergott.

Warum zog mich der Buddhismus damals so an? Zunächst weckten die sanften, mystischen Beschreibungen eines Nachbarsmädchens (sie war in Indien Buddhistin geworden) mein Interesse. Dann faszinierten mich Bücher über sexuell-magische Rituale tibetischer Buddhisten. Die Meinung, dass diese geheimnisvollen Dinge praktisch erfahren werden mussten, brachte mich dazu nach Indien zu reisen.

Während meines ersten Kurses mit 150 westlichen Teilnehmern in einem Kloster in Nepal, forderte uns der Lama (tibetischer Lehrmeister) auf, unser analytisches Denken abzule-
gen. Das würde den Weg zum Ziel der absoluten Leere blockieren. „Leere“ klang zwar zunächst nicht attraktiv, aber die vagen Beschreibungen eines glückseligen Zustands machten mich neugierig.

Meine Eltern waren nicht religiös und mir fehlten Antworten auf Fragen nach dem Sinn meines Lebens. Nach einer Weile des Zuhörens schienen mir viele Erklärungen logisch zu sein. Mein Herz war leer und vielleicht würde der als herrlich beschriebene Zustand der Leere mein Herz erfüllen können? Darüber hinaus wirkte diese bunte, magische Religion im Vergleich zu dem langweilig erscheinenden Christentum attraktiver.

Während meiner Jahre als Buddhist schwankte ich zwischen mancher „Erleuchtungserfahrung“ und einem Scheitern an der Alltagsrealität hin und her. Nach sieben Jahren besuchte ich (im Rahmen einer Weltreise) Indien noch einmal. Diesmal mit Elke. Bei Meditationen stellte sich immer weniger innerer Frieden ein. Ich konnte von einem zum anderen Moment ohne ersichtlichen Grund völlig depressiv sein. Manchmal plagten mich Selbstmordgedanken. Die unsichtbare Welt bedrängte mich und ich wusste inzwischen, dass diese nicht nur aus friedlichen, sondern auch aus zornigen, furcht-erregenden Wesen bestand.

Über Indonesien reisten wir weiter nach Australien. Als wir per Anhalter zu einem Freund fuhren, gerieten wir an einen fröhlichen jungen Mann. Er meinte, seine gute Laune käme von seiner guten Beziehung zu Jesus Christus. Wir ließen uns auf seine Einladung zum Sonntagsgottesdienst ein und entdeckten, dass die Anwesenden von ganzem Herzen Gott lobten und priesen, so als wäre er wirklich da.
Am Ende des Gottesdienstes lud eine Frau Elke zum Gebet ein. Während dieses Gebetes erkannte Elke ihre Trennung von Gott und dass sie bis dahin nicht nach Gottes Willen gefragt hatte. Unter Tränen ging sie auf den Vorschlag der Frau ein, Jesus Christus als ihren Erlöser anzunehmen. Mich beeindruckte dieses Geschehen. Nun wollte diese Frau auch mit mir beten, ja mir sogar ein Gebet vorsprechen. Aus Neugierde ließ ich mich darauf ein. Einer der ersten Sätze enthielt die Aufforderung, alle meine anderen Religionen loszulassen. Mein erster Gedanke war: „Nein, das mache ich nicht! Schließlich habe ich schon eine höhere Bewusstseinsebene erreicht.“
Genau dann fiel mir ein Wort Buddhas ein: „Wenn dir jemand etwas Wichtiges sagt oder dich lehrt, dann prüfe es selbst.“ Buddhas Befehlen zu folgen, war mir wichtig. So prüfte ich und bemerkte, dass sich in mir eine Art religiöser Stolz breit gemacht hatte. Aber außerhalb von mir war die spürbare Gegenwart Jesu Christi, zu dem die Frau betete! Im Vergleich zu meinem inneren Widerstand war Er größer, klarer und wahrer. Um ehrlich gegen mich zu sein, entschied ich mich nach einem kurzen inneren Kampf für den Größeren, Klareren und Wahreren.
Nach diesem Gebet stellten wir fest, dass die unsichtbare Welt ihren Griff auf uns verloren hatte. Auf einmal war Freiheit, Liebe und ein ungekannter Friede da. Es war die Liebe Gottes, die uns durch Jesus Christus wieder zugänglich wurde. Er ist das Licht der wahren Erleuchtung selber.
Diese Erkenntnis war natürlich sehr angefochten. Manchmal war ich drauf und dran alles aufzugeben. Aber die Gemeinschaft mit anderen Christen, Gebet und Lesen in der Bibel halfen uns, sodass der Unterschied zwischen Buddhismus und Christentum in den nächsten Jahren immer klarer wurde. Am Anfang meinte ich, beide Religionen miteinander kombinieren zu können und meditierte weiterhin, merkte aber, wie ich innerlich wieder leer wurde.

Wir haben gesucht, ohne genau zu wissen wonach. Gott offenbarte sich uns, durch das Gebet einer mutigen Christin. Er suchte uns. Im Alten Testament heißt es beim Propheten Jesaja 65,1: „Ich war zu erfragen für die, die nicht nach mir fragten, ich war zu finden für die, die mich nicht suchten. Ich sprach: Hier bin ich.“
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Autor: Martin Kamphuis
(Quelle: Zeitjournal Nr. 3 / September 2009) © AG Welt e.V.

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